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Sieben Gründe, warum Mutmachsprüche deinen Burnout fördern

Sieben Gründe, warum Mutmachsprüche deinen Burnout fördern

Mutmachsprüche trösten, motivieren, machen Mut und stärken die Lebensfreude. Doch sie können auch zu Überforderung und Frustration, zu Burnout und Depression führen. 


Was bewirken Mutmachsprüche? Warum können Mutmachsprüche dir schaden? Und was schützt dich wirklich vor Mutlosigkeit, ausgebrannt sein und Erschöpfung?


Mutmachsprüche: was ist das?

Mutmachsprüche kennst du bestimmt, wenn du dich ein bißchen mit Persönlichkeitsentwicklung und Selbstreflexion beschäftigst. 


Sie stehen auf Postkarten, auf Posts in sozialen Netzwerken und im Whatsapp-Status. Sie werden auch gern in den sozialen Medien geteilt, oft mit einem stimmungsvollen Bild und erhalten viele Likes. 


Sprüche, die Mut machen und Kraft geben funktionieren nach dem Motto - man möge mir meine Ironie verzeihen:


Heute ist kein guter Tag, aber morgen ist ja noch nicht vorbei.


Mutmachsprüche: Typische Beispiele

Hier einige Beispiele für typische Mutmachsprüche. Sprüche, die Mut machen und Kraft geben stammen auch oft von berühmten Personen und Schriftstellern.


- Wenn dir das Leben Zitronen gibt, dann mach Limonade draus.
- Für den Pessimisten ist das Glas halbleer. Für den Optimisten ist das Glas halbvoll
- Hinfallen. Aufstehen. Krönchen richten. Weitergehen.
- Alle Träume können wahr werden, wenn man nur den Mut hat, sie zu verfolgen (Walt Disney)
- Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man schönes bauen (Goethe).
- Am Ende wird alles gut werden und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
- Das Leben ist zu kurz um traurig zu sein.

Sprüche, die Mut machen und Kraft geben sind heutzutage inflationär. Online und offline sind sie der Renner. 


Aber warum können so schöne Sprüche schädlich sein und dir und deiner Psyche schaden?


(1)Mutmachsprüche orientieren sich an Zielen

Sprüche, die Mut machen und Kraft geben orientieren sich gewöhnlich daran, ein Ziel zu erreichen und nicht aufzugeben. Zum Beispiel:


- Hinfallen. Aufstehen. Krönchen richten. Weitergehen.
- Du musst es hundert Mal versuchen, dann wirst du es schaffen!
- Nur der, der nie aufgibt, wird sein Ziel erreichen!

Natürlich ist es richtig, wenn du dich nicht von jeder Niederlage aus der Bahn werfen lässt und deine Ziele aufgibst. Aber genau so wichtig ist es, dass du auf deine persönlichen Ressourcen achtest. “Mit dem Kopf durch die Wand” hat noch keinem gut getan. Und versuchen, ein Ziel zwanghaft gegen alle Widerstände zu erreichen, auch nicht.


Wenn du dich an einem Ziel orientierst, dann kann es sein, dass du dabei deine eigenen, individuellen Ressourcen ignorierst. Mit Mutmachsprüche motivierst du dich zum Weitermachen. Die Gefahr ist, dass du dabei vielleicht nicht auf deine finanziellen, körperlichen und emotionalen Ressourcen achtest.


(2)Mutmachsprüche reden Niederlagen schön

Sprüche, die Mut machen und Kraft geben regen zum Positiven Denken und Optimismus an. Was soll daran falsch sein?, fragst du dich vielleicht.


Positives Denken macht krank. Das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. 


Und der Volksmund spricht ja auch von einem “gesunden Optimismus” und nicht von einem “grenzenlosen” oder “bedingungslosen” Optimismus. Deshalb können Mutmachsprüche für die Psyche gefährlich sein.


Wir alle machen in unserem Leben schlimme Erfahrungen, denn schlimme Erfahrungen gehören zum Leben. 


Aber es ist krankhaft, wenn du versuchst, diese Niederlagen mit positivem Denken zu bewältigen. Indem du dir vielleicht - wider deinen wirklichen Gefühlen - einredest, auch die schlimmsten Erfahrungen führen zu Wachstumschancen. 


Ich habe im Leben auch jede Menge schlimme Erfahrungen gemacht. Und diese Erfahrungen können auch zu Wachstumschancen führen. Aber nur dann, wenn du mit du dich mit den Erfahrungen, Traumatisierungen, Niederlagen und Demütigungen emotional auseinander gesetzt hast. Das bedeutet, die Trauer, den Schmerz, die Enttäuschung zuzulassen und emotional zu würdigen, also die schlimmen Gefühle zulassen.


Viele Menschen wissen gar nicht mehr, wie es geht, schlimme Gefühle zuzulassen. Und sie wissen auch gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, getröstet zu werden. Getröstet werden ist eine sehr passive Erfahrung und steht im Gegensatz zum Aktionismus unseres Zeitgeistes. Getröstet werden heißt: Du lässt dich bei einem anderen Menschen mit deinem Schmerz und deiner Trauer fallen und der andere hält sie mit dir aus (zum Beispiel wie ich im Coaching mit Empathie).


Manche Menschen verdrängen die Gefühle und machen mit ihrem Leben weiter (vielleicht mit Unterstützung von Mutmachsprüchen). Das ist sogar manchmal das Beste, was sie tun können. Aber so leben sie auf einem emotionalem Schnellkochtopf, der irgendwann explodiert.


Immer wieder erlebe ich im Coaching, wie gut es tut, die unangenehmen Gefühle mit einem anderen Menschen zu teilen und sich getröstet fühlen. Wobei Trösten nicht Trost im üblichen Sinn meint, sondern den Gefühlen Raum geben und da sein lassen.


Viele Menschen haben kaum Erfahrung darin, unangenehme Gefühle zuzulassen. Außerdem fehlt ihnen die Erfahrung des getröstet werdens.


(3)Mutmachsprüche: Erfolg beruht immer auf Leistung

Sprüche, die Mut machen und Kraft geben beruhen auf der Idee, dass zwischen Leistung und Erfolg ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Nach dem Motto:


Wenn ich mich nur genug anstrenge, dann werde ich mein Ziel auch erreichen.


Das bedeutet im Umkehrschluss: 


Solange ich mein Ziel noch nicht erreicht habe, habe ich mich noch nicht genug angestrengt.


Und dieses Weltbild kann für die Seele gefährlich sein, weil es nicht der Realität entspricht. 


- Wie viele Menschen würden gern arbeiten, finden aber keinen Job? 
- Wie viele talentierte Musiker, Schriftsteller, Künstler sind unbekannt in Armut verstorben. Oder konnten ihr Talent nicht leben, weil sie andere Verpflichtungen hatten (Annette von Droste-Hülshoff oder Rosamunde Pilcher hat auch erst geschrieben, als die Kinder aus dem Haus waren)? 
- Wie viele Menschen würden gern beruflich etwas anderes machen, tragen Verantwortung für eine Familie (finanziell oder Betreuung)?

Wenn du dabei nicht nur an Menschen in zivilisierten Länder wie Deutschland denkst, sondern auch an Länder des globalen Südens, wie zum Beispiel Afrika, Südamerika oder Indien. Aufgrund der Coronakrise haben viele Menschen völlig unverschuldet ihre Existenz verloren.


Erfolg ist nie nur von Leistung und Anstrengung abhängig, sondern auch von vielen anderen Faktoren: Glück, Lebensbedingungen, Herkunft, geschlechtliche Identität, Persönlichkeit etcetera. 


(4)Mutmachsprüche fördern die Mentalität: Ich-habe-mein-Leben-im Griff

Mutmachsprüche wollen dir den Mut und die Kraft geben, dein Leben aktiv nach deinen Träumen und Wünschen zu gestalten. Und viele Menschen leben nach diesem Motto.


Aber manchmal hat auch das Leben uns im Griff. Diese Sichtweise wird oft - so meine Erfahrung - in der modernen Psychologie, Persönlichkeitsentwicklung, Lebensberatung ignoriert. Eine Ausnahme ist zum Beispiel die Psychologin und Buchautorin Ursula Nuber, die das auch thematisiert in ihrem Buch “Wer bin ich ohne dich?”.


Selbstverständlich liegt die Verantwortung für dein Leben bei dir. Und gleichzeitig ist dein Leben auch von von äußeren Bedingungen abhängig, die du nicht beeinflussen kannst.


Schicksalsschläge wie Krankheit, Tod, Corona, finanzielle Einbußen etc. können dich völlig unverschuldet treffen - und zum Beispiel deinen beruflichen Erfolg erschweren, zerstören, behindern.


Auch ein Pflanzensamen ist beim Wachsen davon abhängig, dass er in fruchtbare Erde fällt und ausreichend Sonne und Wasser bekommt. 


Und doch machen sich viele Menschen mit der typischen Burnout-Denke und einem starken inneren Kritiker, Selbstvorwürfe. Sie suchen die Verantwortung für ihren Misserfolg ausschließlich bei sich selbst. Dabei ist viel wichtiger, dass du für gesunde Wachstumsbedingungen in deinem Leben sorgst.


Stell dir vor, du bist eine Pflanze! Welche Wachstumsbedingungen brauchst du, damit es dir gut geht und du dich entfalten kannst?



Finde heraus, welche Wachstumsbedingungen du brauchst. Im Coaching mit Empathie - auch am Telefon.


(5)Mutmachsprüche: Andere haben es doch auch geschafft!

Mit Mutmachsprüchen orientieren wir uns an Menschen, die bereits das erreicht haben, was wir uns selbst wünschen. Denn wenn wir an sie denken, soll uns das Mut und Kraft geben.


Für erfolglose Schriftsteller sind das zum Beispiel Joanne K. Rowling oder Stephen King Vorbilder. Ihre Manuskripte wurden von vielen Verlagen abgelehnt, bevor sie Bestseller wurden.


Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, hat sinngemäß einmal gesagt: Wenn du dich schlecht fühlen willst, dann vergleiche dich mit anderen. Und wenn du richtig, richtig schlecht fühlen willst, dann vergleiche dich mit Mozart.


Frauen fühlen sich nach der Lektüre von Frauenzeitschriften schlechter, weil sie sich selbst mit den makellosen, schönen, jungen Frauen vergleichen und dem nicht gerecht werden.


Im Coaching-Business werben erfolgreiche Coaches mit der Aussicht: wenn du alles machst, was ich dir sage, dann wirst du so erfolgreich wie ich werden. 


Nur komisch: dass ich noch nie von Coachees gehört habe, die gesagt haben: ich habe alles wie dieser Profi-Coach gemacht und jetzt bin ich genauso erfolgreich wie er.


Also kann doch an dem Versprechen der Profi-Coaches etwas nicht stimmen.


Meine Einstellung: Orientiere dich nicht an anderen, sondern nur an dir selbst und an deinen einmaligen Lebensbedingungen. Höre auf dein Bauchgefühl.


Im Coaching mit Empathie unterstütze ich dich, auf Dein Bauchgefühl zu hören und herauszufinden, was du wirklich brauchst. 


Wenn du dich schlecht fühlen willst, dann vergleiche dich mit anderen. Und wenn du wirklich schlecht fühlen willst, dann vergleiche dich mit Mozart.” 


(6)Mutmachsprüche: Stroh zu Gold spinnen

Viele Menschen glauben an die Wirksamkeit von Mutmachsprüchen und versuchen sie mit besten Absichten umzusetzen. Wenn es dann aber wieder nicht klappt, sind sie frustriert. Und stellen wieder sich selbst in Zweifel. 


Vor allem Frauen haben unrealistische Erwartungen an sich selbst. Ursula Nuber bringt den Vergleich mit der Prinzessin im Märchen von Rumpelstilzchen: Die Prinzessin wird von ihrem Vater und dem Prinzen unter Druck gesetzt. Allein im Dachboden soll sie Stroh zu Gold spinnen, d.h. etwas Unmögliches leisten.


Wenn du zu Burnout und Erschöpfung neigst: Frage dich also nicht ständig: Wie kann ich dies und das bewältigen? Sondern frage dich vielmehr: Ist das, was ich bewältigen will, realistisch? Wo versuche ich Stroh zu Gold zu spinnen?


Und mal ehrlich: Wir alle versuchen irgendwo Stroh zu Gold zu spinnen. Ein Coaching mit Empathie kann dir dabei helfen, es herauszufinden.


Viele alleinerziehende Mütter versuchen Stroh zu Gold zu spinnen, das weiß ich auch Erfahrung.


Lies hier: Warum Mütter niemals Burnout sondern Depressionen kriegen


(7)Mutmachsprüche verhindern die Spontanität und Anpassen

Sprüche, die Mut machen und Kraft geben wollen uns unterstützen, unsere Ziele zu erreichen und Träume zu verwirklichen. Irgendwie ist das der Lebensmotto und auch Trend im Coaching-Trend. Viele Coaches arbeiten nach dem Motto: Setze dir dein Ziel, strenge dich an und du wirst es erreichen.


Früher hat man doch auch nicht so gelebt. Da hat man einen Schritt nach dem anderen gemacht, geschaut wie es sich entwickelt und sich dem Leben angepasst. Früher habe ich auch nicht immer mir selbst die Schuld gegeben, wenn etwas nicht geklappt hat. Das war dann halt so. (Obwohl früher die Dinge eher geklappt haben. Vielleicht hatte ich auch weniger Ansprüche an das Leben). 


Mir ist das wieder bewusst geworden bei der Lektüre des Buches von Lotti Huber: Diese Zitrone hat noch viel Saft. Lotti Huber beschreibt ihre Lebensgeschichte mit vielen Hoch und Tiefs. Immer wieder musste sie sich im Leben neu orientieren - und das hat sie getan mit viel Lebensfreude, Neugier und Mut. Sie hat Restaurants geleitet, eine Modelschule betrieben, Tanzunterricht gegeben. Sie hat in Deutschland, Zypern und England gelebt. Sie war zweimal verheiratet, hat Bücher übersetzt und ist in hohem Alter Schauspielerin geworden. Wegen Geldmangel hat sie Zimmer in ihrer Wohnung untervermietet. 


Das ist vielleicht ein extremes Leben. Lotti Huber hat nie den Mut verloren und immer weiter gemacht, sich neu orientiert. Ich finde das Buch “Diese Zitrone hat noch viel Saft”, das bereits 1998 erschienen ist, absolut lesenswert. 


Mutmachsprüche: Was sie wirklich bringen?

Sprüche, die Mut machen und Kraft geben können uns bis zu einem gewissen Grad motivieren und zum Weitermachen ermutigen. Früher waren das Sprichwörter. Allerdings bergen sie auch Gefahren.


Sie führen zu einer Durchhaltementaltiät, Schönreden und Selbstüberschätzung. Deshalb können sie auch in die Überforderung, zu Burnout und Depression führen. 




Raus aus dem Burnout und rein ins Leben? Hast du die Nase voll von Mutmachsprüchen, die doch nicht wirken. Dann hole dir Unterstützung. Mit einer guten Kraft an deiner Seite geht vieles Leichter!


Übrigens: Coaching mit Empathie geht auch am Telefon.



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