Die pseudo-demokratische Maske ist gefallen - am Wahlabend zeigten die Neonazis wieder ihr wahres Gesicht. Die Dortmunder Führungsspitze der Partei „Die Rechte" versuchte am späten Wahlabend, unter Führung ihres Spitzenkandidaten Siegfried „SS-Siggi" Borchardt und des gesamten Führungskaders des verbotenen Nationalen Widerstands Dortmund das Rathaus zu stürmen. Mit Flaschen und Pfefferspray gingen die Kandidaten für Rat und Bezirksvertretungen in SA-Manier in einheitlichen T-Shirts auf die Demokraten los, die sich ihnen mit Banner und Trillerpfeifen in den Weg stellten.
Politiker, Beamte und Bürger zeigten Zivilcourage und stellten sich den Neonazis entgegenDie Neonazis haben sich damit allerdings einen „Bärendienst" erwiesen. Denn sie haben nun auch dem letzten konservativen Skeptiker sehr drastisch vor Augen geführt, dass die Diskussionen, einen Aktionsplan gegen Rechts- und Linksextremisten beschließen zu müssen, völlig unsinnig ist.
Die Attacke der Neonazis war ein Angriff auf die Stadtgesellschaft - und die zeigte sehr deutlich Zivilcourage. Fraktionsübergreifend stellten sich die Politiker, Bürger und Antifaschisten dem Nazimob entgegen. Dabei trugen einige Demokraten Verletzungen davon, die von Sanitätern behandelt werden mussten.
Flaschenwürfe und Reizgaseinsatz von Neonazis gegen DemokratenTrotz Flaschenwürfen und Reizgasattacken gelang es den Neonazis nicht, das Rathaus zu betreten. Insofern setzte die Stadtgesellschaft ein wehrhaftes Zeichen. Ganz abgesehen davon, dass eine ganze Reihe von Straftaten der Neonazis - anders als bei anderen Attacken - von führenden Politikern und Beamten bezeugt werden kann. Die Kripo hat noch am Abend dutzende Zeugen und Täter identifiziert. Daher ist mit einer Vielzahl von Anzeigen zu rechnen.
Polizei machte keine gute Figur und war trotz "Ankündigung" nicht vorbereitetAllerdings - und das ist die andere schlechte Nachricht des Abends - war die Polizei nicht auf das Erscheinen der Neonazis vorbereitet. Dabei hatte SS-Siggi schon Tage zuvor ein Bild auf seiner Facebookseite gepostet, wo er angekündigt hatte, „Mit einem Schlag ins Rathaus" zu wollen.
Erste Strophe des Deutschlandliedes gesungen und "Ausländer raus" skandiertVor Ort zeigte sich nur der Spitzenkandidat der Partei „Die Rechte" relativ gelassen. Er drehte sich Zigaretten, während seine zumeist deutlich jüngeren Mitstreiter in Auseinandersetzungen gingen oder erfolglos versuchten, ein Banner der Grünen auf dem Friedensplatz zu verbrennen.
Die Neonazis skandierten mehrfach „Ausländer raus" und andere volksverhetzende Parolen. Dann stimmten sie sogar unter den Augen und Ohren der Anwesenden die erste Strophe des Deutschlandliedes an. Die Polizei schritt allerdings nicht ein. Überhaupt dauerte es mehr als 20 Minuten, bis Beamte in angemessener Mannschaftsstärke den Schutz der Demokraten übernahmen.
Staatsschutz war von der Aggressivität überraschtSelbst der Staatsschutz war von der gezeigten Aggressivität der Neonazis überrascht. Denn die Aktivisten hatten in den vergangenen Monaten peinlich genau darauf geachtet, möglichst keine Straftaten zu begehen, um dem Ruf der Partei nicht zu schaden. „Sie sind noch nicht mal bei Rot über die Straße gegangen", spotteten Kenner der Szene vor vor dem 1. Mai. Diese Maske ist nun endgültig gefallen. Der aufgestaute Druck der Neonazis entlud sich nun auf dem Friedensplatz - der für fast zwei Stunden seinem Namen keine Ehre machte.