Elon Musk will zum Mars, na und? ESA-Generaldirektor Jan Wörner möchte erst mal ein internationales Dorf auf dem Mond bauen. Im WIRED-Interview erklärt er, warum er die Konkurrenz durch private Raumfahrtunternehmen nicht fürchtet und Wissenschaft nicht immer einen Nutzen haben muss.
Der Mars scheint das nächste große Ziel der Raumfahrt zu sein. Die NASA will hin, Elon Musk sowieso, und auch die Europäische Weltraumorganisation (ESA) startete im März ihre Mars-Mission. Mit ExoMars möchte die ESA herausfinden, ob es einmal Leben auf dem Roten Planeten gab - oder vielleicht noch immer gibt. Im Oktober wird das Modul Schiaparelli auf dem Mars landen.
Doch bis der erste Mensch den Roten Planeten betritt, wird noch einige Menge Zeit vergehen, glaubt ESA-Generaldirektor Jan Wörner. Deshalb hat er eine eigene Vision entwickelt: Die ESA soll ein internationales Dorf auf dem Mond errichten.
+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++WIRED: Bis wann wollen sie das „Moon Village" realisieren? Wörner: Die Internationale Raumstation ist derzeit bis 2020 abgesichert. Ich hoffe, dass wir sie bis 2024 verlängern können - dazu muss sich aber auch Europa noch bekennen. Das heißt, in zehn Jahren sollte schon klar sein, was wir danach machen. Und wenn es zum Mond geht, sollte man das in den nächsten Jahren auch entsprechend vorbereiten. Aber wenn wir uns gemeinsam einigen, direkt zum Mars zu fliegen, ist mir das auch recht. Nur nicht erst 2040, das wäre mir zu spät. Wir müssen den Menschen auch etwas anbieten, das in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren passiert.
WIRED: So gesehen, welchen Nutzen hatte die Rosetta-Mission, die jetzt bald zu Ende geht? Wörner: Rosetta ist als rein wissenschaftliche Mission gestartet, um den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko zu untersuchen. Zuvor lautete eine Theorie, dass das Wasser auf der Erde vielleicht von Kometen stammen könnte. Dank Rosetta und Philae wissen wir jetzt: Diese Art von Komet war nicht alleine dafür verantwortlich. Da können Sie jetzt natürlich sagen: Was hilft mir das in meinem täglichen Leben? Ja, das hilft Ihnen nicht. Aber die Kamera, die an Bord war, kann mehr als 16000 Grautöne unterscheiden. Diese Technologie ist für Tschurjumow-Gerassimenko entwickelt worden, weil Kometen grau sind. Auf der Erde kann man sie aber nutzen, um auf Fotos zu entscheiden, ob das ein Waldbrand ist oder vielleicht nur Wasserdampf. Neugier hat ihren Wert. Grundlagenforschung, also rein von der Neugier getriebene Wissenschaft, führt häufig zu neuen Ergebnissen, die unser Leben massiv verändern. Und selbst wenn sie nichts verändern, dann finde ich es immer noch faszinierend, zu wissen: Woher kommt das Wasser auf der Erde? Gibt es Leben auf dem Mars?