Andrea Lütkewitz

Freie (Online-) Redakteurin und Journalistin

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Essen, tanzen, ernste Worte - Über 600 Gäste beim Willkommensfest in Babelsberg

Babelsberg - Wer am Sonntagnachmittag nach 14 Uhr im Lindenpark eintraf, der hatte Schwierigkeiten, einen Garderobenplatz für Jacke oder Mantel zu finden: Über 600 Menschen fanden sich zum Willkommensfest für Flüchtlinge ein, zu dem die rund 260 Mitwirkende zählende Flüchtlingsinitiative Babelsberg zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt eingeladen hatte. Dicht aneinandergedrängt aß man zusammen von einem gemeinsam organisierten Büfett, es wurde gebastelt, musiziert, getanzt und an den Tischkickern um einen Pokal gefochten. Babelsberger Initiativen und Projekte stellten zudem an Infoständen ihre Angebote vor.

Gerichtet hatte sich das Fest vor allem an die Nachbarschaft der Babelsberger Sandscholle, an der zurzeit 88 junge Männer unter anderem aus Syrien, Pakistan, und Afghanistan in Leichtbauhallen untergebracht sind. Zwar gebe es bereits rund zehn Arbeitsgruppen mit Angeboten für Flüchtlinge, darunter zum Deutschlernen, eine Fahrradwerkstatt oder Sport- und Freizeitaktivitäten, so Marc Liebscher von der Flüchtlingsinitiative Babelsberg. Doch es würden immer noch helfende Hände gebraucht, auch weil in den nächsten Wochen weitere 60 Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder, in Babelsberg in ein Gebäude in der Straße Am Konsumhof einziehen sollen. Auch, um zur weiteren Unterstützung anzuregen, habe man das Willkommensfest organisiert.

Nur einmal wurde es fast still im Saal: Als der Syrer Amin Aljarmakani auf die Bühne kam und ankündigte, er wolle etwas zu den Vorfällen der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof sagen. Dort hatte es massive sexuelle Übergriffe auf Frauen von vor allem nordafrikanischen Männern gegeben. Was er dann auf Arabisch vortrug, übersetzte Liebscher im Anschluss so: „Uns, den Flüchtlingen, die in Babelsberg untergebracht sind, tut es sehr leid, was in Köln passiert ist. Es ist in keiner Weise akzeptabel. Und noch einmal möchten wir sagen: Vielen Dank für alles, was für uns getan wird. Wir hoffen, dass wir auch weiterhin gut zusammenleben können.“ Und: Aljarmakani kündigte an, zusammen mit anderen Babelsberger Flüchtlingen einen Brief veröffentlichen und eine Facebook-Gruppe zu den Vorfällen von Köln ins Leben rufen zu wollen. Daraufhin wurde aus der Stille lauter Applaus. alü


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