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Handel im Wandel: Wie der Quick Commerce das Jahr 2023 prägen wird

Handel im Wandel: Wie der Quick Commerce das Jahr 2023 prägen wird
Im letzten Jahr waren sie in kaum einer europäischen Großstadt zu übersehen: Die Rider, Kuriere und Lieferanten der aufstrebenden Start-Ups aus dem Quick-Commerce. Und auch in 2023 stehen die Zeichen in der Branche auf Wachstum. Denn ihre Innovationen beschleunigen den Wandel in vermeintlich auf ewig etablierten Handelszweigen.
Von Lebensmitteln bis Elektronik: Schnelle Lieferungen sind immer beliebter
Denn fast jeder Zweite will künftig über Schnelllieferdienste bestellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich von der Unternehmensberatung Roland Berger veröffentlichte Studie unter Verbrauchern in Deutschland, Frankreich und UK. Was einst als schwer fassbare Business-Idee begann, hat sich während der Corona-Pandemie zur neuen Wirklichkeit des modernen Handels entwickelt. Schätzungen zufolge soll der Umsatz in dem Segment für Schnellbestellungen bereits in diesem Jahr auf 110 Milliarden Euro steigen. Die Zahlen implizieren: Der Quick-Commerce ist in beeindruckendem Tempo dabei, neue Marktanteile für sich zu erschließen. Zu den beliebtesten Produktgruppen für die schnelle Lieferung zählen längst nicht mehr nicht nur Lebensmittel, sondern auch Pharmazeutika, Drogerieartikel und Elektronik.
Nach der Konsolidierung ist vor der Disruption
Welche Dynamik hinter dem gegenwärtigen Aufschwung des Quick-Commerce steckt, zeigt die 1,2 Milliarden schwere Übernahme des deutschen Marktführers Gorillas durch seinen türkischen Konkurrenten Getir. Der Deal steht symptomatisch für die anstehende Konsolidierungsphase, in der zunehmend größere Akteure auf dem Quick-Commerce- Markt Position beziehen und ihre Mitstreiter aufkaufen oder verdrängen. Auch wenn einige Experten darin bereits den Anfang vom Ende des Booms sehen wollen, hat der Quick Commerce weiterhin bedeutendes disruptives Potential. Die Same-Day-Lieferungen bringen Flexibilität und Komfort für die Konsumenten. Gerade im Lebensmittelhandel entspricht das der neuen Erwartungshaltung vieler Verbraucher. Bereits 92% von ihnen erwarten bei der Essensbestellung eine Lieferung innerhalb einer Stunde, so eine aktuelle Capterra-Studie. Der Lieferservice ist längst ein zentrales Qualitätskriterium für jeden Händler.
Digitale Marktplätze: Experimentierfeld und New Normal des Handels
Weil damit auch die Anforderungen an ein funktionierendes Logistik-Netz steigen, kommt die aktuelle Marktkonzentration wenig überraschend. Die wachsenden Strukturen aus externen Lagerhäusern und kompakten Shops in Ballungszentren bringen Effizienzvorteile und steigern die Profitabilität der Akteure, die im steten Konkurrenzkampf des rigorosen Markthochlaufs der letzten Jahre noch ein wunder Punkt war. Obwohl sich nicht jede Investition rentiert haben dürfte, hat der üppige Kapitalzufluss für die Branche ein Experimentierfeld eröffnet und wichtige Erkenntnisse geliefert. Erkenntnisse, die sich 2023 auszahlen dürften. Zu ihnen zählt, dass die traditionellen Retailer längst nicht alle Bedürfnisse der diversen Konsumenten bedienen. Das gilt allen voran für das Wie beim digitalen Einkaufen, aber auch für die Bandbreite in Sachen Produktsortiment. Subscription-Modelle wie von LaFourche, welche auf lang haltbare Lebensmittel setzen, oder Start-Ups wie The Modern Milkman, das seine Produkte ausschließlich in wiederverwendbaren Verpackungen verkauft, stehen für die Ansätze der Zukunft. Digitale Marktplätze wie Yababa oder Waysia versuchen mehr als je zuvor ihr Sortiment auf spezifische Kundengruppen zuzuschneiden. Nicht alle von ihnen werden sich in dem hart umkämpften Marktumfeld behaupten können. Doch wer es 2023 schafft zu relevanter Größe heranzuwachsen, dürfte selbst für die etablierten Handelsketten zu einer Herausforderung werden.
Neue Bewegung für alte Strukturen 
Denn auch die großen konventionellen Retailer werden durch den Aufbau eigener Kapazitäten oder über Partnerschaften mit innovationsstarken Newcomern versuchen, die größer werdende Gruppe junger, online-affiner Quick-Shopper zu erreichen. Ob Lebensmittelhandel oder Medikamentenversorgung: Lange Zeit statische Märkte werden  so 2023 zu neuer Beweglichkeit gelangen.
Über den Autoren:
Mikko Riikkinen ist der Country Lead Deutschland bei Shopopop, der führenden Crowdshipping-Plattform in Europa. Riikkinen ist zudem Doktorand und untersucht die Wertschöpfung innerhalb digitaler Plattformen. Er hat sich darauf spezialisiert, die Brücke zwischen Technologie und Wirtschaft sowie zwischen Start-ups und Unternehmen zu schlagen.

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