Alexandra Eul

Autorin, Moderatorin, Podcasterin, Köln

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Ist die künstliche Intelligenz männlich?

Was der Mensch in die KI-Technologie reinfüttert, kommt auch wieder heraus. Und dieser Mensch ist in der Tech-World meistens ein Mann. Das hat Folgen.

Das große Thema unserer Zeit ist die „Künstliche Intelligenz" (kurz KI), darin sind sich PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und UnternehmerInnen einig. Uneinig sind sie sich darüber, was das eigentlich bedeutet. Werden in Zukunft die Roboter die Menschen unterwerfen? Oder werden die Menschen dank KI etwa bald unsterblich sein?

Die KI-Technologien bringen eine „gewaltige Veränderung unserer Lebens- und Arbeitswelt" mit sich, so formuliert es Kanzlerin Merkel. Dieselbe Kanzlerin, die noch vor sechs Jahren im Zusammenhang mit dem Internet von „Neuland" sprach und dafür viel Spott und Häme im Netz erntete. Heute ist dieses „Neuland" aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, mehr noch: Wir sprechen ganz selbstverständlich über smarte Häuser, selbstfahrende Autos und Drohnen, die bald vielleicht Pakete liefern. All diese technologischen Veränderungen sollten dem Menschen dienen, fordert die Kanzlerin. Und zwar allen Menschen. Bloß: Bislang ist die KI-Entwicklung ein Feld, auf dem sich vor allem Männer tummeln.

Erstmalig hat das Weltwirtschaftsforum 2018 die „Artificial Intelligence" in seinem Global Gender-Gap Report berücksichtigt. Die gute Nachricht: Deutschland steht in diesem Ranking, für das anhand von LinkedIn-Daten das KI-ExpertInnen-Potential in Ländern analysiert wurde, auf Platz drei; direkt hinter den USA und Indien. Zumindest, solange man nicht nach Geschlecht differenziert. Die schlechte Nachricht: Deutschland ist mit einem Frauenanteil von nur 16 Prozent KI-Expertinnen unter den Schlusslichtern, zusammen mit Brasilien, Mexiko und Argentinien. Die Ursachen für dieses Ergebnis sind hinlänglich bekannt. Es beginnt im Kindergarten, wo die Grundlagen dafür gelegt werden, dass Frauen irgendwann Germanistik studieren und Männer Informatik. Und es endet in einer Branche, aus der viele Frauen schon im ersten Berufsjahr wieder aussteigen wollen, weil sie das sexistische Arbeitsklima nicht aushalten.

In den Chefetagen der Tech-Branche konnten die mächtigen Männer deswegen bislang weitestgehend unter sich ausmachen, welche Themen relevant für unser aller Zukunft sind und welche nicht, sagt Joanna Zylinska. Die gebürtige Polin ist Professorin für „New Media and Communications" am Goldsmiths College der University of London und forscht und lehrt an der Schnittstelle zwischen Körper, Kunst und Technik. „The End of Man: A Feminist Counterapocalypse" heißt ihr Buch, in dem sie die Hybris der Tech-Revolutionäre entlarvt. „Mir geht es vor allem darum, mal ein bisschen kühle Luft auf diesen völlig überhitzten Diskurs über Künstliche Intelligenz zu blasen, vor allem auf die Silicon-Valley-Boys", erläutert sie. (...)

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