Wissen, wie der Wetterbericht berechnet wird? Wäre super, sagt der Mathematiker Günter M. Ziegler im WIRED-Interview. Nur an solchen Beispielen könne man verstehen, wie und warum Mathe unser Leben täglich prägt. Man darf nicht auf Schulniveau stehenbleiben, warnt Ziegler: „Sonst verlieren wir das Gefühl, unser Leben im Griff zu haben."
Wir leben in einer mathematisierten Welt: Zugfahrpläne, Big Data, Verschlüsselung, sichere Kommunikation mit der Bank - für all das ist Mathe nötig. Nur gibt es da ein Problem, findet der Mathematiker Günter M. Ziegler: Mit dem, was wir in der Schule über Mathematik lernen, hat das fast nichts zu tun.
Wir verlieren die Vorstellung davon, was Mathe ist und eigentlich kann. Warum das weitreichende Konsequenzen hat, erklärt Ziegler im WIRED-Interview. Er arbeitet an der FU Berlin und ist unter anderem Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Vorstandsmitglied der Berlin-Brandenburger Akademie der Wissenschaften.
Das ist dann keine Frage von Erklären und Verstehen, sondern von Erzählen. Und dazu müssen wir den Lehrerinnen und Lehrern den Zugang ermöglichen. Dafür habe ich an der FU Berlin die Vorlesung „Panorama der Mathematik" eingeführt, die nächstes Jahr auch als Buch erscheint.
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In der Mittelstufe muss aber auch vermittelt werden, wie Mathematik in unser Leben eingreift, wie zum Beispiel ein Wetterbericht berechnet wird. Da haben wir eben nicht zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten, sondern 50.000 Unbekannte - die Temperatur und die Windrichtung und -geschwindigkeit an den Messstationen. Dementsprechend haben wird dann auch 50.000 oder mehr Gleichungen, die sagen: Wenn der Wind in diese Richtung bläst, dann kommt er in kurzer Zeit auch da drüben an.
Für alle die noch mehr über Mathe lernen wollen: Zieglers neustes Buch ist „Mathe - Das ist doch keine Kunst" .