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Halbmond über Andalusien

Mehr als 700 Jahre herrschten Muslime über weite Teile Spaniens. Sie hinterließen architektonische Wunderwerke und einen Mythos, an dem sich bis heute identitätspolitische Debatten entzünden.


Am 10. Juli 2003 blickten Musliminnen und Muslime aus aller Welt auf Granada. Um 12 Uhr Ortszeit, pünktlich zum Mittagsgebet, ertönten die Worte „Allah-u Akbar" (Gott ist am größten) über den Dächern von Albaicín, dem ältesten Viertel der südspanischen Stadt - zum ersten Mal seit mehr als 500 Jahren. Staatsschefs und Botschafter aller muslimischen Länder waren angereist; der panarabische Sender Al Jazeera übertrug das Ereignis live im Fernsehen.

Anlass war die Einweihung der Mezquita Mayor, des ersten islamischen Gotteshauses in Granada seit Abschluss der christlichen Reconquista im Jahr 1492. Der Standort der neu erbauten Großen Moschee könnte symbolträchtiger nicht sein: Sie steht auf einer Anhöhe neben der Kirche San Nicolas, die nach der Verdrängung der Muslime aus dem arabischen Stadtteil Albaicín auf den Grundmauern einer abgerissenen Moschee gebaut wurde....

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