Andrea Lütkewitz

Freie (Online-) Redakteurin und Journalistin

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Schmeckt ja ganz normal

Frisch gebackener Kuchen, Gemüsesuppe oder Wildkräutersalat – wer am Samstag den Luisenplatz besuchte, konnte sich an zahlreichen Leckereien erfreuen. Und zwar an solchen, die eigentlich für den Müll bestimmt waren, weil ihr Haltbarkeitsdatum abgelaufen oder ihr Aussehen für eine Auslage im Verkauf nicht mehr ansprechend genug war.

Anlässlich des Aktionstages „Potsdam rettet Lebensmittel“, der von der Initiative „Zu gut für die Tonne!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ins Leben gerufen wurde, informierten zahlreiche Infostände über einen nachhaltigeren Umgang mit Nahrungsmitteln. Beteiligt hatten sich unter anderem der Bundesverband Deutsche Tafel e.V., die Initiative Freiwilliges Ökologisches Jahr und der Brandenburger Landesverband der Naturschutzjugend „Naju“.

Gegenentwurf zur Wegwerfmentalität

„Schmeckt ja ganz normal“, war eine der ersten Reaktionen von einem Besucher nach einigen Löffeln Suppe – womit bestätigt wurde, was man vor Ort erfahren konnte: dass sich das Misstrauen gegenüber abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum hartnäckig halte. Auch bei Klara Kertzscher war das so: „Früher habe ich viel weggeschmissen“, sagt die 16-Jährige. Aber seit sie ein Praktikum bei der Potsdamer Tafel mache, hätten Nahrungsmittel für sie einen anderen Wert. Und sie wolle dabei helfen, dass auch andere einen anderen Umgang mit Essbarem entwickeln. Insgesamt landen jährlich fast 11 Millionen Tonnen noch verwertbare Lebensmittel im Müll. Am meisten schmeißen Privathaushalte weg, auch im Handel oder in Restaurants wird vieles entsorgt.

Doch es gibt auch gute Nachrichten. So unterstützten etwa in Potsdam schon mehr als 90 Prozent des Lebensmittelhandels die Tafel mit Essbarem für Bedürftige, erklärt die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Imke Eisenblätter. Versorgt werden in drei städtischen Ausgabestellen Hartz IV-Empfänger, Rentner oder auch Flüchtlinge. Von letzteren sind inzwischen rund 20 ehrenamtlich dabei. „Weil sie etwas machen und zurückgeben wollen“, so Eisenblätter. Deren Verwunderung darüber, dass man auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen müsse, sei oft groß. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum gibt es schließlich in vielen Ländern gar nicht.
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