Andrea Corinna Schöne

freie Journalistin, Speakerin, Moderatorin, Autorin, Ingolstadt

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La dolce vita: Ich packe meine Koffer

Anfang August ging die Reise los: ein Jahr Italien. Zunächst einmal ging es aber nicht in meine Studienstadt Forlì, sondern für sieben Wochen an eine Sprachschule nach Bologna. Was es noch alles vorzubereiten gab, wie mein Abschied von daheim aussah und wie ich in Bologna angekommen bin, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Komplikationen auf den letzten Metern

Vor meiner Abreise Anfang August gab es noch einmal besonders viel zu organisieren. Da eine Mail von der Universität Bologna mich nicht erreicht hatte, bekam ich erst sehr spät alle Daten, um eine für mich mit Gehbehinderung geeignete Unterkunft zu finden. Da ich die Gegebenheiten vor Ort nicht kannte, habe ich mich auf die Aussagen der Universität verlassen und ein Studentenwohnheimzimmer mit Bad und Küche für mich alleine genommen. In der Eile habe ich noch bei einer Sprachschule für Ausländer in Bologna für sieben Wochen einen Sprachkurs gebucht, wobei dies zunächst wegen nicht funktionierender Formulare kompliziert war.


Die Suche nach einer Unterkunft für mich stellte sich leider noch schwieriger dar, da die Unterkünfte der Sprachschule leider nicht barrierefrei waren. Daher suchte ich bis zum Abend der Abfahrt im Internet nach einer geeigneten Unterkunft. Letztendlich hatte ich diese bei Airbnb gefunden und war sehr glücklich, nun schon einmal zu wissen, wo ich schlafen würde.


Nun stand mir noch das Kofferpacken bevor. Letztendlich änderte ich mehr als drei Mal meine Pläne, was ich alles mitnehmen wollte. Für ein ganzes Jahr und vier Jahreszeiten Kleidung zusammenzusuchen, ist gar nicht so einfach. Letztendlich war das gesamte Auto meiner Eltern von oben bis unten vollgepackt. Meine Eltern hatten beschlossen, für zwei Wochen in die Toskana zu fahren und Urlaub zu machen. Das war für mich eine sehr gute Möglichkeit, gleich mitzufahren.


It's time to say goodbye ...

Ich muss ehrlich zugeben, das Verabschieden von meinen Freunden ist mir sehr sehr schwer gefallen. Besonders, da ich einen Teil meiner Freunde auch erst in einem Jahr wiedersehen werde, da sie selbst auch ins Ausland gehen und nicht wie ich die Weihnachtsferien zu Hause verbringen können oder einfach zu weit weg wohnen. Um die Möglichkeit zu haben, mich von allen gebührend verabschieden zu können, funktionierte ich meine Geburtstagsparty eine Woche vor der Abfahrt gleichzeitig zur Abschiedsparty um. Nur langsam realisierte ich an diesem Abend, dass der Abschied für fünf Monate sein würde, bis ich für die Weihnachtsferien kurz nach Deutschland komme. Wir hatten alle einen sehr schönen, letzten gemeinsamen Abend, auch wenn meine Stimmung am Ende etwas wehmütig war.


Als dann alle meine Gäste weg waren, fiel ich zuerst einmal in ein Loch. Ich hatte Heimweh, bevor ich überhaupt weg war - und Angst vor der eigenen Courage. Erst im April hatte ich beschlossen, statt einem Semester, gleich zwei Semester in Italien zu studieren. Ich hatte Angst, dass mich ein Studium auf Italienisch völlig überfordern würde, da meine Sprachkenntnisse noch nicht sonderlich gut ausgeprägt waren. Zudem hatte ich erst wenige Tage zuvor entdeckt, wie hoch die Anforderungen der Universität Bologna an ihre Studenten sind. Innerhalb meiner letzten Woche in Deutschland konnte ich mein Heimweh aber überwinden und war sehr gespannt was mich in Italien alles erwarten würde.


Die Fahrt ins Ungewisse

Die Koffer sind gepackt, alles fertig vorbereitet. Und schon machten meine Familie und ich uns am frühen Morgen auf den Weg nach Italien. In Deutschland war es richtig kalt und es hatte geregnet. Auch als wir an die österreichische Grenze kamen, regnete es noch, sodass ich die Alpen gar nicht sehen konnte. Erst als wir die italienische Grenze überschritten hatten, kam die Sonne heraus und blieb. Es wurde immer heißer im Auto und ein strahlend blauer Himmel, umgeben von einem atemberaubenden Alpenpanorama, blickte mir entgegen. Ich sah bereits einige Weinberge und bin bis heute noch von den Dolomiten, den italienischen Alpen, sehr begeistert. Dort werde ich auf jeden Fall hinreisen. In der Gegend um Trentino haben meine Eltern und ich unsere Mittagspause gemacht.


Dies bot für mich die perfekte Möglichkeit, meine zwar sehr geringen, aber immerhin doch vorhandenen Italienischkenntnisse vor Ort auszuprobieren. Schüchtern bestellte ich mir ‚un risotto porchini e una coca cola'. Sicherlich war mein Italienisch ziemlich holprig, aber ich bekam das Bestellte und das ist ein tolles Gefühl. Sehr positiv fiel mir an dem Restaurant auf, dass es komplett barrierefrei ausgebaut ist.


Anschließend ging die Reise weiter und die Spannung und noch viel mehr meine Neugierde wuchsen ins Unermessliche. Gespannt betrachtete ich all die Straßenschilder und versuchte, die italienischen Wörter zu übersetzen oder neue dazuzulernen. Meine Reise führte mich aus den Dolomiten, an Verona und dem Gardasee vorbei und letztendlich über den Po hinüber, der ein sehr breites, ausgetrocknetes Flussbett hatte.


Und schon ging es los. So frustriert ich vorher über den wolkenverhangenen Himmel war, umso heißer wurde es jetzt. Willkommen in der Poebene, die vor allem flach, heiß und schwül ist. Die Luftfeuchtigkeit der Poebene könnte meiner Meinung nach das tropische Klima der Regenwälder dieser Welt glatt überbieten. Dafür eignet sich das Klima umso besser zum Obstbau. Apfel-, Pfirsich- und Weinplantagen wechselten sich regelmäßig miteinander ab. Dazwischen sah ich am Straßenrand oder mitten in den Plantagen viele verfallene Häuser. Bald erreichte ich Bologna und die Suche nach meiner Unterkunft begann.


Doch wieder auf Zimmersuche

Die Suche nach der Unterkunft stellte sich als sehr kompliziert heraus, da die von airbnb angegebene Adresse nicht existierte. Meine Eltern und ich hatten große Bedenken, dass ich mein Zimmer bei Betrügern gebucht hatte. Das Viertel sah sehr gut situiert aus. Wer sollte ausgerechnet dort ein Zimmer vermieten?


Glücklicherweise wird das Geld den Vermietern durch airbnb erst nach dem Check-In gegeben. Nachdem ich meine Vermieter am Handy erreichen konnte, klärten sich glücklicherweise die Ungereimtheiten auf. Ich hatte lediglich die falsche Adresse. Kurze Zeit später kamen dann meine Vermieter Francesca und Nicolo auf uns zu und zeigten uns die Unterkunft.


Die Wohnung war eine Wohngemeinschaft mit vielen jungen Leuten aus der ganzen Welt und hätte mir sehr gut gefallen. Leider war die Wohnung - im Gegensatz zur Internetbeschreibung - für mich aber nicht geeignet. Sie war in einem oberen Stockwerk und der Aufzug viel zu klein für mein Fahrrad, das ich wie einen Rollstuhl nutze. Das Schloss zur Wohnung war viel zu hoch für mich, da ich kleinwüchsig bin, und hätte dieses nur nach mehrmaligem Ausprobieren auf einem wackeligen Schemel öffnen können. Die Haupttüre zum Haus war unerreichbar für mich.


Somit musste ich enttäuscht mit meinen Eltern weiterziehen. Dennoch luden mich meine „Fast-Vermieter" ein, einen Kaffee in Bologna zu trinken. Leider hat es dann organisatorisch nicht funktioniert, aber auf dieses Angebot komme ich sehr gerne zurück. Meine Eltern änderten kurzerhand ihre Pläne und verlegten ihre zwei Wochen Urlaub, um mir bei der Zimmersuche zu helfen. Zunächst buchten sie für uns Drei ein Appartment auf dem Campingplatz bei Bologna. Dort war alles barrierefrei.


In meinem nächsten Bericht erfahrt ihr, wie mein Start an der Sprachschule in Bologna war, wie meine ersten Eindrücke von Italien waren und wie die Zimmersuche ausgegangen ist.
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