Die Vermittlungsplattform für Beratungen im 10-Minuten-Takt 10minutes.de befragte den Marketingberater und Experten Andreas Pfeifer von der Marketingberatung Die Heldenhelfer zum Thema Social Media und Marketingkommunikation aus unternehmerischer Sicht:
Sollte ich mit meinem Unternehmen immer auf allen gängigen Social Media Kanälen (FB, Xing, LinkedIn, Twitter) präsent sein? Oder ist das eher branchenabhängig?
Immer und überall ist im Marketing meist keine gute Entscheidung, denn nach dem Anlegen der Profile und Seiten folgt die Pflege. Und wenn man sich bei zu vielen Netzwerken angemeldet hat, dann wird es schwierig, alle Plattformen mit aktuellen Inhalten zu versorgen. Sinnvoller ist es, vorab herauszufinden, in welchen Social Networks meine Zielgruppe aktiv ist und welche Inhalte ich bieten kann. Die Branchenzugehörigkeit spielt da weniger eine Rolle als vielmehr die Art des Contents und der Nutzung: Suche ich direkte Business-Kontakte, bin ich bei Xing richtig. Internationale Geschäftspartner finde ich eher bei LinkedIn. Möchte ich StoryTelling betreiben und Menschen unterhaltsam informieren, dann bietet sich Facebook an. Twitter ist eher der Kanal für schnelle Nachrichten, deren Link zu einer ausführlichen Darstellung auf einer Website, einen Blog oder zu anderen Medien führt. Bildbetonte Inhalte sind bei Pinterest und Instagram gut aufgehoben, wohingegen Videos sinnvollerweise bei Youtube oder Vimeo platziert werden. Für die Suchmaschinenoptimierung ist natürlich Aktivität auf Google plus hilfreich, ebenso wie auf der auch zu Google gehörenden Videoplattform Youtube.
Welchen Nutzen kann ein erfolgreicher Social Media-Auftritt für ein Unternehmen haben?
Fangen wir damit an, welchen Nutzen ein solcher Auftritt nicht hat: Verkauf, Vertrieb, Werbung werden in Social Media nicht funktionieren. Vielmehr liegt der Nutzen im Dialog mit Interessenten und Kunden. Auftritte in den Sozialen Netzwerken tragen zur Imageerweiterung bei, lassen den Meinungsaustausch über Produkte und Dienstleistungen zu und erlauben den Blick hinter die Kulissen der Marke. Darüber hinaus spielen die Social Signals, die von diesen Plattformen ausgehen, eine größer werdende Bedeutung beim SEO (Search Engine Optimization). Marken und Unternehmen, die eine hohe Aktivität bei Facebook & Co. zeigen, werden auch von den Suchmaschinen verstärkt wahrgenommen.
Wie kann man (als Unternehmen) gegen negative Online-Inhalte, die z.B. über Social Media-Kanäle verbreitet werden, erfolgreich vorgehen?
Zunächst ist es wichtig (und beruhigend) zu wissen, dass die meisten Bewertungen in den Sozialen Netzwerken positiv oder zumindest neutral sind. Deutlich weniger als 20 Prozent sind kritisch oder wirklich negativ. Sollte man über die Plattformen eine schlechte Kritik eingefangen dann, dann empfehle ich als Marketingberater folgende Vorgehensweise:
1. Bedanken für das Feedback
2 Entschuldigung sagen, wenn etwas schief gelaufen ist
3. die Situation ggf. aus der eigenen Sicht sachlich darstellen,
4. Verbesserungsvorschläge aufgreifen, Fehler und Schwachstellen beheben und
5. anschließend in Social Media darüber berichten.
Von dieser Vorgehensweise ausgenommen sind Angriffe von Trollen, die nicht an einer Lösung, sondern ausschließlich an Krawall interessiert sind, sowie User, die unwahre Tatsachenbehauptungen verbreiten. Gegen letztere muss man juristisch vorgehen.
Wieviel Zeit muss ich Social Media Aktivitäten einplanen?
So wie Ihre Werbung und Ihre Pressearbeit Teil der Marketingkommunikation ist, so ist auch Social Media Marketing ein Baustein in Ihrer Gesamtstrategie. Der Zeitaufwand ist sicherlich von der Größe des Unternehmens, der Fülle an Nachrichten und der Zahl der zu bespielenden Plattformen abhängig. Für den Anfang reichen bei den meisten KMUs täglich 15 bis 30 Minuten aus. Mit wachsender Fanzahl und Zahl der Meldungen und Netzwerke kann dies soweit führen, dass die Einstellung eines eigenen Social Media Managers angeraten ist.
Wann ist es sinnvoll, das eigene Social Media Marketing an einen externen Dienstleister abzugeben?
Es ist sinnvoll, sich bei der Einrichtung der Profile und Unternehmensseiten durch externe Berater helfen zu lassen. Auch die Schulung von Mitarbeitern durch Externe ist zu empfehlen. Die Aktivitäten in Social Media sollten dann in den allermeisten Fällen vom Unternehmen selbst entfaltet werden - in den ersten Wochen und Monaten vielleicht mit Unterstützung durch Experten. Dadurch werden die Beiträge lebendiger, authentischer und können zeitnah platziert werden.
Welche Grundregeln gilt es zu beachten, um erfolgreiches Social Media Marketing zu betreiben?
Regeln zu Social Media gibt es fast so viele wie Social Media Berater. Dennoch haben sich einige Empfehlungen als wertvoll herausgestellt:
• Setzen Sie sich ein Kommunikationsziel.
• Prüfen Sie, wo Ihre Zielgruppe zu erreichen ist.
• Erklären Sie Social Media zur Chefsache und führen Sie unternehmenseigene Guidelines als Hilfestellung ein.
• Beziehen Sie Mitarbeiter ein, die Sie vorher schulen lassen.
• Melden Sie sich auf den Plattformen an und beobachten Sie.
• Machen Sie erst mit, wenn Sie die Netzwerk-eigenen Formen und Regeln verstanden haben.
• Bauen Sie qualitativ hochwertige und zu Ihrem Business passende Fans und Follower auf.
• Widerstehen Sie der Versuchung, Kritik zu löschen oder gar Fans zu kaufen.
• Agieren Sie glaubwürdig, transparent und ehrlich.
• Verknüpfen Sie Ihre Online-Aktivitäten mit Ihren Offline-Marketingmaßnahmen.
• Erzählen Sie gute Geschichten und bieten Sie Ihren Fans einen echten Mehrwert/Nutzen.
• Nutzen Sie das Feedback der User zur Schwachstellen-Analyse und als Verbesserungsmöglichkeit.
• Bleiben Sie am Ball - Social Media erfordert regelmäßige Zuwendung und ist keine Einbahnstraße.
• Seien Sie freundlich und sympathisch - sagen Sie Bitte, Danke und Entschuldigung.