Andrea Lütkewitz

Freie (Online-) Redakteurin und Journalistin

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Hilfe für Helfer

Das Potsdamer Projekt Fazit unterstützt Freiwillige, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzen

Freiwillige, die sich in Potsdam für Flüchtlinge einsetzen wollen, gehen oftmals ungenügend vorbereitet ins Ehrenamt - davor warnt der Fachberatungsdienst Zuwanderung, Integration und Toleranz im Land Brandenburg (Fazit). „Es gibt sehr viele Menschen, die sich engagieren möchten, und das ist toll", sagte Fazit-Projektmitarbeiterin Sivia Halpap am Samstag. „Aber wir würden uns wünschen, dass sie sich mit uns oder mit den direkt vor Ort zuständigen Einrichtungen in Verbindung setzen, bevor sie mit ihrem Engagement beginnen." Anlass war eine Informationsveranstaltung für Ehrenamtliche in den Räumen von Fazit in der Straße Zum Jagenstein. Elf Teilnehmer kamen.

Oft sei es so, dass Freiwilligen Wissen darüber fehle, was im Kontakt mit den teilweise traumatisierten Menschen aus Ländern wie Syrien, Eritrea oder Somalia zu beachten sei. Das führe dann bei auftretenden Problemen dazu, dass sie nicht wüssten, wie sie mit diesen umgehen sollen. Manche würden dann ihr Engagement wieder aufgeben, obwohl gerade eine dauerhafte Hilfe von Bedeutung sei. Flüchtlinge bauten in der Regel nur langsam das Vertrauen auf, das für eine schrittweise Integration essentiell sei. „Eine umfassende Information und fachliche Beratung ist deswegen unerlässlich", erklärte Halpap - unabhängig davon, ob jemand Sprachunterricht geben oder die Menschen bei sozialen Aktivitäten begleiten möchte.

Das sei auch der Grund, warum das Projekt Fazit, das als Beratungsstelle für die Flüchtlingsunterkünfte im gesamten Land Brandenburg fungiert und von öffentlichen Einrichtungen sowie privaten Stiftungen getragen wird, kostenlose Schulungen wie am Samstag anbietet. Hier würden grundlegende Fragen zu Flucht und deren Ursachen sowie zum Asylverfahren und dessen psychologischen Auswirkungen auf die Flüchtlinge behandelt, so Halpap. Und auch zum Versicherungsschutz im Ehrenamt werden Teilnehmer informiert.

Weiter sei es notwendig, dass angesichts der Anzahl der Flüchtlinge in Potsdam, die bis Ende des Jahres auf etwa 1600 steigen soll, zusätzliche Fachleute in den Asylunterkünften beschäftigt werden, meint Halpap.  Sie erklärt, dass der Informations- und Schulungsbedarf auch bei vielen Mitarbeitern der zuständigen - privat betriebenen - Wachschutzunternehmen bestünde. Diese werden von den Kommunen damit beauftragt, für Sicherheit in den Flüchtlingsunterkünften zu sorgen. „Die Mitarbeiter werden nicht ausreichend auf mögliche Konflikte vor Ort vorbereitet und haben Probleme, schlichtend einzugreifen", findet Halpap. Ein flächendeckendes Konzept in der Organisation des Wachschutzes sei deshalb wünschenswert, die Mitarbeiter bräuchten eine entsprechende Ausbildung.

Schließlich bieten die Veranstaltungen auch die Möglichkeit, von erfahrenen Helfern zu lernen. Zum Beispiel von einer Teilnehmerin, die sich seit zwei Jahren ehrenamtlich in einer Potsdamer Wohngemeinschaft für traumatisierte Frauen engagiert und die gern anonym bleiben möchte: „Es ist mir wichtig, dass Freiwillige sich keine Illusionen über die Arbeit in den Unterkünften machen", sagt sie. Dies sei angesichts der Traumata nicht immer einfach, so die Helferin.

Im Internet: www.fazit-brb.de

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