Alexandra Eul

Autorin, Moderatorin, Podcasterin, Köln

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Nina Fuchs: Sie wehrt sich!

Sie wurde mit K.O.-Tropfen betäubt und vergewaltigt. Die Polizei hat den Täter, doch das Verfahren wird eingestellt. Das nimmt Nina Fuchs nicht hin. Mit einer Online-Petition forderte die Münchnerin die Staatsanwaltschaft auf, weiter zu ermitteln. Über 100.000 Menschen unterschrieben. Doch die Staatsanwaltschaft München stellt das Verfahren ein zweites Mal ein, ein Klageerzwingungsverfahren scheitert vor dem Oberlandesgericht München. Doch Nina Fuchs kämpft weiter. Gerade hat sie Klage vor dem Bundesverfassungsgericht eingereicht. 

Von Alexandra Eul

Es ist eine Nacht im April 2013, die das Leben von Nina Fuchs für immer verändert hat und sie bis heute beschäftigt. Die Wahl-Münchnerin sitzt abends mit einem Freund beim Italiener, danach geht es weiter in eine Bar. Der Freund will heim, Nina lernt beim Rauchen einen Typen kennen und lässt sich zum Bleiben überreden. Es gibt Drinks und Musik, die Stimmung ist ausgelassen. Dann der Filmriss! Nina erinnert sich auch sechs Jahre später nur schemenhaft daran, erzählt sie, wie sie irgendwann wieder halbwegs zu sich kam. In einem Gebüsch im Park, während ein fremder Mann sie penetrierte und ein zweiter zusah. Nina war wie benebelt, konnte auch nicht sprechen, Gesichter zu den Männern gibt es bis heute nicht. Am Morgen danach versuchte sie, das Geschehene zu rekonstruieren. Es gelang ihr nicht.

Seither kämpft Nina gegen einen unsichtbaren Feind: K.O.-Tropfen. Ein Sammelbegriff für farb- und geschmacklose Substanzen, die Menschen ausknocken. Sie können nur wenige Stunden im Körper nachgewiesen werden. Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass das Dunkelfeld groß ist, verlässliche Zahlen zu Betroffenen gibt es nicht. Die Scham, eine Vergewaltigung unter K.O.-Tropfen anzuzeigen, ist besonders groß.

Nina Fuchs ist sich sicher: Jemand hat ihr solche Tropfen verabreicht. Sie will sich nicht schämen. Sie will einen Prozess, damit der Täter zur Verantwortung gezogen wird: „Ich wollte nie die Opferrolle haben – und noch viel weniger wollte ich, dass mir diese Erfahrung mein Leben versaut!“

Die selbstbewusste Übersetzerin geht seither an die Öffentlichkeit, gibt Interviews, zeigt ihr Gesicht. Damit andere Frauen nicht das durchmachen ­müssen, was sie durchgemacht hat, sagt sie. (...)

Zum Original