Andrea Hornsteiner

Freie Journalistin, Moderatorin, München

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Profit statt Nächstenliebe

Nicht alle Altkleidercontainer gehören dubiosen Firmen, hier erkennbar am TÜV- und Qualitätssiegel

Mit Altkleidern etwas Sinnvolles tun, sie spenden und damit anderen Menschen in Not helfen. Das ist der Gedanke, der hinter Altkleidercontainern steckt. Doch tatsächlich unterstützt man mit seiner vermeintlichen Sachspende immer häufiger kriminalisierte Banden. Wie vertrauenswürdig sind Altkleidercontainer überhaupt noch?

In ganz Deutschland stehen schätzungsweise 15.000 Altkleidercontainer ohne Genehmigung. Dubiose Firmen fertigen im Ausland günstige Blechcontainer an, bringen sie illegal nach Deutschland und stellen sie dort in Dörfern, Gemeinden und Großstädten auf – ohne jegliche Erlaubnis. So sieht mittlerweile die Realität aus. Dagegen tun kann man nur wenig. Auf öffentlichen Grundstücken muss die jeweilige Gemeinde oder Stadt ein Verfahren gegen die Betreiber eröffnen. Auf privatem Grund betrifft das den Eigentümer. Dafür muss in beiden Fällen zunächst einmal eine Mahnung mit einer gesetzten Frist, die Container wieder abzuholen, ausgeschrieben werden. Und da gibt es bereits das erste Problem: Zwar sind viele Altkleidercontainer mit einer Adresse und Telefonnummer gekennzeichnet, doch die Angaben stimmen nur selten. Der Brief kommt also zurück und telefonisch landet man nur auf einem Anrufbeantworter. Ist eine Mahnung aber doch erfolgreich, stellen viele Containerbetreiber ihre Blechkisten kurz vor Ablauf der gesetzten Frist einige Meter um – und damit muss eine neue Mahnung rausgeschickt werden. Ein Teufelskreislauf.


Wenn Profit an erster Stelle steht

Für die Betreiber solcher scheinbar karitativen Altkleidercontainer ist dies ein durchaus lukratives Geschäft. Der Wert von Textilien steigt schon seit Jahren an. Für eine Tonne Altkleidung erhält man derzeit bis zu 500 Euro. Knapp 900.000 Tonnen kommen davon jährlich nur durch Container in Deutschland zusammen.

Von Deutschland aus geht es für die gesammelten Textilien meist direkt nach Afrika und Osteuropa weiter. Dort werden sie aber teilweise nicht wie zuvor versprochen an Einheimische gespendet, sondern oft von Billiglöhnern unter bedauernswerten Zuständen weiterverarbeitet. Aber auch einheimische Arbeitsplätze, wie die dortigen Schneider, werden damit bedroht.

Aber selbst wenn man die Problematik solcher falschen Container kennt, ist es nicht einfach, diese auch zu erkennen. Viele Altkleiderbehältnisse sind mit vermeintlich echten Siegeln beklebt. Der Spender soll damit in die Irre geführt werden.

Doch einige Betreiber gehen oft noch weiter und sorgen dafür, dass ihre abgestellten Blechkisten auch ohne Konkurrenz bleiben. So sieht man immer häufiger Aufkleber mit den Worten:

„Dieser Container wurde genehmigt. Warnung: Widerrechtlich dazugestellte Container werden sofort kostenpflichtig eingezogen.“

Seriösität ist schwer zu erkennen

Die vermeintlichen Siegel und Aufkleber wirken stets echt, sind es aber nur selten. Auch Phantasienamen, wie “Baby-Hilfe” und “Spende für Flüchtlinge” zieren immer häufiger die Container und täuschen damit die Spender. Aber nicht hinter jeder Textilsammlung stehen dubiose Firmen. Immerhin: Etwa 60 Prozent der Altkleidercontainer werden von seriösen und karitativen Organisationen aufgestellt. Aber woran kann man nun “gute” von illegalen unterscheiden?

Oft steht das geprüfte TÜV-Siegel für Seriösität. Dieses verrät dem Spender, dass der  Container auf seine Sicherheit getestet und für einwandfrei befunden wurde. Da illegale Behältnisse fast ausschließlich billig im Ausland produziert werden, haben sie das TÜV-Siegel nicht. Aber auch dieses wird immer häufiger gefälscht. Ein näherer Blick lohnt sich also immer.

Auch ein Indiz für “gute” Altkleidercontainer ist das bvse-Qualitätssiegel des Fachverbands Textilrecycling. Dieses steht für Transparenz bei der Sammlung und für nachvollziehbare Verwertungswege. Geprüft wird das sogar von unabhängigen Sachverständigen. Und: Zum Schutz vor Missbrauch wird das Siegel für jedes zertifizierte Unternehmen individuell angefertigt und mit dem entsprechenden Namen sowie einer Siegelnummer versehen.

Ist man sich dennoch nicht sicher, kann man sich zuvor auch erst über das jeweilige Unternehmen informieren: Existiert es wirklich, stimmen Adresse und Telefonnummer und welche Erfahrungen haben andere bereits mit ihm gemacht?

Alternativ freuen sich auch zahlreiche gemeinnützige Organisationen und Vereinen über vorbeigebrachte Kleidung. Der Vorteil: Vor Ort kann man sich selbst ein Bild machen und sich von der Seriösität überzeugen. Und mal genauer nachfragen geht auch.

 

Andrea Hornsteiner


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