Sie sind so feministisch, dass sie gar nicht sexistisch sein können. Und sie kreuzen besonders gern auf, wenn es etwas zu holen gibt. Anerkennung von Frauen zum Beispiel. Warum frau sich feministische Prinzen daher ganz genau anschauen sollte.
von Alexandra Eul
Vor einiger Zeit saß ich mit Robin Morgan in ihrem schönen Garten in Greenwich Village in New York. Morgan ist eine der Initiatorinnen der Women’s Lib, der amerikanischen Frauenbewegung. 1968 hat sie den ersten Frauenprotest gegen einen MissAmerica-Wettbewerb angezettelt. Kurz darauf hat sie eine feministische Anthologie veröffentlicht, deren Titel bis heute als Schlachtruf der Frauen gilt: Sisterhood is Powerful! (Schwesternschaft ist mächtig.)
Seither schreibt und kämpft die inzwischen 79-Jährige ohne Unterlass. Keine Überraschung also, dass mir an diesem Sommertag in dem blumenbewachsenen Innenhof eine sehr vergnügte Frau gegenüber saß und von ihrem bewegten Leben berichtete. Als ich Robin fragte, ob es eigentlich etwas gebe, was sie bereue, sagte sie nur: „Ich hätte aus meiner Ehe früher rausgehen sollen.“
Nicht nur, dass ihr Mann immer mal wieder betrunken war und dann tobte. Er sei auch mehr und mehr zu einem Typ geworden, den Robin Morgan als „feminist prince“, als feministischen Prinzen bezeichnete. Ein feministischer Prinz, erklärte Morgan mit einem feinen Lächeln, geht mit seiner Liebsten auf die Frauendemo und marschiert ganz kämpferisch in erster Reihe.
Wenn er und seine Frau dann später gemeinsam nach Hause kommen, wischt er sich das Tränengas aus den Augen, bekundet seine Erschöpfung und legt sich sodann mit einem angesagten feministischen Magazin auf die Couch.
Die ebenso erschöpfte Frau wischt sich ebenfalls das Tränengas aus den Augen, geht in die Küche und bereitet für beide das Abendessen vor. Irgendwann ruft er ihr von der Couch im Wohnzimmer zu: „Hier ist ein guter Artikel, den solltest du lesen!“
Bei feministischen Prinzen handelt es sich um einen Typ Mann, der häufig dann auftaucht, wenn der Feminismus gerade besonders angesagt ist, wenn es also nicht nur etwas zu erkämpfen, sondern auch etwas zu holen gibt. (...)