Andrea Lütkewitz

Freie (Online-) Redakteurin und Journalistin

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Lieber ein Eis gekauft

Das „Gruselkonzert" in der Biosphäre war manchem kleinen Gast zu gruselig

Echte Spinnen, Schlangen, Fledermäuse und fleischfressende Pflanzen, dazu das Dickicht des Dschungels: Im perfekten Ambiente fand am Samstagabend das „Gruselkonzert" des Sinfonieorchesters Collegium musicum Potsdam, dirigiert von Parcival Módolo aus Brasilien, in der Biosphäre im Bornstedter Feld statt. Die Besucher hatten sich vorher erfolgreich ihren Weg durch die nur spärlich beleuchtete Tropenhalle gebahnt, in der neben unheimlichem Getier so manche Geister- und Hexenüberraschung im Dickicht auf sie wartete. Belohnt wurde der Weg durch den Dschungel dann schließlich mit einem Konzert und einer äußerst gruseligen Lesung.

In einer kindgerechten Vorstellung und einer Spätvorstellung für Erwachsene präsentierte das Sinfonieorchester Passagen aus Filmen wie „Dracula", „Psycho" oder „Der weiße Hai". Dazu las die Schauspielerin Bettina Mahr aus unheimlichen Geschichten von Oscar Wilde und Edgar Allan Poe. Mit rund 340 Gruselfans in der Familien- und 430 Besuchern Gästen in der Spätvorstellung war die Biosphäre sehr gut besucht.

Zeitweise sogar zu spannend

Für die jungen Zuschauer und ihre Eltern ging es kurz nach Sonnenuntergang im geschickt ausgeleuchteten Veranstaltungssaal los. Bettina Mahr las - altertümlich mit grünem Mantel und Zylinder gekleidet - Oscar Wildes Geschichte vom „Gespenst von Canterville". Dabei wechselte sie mit unterschiedlichen Stimmen zwischen den einzelnen Protagonisten und erzeugte damit auch einige Lacher, zum Beispiel, als sie der Haushälterin von Canterville eine sächsische Sprachfärbung verlieh. Spannung wurde nach und nach durch die Musik aufgebaut: Die Passage mit dem sich immer wieder erneuernden Blutfleck etwa wurde mit der Musik aus der berühmten Duschvorhang-Szene des Films „Psycho" besonders eindringlich. Die kleinen Zuschauer dürften den Film zwar kaum kennen, die Klänge in ihrer Wirkung aber kamen auch bei ihnen an. „Die Musik war super", sagte die achtjährige Emilia Bohrisch nach der Vorstellung begeistert.

Anderen war es dann zeitweise aber sogar zu spannend. „Ich bin kurz rausgegangen, ein Eis kaufen, denn das war mir zu gruselig", sagte der sechsjährige Matti Rautenberg. Nach der Stärkung ging es dann aber doch wieder mutig zurück ins Konzert.

In der Erwachsenenvorstellung hielten die Gäste hingegen durch, obwohl es mit der Lesung von „Der schwarze Kater" und „Das verräterische Herz" von Edgar Allan Poe im Zusammenspiel mit Filmmusik aus „Halloween" und den „Tubular Bells" von Mike Oldfield noch gruseliger und nachdenklicher wurde.

Weitere Konzerte in der Biosphäre geplant

Das Sinfonieorchester sorgte in der Biosphäre bereits zum zweiten Mal für ein volles Haus. Schon die Operette „Drei alte Schachteln" von Walter Kollo, die im Januar aufgeführt wurde, war mit rund 1000 Besuchern an zwei Aufführungstagen ein großer Erfolg. Zusammen mit dem „Gruselkonzert" ein Grund für Orchester-Leiter Knut Andreas, weitere Veranstaltungen vor Ort zu planen. „Solange es die Biosphäre noch gibt, wollen wir weitere Konzerte durchführen", so Andreas.

Die Biosphäre war zuletzt wegen ihrer ungewissen Zukunft in den Schlagzeilen. Aufgrund eines hohen Zuschussbedarfs und notwendiger Modernisierungsmaßnahmen in Millionenhöhe droht sogar ein Abriss. „Das wäre ein herber Verlust", so Max Vehner aus Potsdam. Diese Vorstellung fanden einige Besucher offenbar tatsächlich gruselig.

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