Die Regisseurin Leena Yadav schenkt dem indischen Kino starke weibliche Identifikationsfiguren und bricht mit dem Tabu um sexualisierte Gewalt.
Am Ende des Films fängt ein Mann während eines Ehestreits Feuer an einer Öllampe und geht in Flammen auf. Seine Frau unternimmt einen halbherzigen Versuch, ihn zu retten, doch dann wendet sie sich ab – und rettet sich selbst: Sie verschwindet in der Dunkelheit der Nacht, während ihr Partner bei lebendigem Leibe verbrennt. Ist es das Ende eines Täters, der zuvor jahrelang seine Frau misshandelt hat? Oder das Ende eines Mannes, der – wie alle anderen Bewohner und Bewohnerinnen des fiktiven Wüstendorfs Ujhaas – Opfer seiner Umstände ist? Diesen Fragen geht Leena Yadav in ihrem Sozialdrama „Die Zeit der Frauen“ nach, das ARTE im Rahmen des Schwerpunkts „Indien – 75 Jahre Unabhängigkeit“ ausstrahlt. Die Regisseurin verwebt darin die Schicksale von vier höchst unterschiedlichen Frauen, die ein Umstand besonders verbindet: Sie leiden unter den patriarchalen Verhältnissen, die ihr Leben im Indien des frühen 21. Jahrhunderts nahezu vollständig im Griff haben.
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