Zehn Windräder könnten hierhin kommen: In das Waldgebiet zwischen Dinkelscherben und Burtenbach, am Rand der "Westlichen Wälder". Dort grenzen die Landkreise Günzburg und Augsburg aneinander, die nächsten Wohnhäuser wären rund zwei Kilometer entfernt.
Windpark würde die 10H-Regel verletzen
Das Problem: Der geplante Windpark würde gegen eine Regel verstoßen, die die bayerische Staatsregierung vergangene Woche noch bekräftigt hat. Die sogenannte 10H-Regel besagt, dass ein neues Windrad mindestens zehnmal so weit von der nächsten Siedlung entfernt sein muss, wie es hoch ist.
Kritiker: 10H verhindert Windenergie in Bayern
Kritikern zufolge verhindert diese Regel den Bau von Windkraftanlagen in Bayern. Doch es gibt eine Möglichkeit, die 10H-Regel zu umgehen: Wenn eine Gemeinde ihren Flächennutzungsplan beziehungsweise ihren Bebauungsplan ändert. Eine solche Änderung kann der Gemeinderat beschließen - oder aber die Bürger können sie einfordern, per Bürgerentscheid.
Bürger sollen über Windkraft entscheiden
Diese Variante wäre Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb am liebsten, sagte er dem BR. Im Gemeinderat waren die Windpark-Pläne bereits vergangene Woche Thema, als ein Investor aus Rheinland-Pfalz das Projekt vorstellte. Für das Waldgrundstück hatte es früher schon Windpark-Pläne gegeben, damals waren sich Eigentümer und Investor aber nicht einig gewesen.
Dem Windpark steht langjähriges Genehmigungs-Prozedere bevor
Bevor ein Windrad in Deutschland gebaut und in Betrieb genommen werden kann, steht ein langjähriges Genehmigungsprozedere an: Allein das Planungsverfahren vor Ort würde bis 2023 dauern, schätzt Projektmanager Alexander Bromberger von der Firma juwi AG. Erst dann gehe es um den eigentlich wichtigsten Schritt: Um irgendwann Strom ins Netz einspeisen zu dürfen, muss jede Windkraftanlage erst den Zuschlag der Bundesnetzagentur erhalten.
Ertrag von Windrädern entscheidet über Genehmigung
Um Wind in Strom und Strom in Geld umzuwandeln, muss jede Windkraftanlage bestimmte Vorgaben der Bundesnetzagentur erfüllen - und diese gelten für ganz Deutschland, wodurch eine bundesweite Konkurrenzsituation entsteht: Die geplanten Windräder in Dinkelscherben konkurrieren mit Anlagen in ganz Deutschland. Genau deshalb müssen die Masten 250 Meter hoch sein, sagte Projektmanager Bromberger dem BR: Denn nur auf dieser Höhe wäre der Ertrag an diesem Standort ausreichend.
Planung des Windparks vor Ort bis Ende 2023
Zunächst muss der geplante Windpark das Genehmigungsverfahren vor Ort bestehen. Da zwei Gemeinden und zwei Landkreise betroffen sind, rechnet Projektmanager Bromberger erst bis Ende 2021 damit, dass alle benötigen Gutachten fertig sind.
Planungs-Kriterien: Artenschutz, Schall und Schatten
Denn auf dem Weg dorthin muss geklärt werden, ob der geplante Windpark alle gesetzlichen Vorgaben einhält, die unabhängig von 10H für Windräder gelten - zum Beispiel, ob die Grenzwerte für Geräusche und Schattenwurf eingehalten werden oder ob Bau und Betrieb geschützte Tier- und Pflanzenarten gefährden würden. Um diese Fragen zu klären, sind aktuell verschiedene Gutachter auf dem Areal unterwegs. Im Herbst sollen die Anwohner über die Einzelheiten informiert werden.