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Studentenleben in Traumlage

Seit diesem Wintersemester hat das Borromaeum seine Pforten auch für Nicht-Theologen geöffnet. Acht Studenten verschiedenster Fachrichtungen - Jura, Psychologie, Germanistik, Anglistik und Naturwissenschaften - wohnen nun inmitten von Theologiestudenten, die für das Priesteramt ausgebildet werden. Ein gemischtes Zusammenleben, das in dieser Form in einem Priesterseminar zum ersten Mal angeboten wird - weltweit.

Die knapp 30 Studenten leben in vier Wohngemeinschaften, pro WG jeweils fünf bis sechs Priesteramtskandidaten und zwei „neue" Mitbewohner. Eine gute Mischung. „Genau das ist der Sinn dieses Projekts - ein buntes WG-Leben im Alltag", erklärt Subregens Jochen Kosmann.

Vom Schulpfarrer seiner ehemaligen Schule, der Liebfrauenschule in Oldenburg, hat Anjo Diepen von dem Wohnungsangebot erfahren. Ohne zu zögern habe er sich beworben. „Allein die Lage und der Preis sind unschlagbar", sagt der Student. Nur 300 Euro kostet das möblierte Zimmer samt eigenem Bad, Telefon und Internetkosten. Außerdem: Im Preis inbegriffen sind Mittag- und Abendessen.

„Darum beneiden mich alle meine Freunde", sagt Anjo Diepen lachend. Frühstück und Abendessen gibt es in der WG-Küche, mittags wird mit der ganzen Hausgemeinschaft im gediegenen Speisesaal gegessen. Wie in jeder Studenten-WG hängt in der Küche ein Putz- und Einkaufsplan. Diepen ist in dieser Woche als „Fressbote" eingeteilt - er kauft fürs Frühstück ein und holt das Abendessen aus der Großküche in die WG-Küche.

„Wir versuchen immer, die Priesterausbildung weiterzuentwickeln", sagt Subregens Kosmann. Das neue Projekt biete nicht nur suchenden Studenten ein Dach über dem Kopf, sondern bereichere die ganze Hausgemeinschaft. Denn wenn jetzt Studenten anderer Fächer ins Seminar einziehen, würden sich auch die Themen weiten, über die man im Haus spricht.

Dass das manchmal gar nicht so einfach ist, hat Anjo Diepen schon nach vier Wochen gemerkt. „Beim Essen wird oft noch mal über den Gottesdienst am Morgen gesprochen. Wir Nicht-Theologen bringen dann manchmal extra ein weltliches Thema auf den Tisch."

Diepen schätzt gleichzeitig aber auch die Offenheit der Seminaristen. Viele seien interessiert, stellten Fragen und es habe schon manchen lustigen Abend gegeben. Der Raum im Keller des Borromaeums hat Kicker, Theke und nennt sich „Coelibar".

Natürlich sind die neuen Mitbewohner ausdrücklich auch zu den Gottesdiensten eingeladen - aber in „keiner Art und Weise verpflichtet".

Aus knapp 40 Bewerbungen mussten Subregens Kosmann und Regens Niehues acht Studenten für die freien Zimmer auswählen. Voraussetzung: männlich, katholisch und an einer münsterischen Hochschule immatrikuliert.

Für die Vereinbarungen im Mietvertrag haben sich die beiden fast wörtlich an die der anderen katholischen Studentenwohnheime in Münster gehalten: So können die Studenten maximal sechs Semester in ihrem Zimmer in Traumlage wohnen.

Und, fromm katholisch, gilt für alle Heime: Weder Mann noch Frau dürfen im Zimmer mitübernachten.

Bischöfliches Priesterseminar Borromaeum

Im Borromaeum leben die Priesterkandidaten der Bistümer Münster, Aachen, Essen und Osnabrück. Alle Priesteramtskandidaten studieren Katholische Theologie und werden in verschiedenen priesterlichen Bereichen ausgebildet. Derzeit wohnen 21 Seminaristen und 16 Propädeutiker - Männer, die sich auf die Priesterausbildung vorbereiten - im Borromaeum.

Seit dem Wintersemester 2014/15 laden die Verantwortlichen des Priesterseminars vor allem Nichttheologen ein, im Borromaeum mitzuwohnen. Interessierte katholische Studenten finden einen Bewerbungsbogen für das Sommersemester 2015 sowie weitere Informationen zum Projekt und zum Bewerbungsverfahren im Internet unter www.priesterseminar-muenster.de.

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