Unsere Reporterin Agatha Mazur hat sich auf die Suche nach Geschichten zu den fünf Sinnen Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen gemacht. Sie hat Menschen begleitet, die tagtäglich mit ihren Sinnen arbeiten. Heute startet Serienteil Nummer 1: Riechen.
Müllfrau für einen Tag: Immer der Nase nach Riecht Biomüll tatsächlich so ekelhaft, wie man es sich vorstellt? Wir haben die Müllabfuhr einen Vormittag begleitetRauental. Die beiden Zucchini sind schon ganz schwarz, ich erkenne Reste von Aubergine und gelbem Curryreis: Das ist der Inhalt einer Biomülltonne im Rauental. Ein modrig-stechender Geruch steigt auf. Schnell den Deckel wieder zu. Mit bunten Handschuhen packe ich den Griff und schiebe die Tonne zum Fahrzeug. Mit einem Rumpeln greift die Hebetechnik die braune Tonne und hebt sie hoch: Die Zucchini, die Aubergine und der gelbe Curryreis verschwinden im schwarzen Schlund des Fahrzeugs.
90 Mitarbeiter des Kommunalen Servicebetriebs sorgen dafür, dass das, was die Koblenzer in die Mülltonne packen, wegkommt. Dafür müssen sie früh aufstehen: Ab 5.30 Uhr sind die Männer (es arbeitet aktuell keine Frau bei der Müllabfuhr) unterwegs, damit sie den ersten Schwung an Tonnen bereits vor dem Berufsverkehr geleert haben. Heute Vormittag bin ich eine von ihnen und begleite ein Team, das im Rauental unterwegs ist.
Rund drei Stunden brauchen die Männer, bis ihr Fahrzeug voll ist. Dann geht es zur Deponie am Rheinhafen. Andere Fahrzeuge müssen nach Ochtendung, um ihre Fracht loszuwerden. Durchschnittlich 50 Tonnen Bioabfall pro Sammeltag nehmen die Mitarbeiter auf. Das entspricht ungefähr 6500 Tonnen im Jahr, man kann mit der Menge rund 650 Müllsammelfahrzeuge füllen.
Alles eine Sache der GewöhnungAuch heute ist Biomüll dran. Mario Milles greift sich eine Tonne und schiebt sie routiniert zum Fahrzeug. Seit acht Jahren arbeitet er bei der Müllabfuhr, der Geruch stört ihn längst nicht mehr: "Man gewöhnt sich dran", sagt der 52-Jährige. Kollege Kai Mogendorf stimmt zu: Klar könne es schon mal vorkommen, dass Geruch von der Tonne aufsteigt, aber geekelt hat er sich nie vor dem Müll. Einig sind sich die beiden allerdings: Im Sommer ist der Geruch schlimmer als im Winter, wenn bei Hitze Essensreste anfangen zu gären.
Das Ekligste, was in der Mülltonne geschlummert hatte, war einmal eine tote Katze, erinnert sich Mario Milles. Kollege Jörg Böndgen, der heute hinter dem Steuer sitzt, hat sogar mal ein totes, ausgenommenes Wildschwein entdeckt. Bei der Erinnerung muss er lachen, so schlimm scheint es also nicht gewesen zu sein. Wie das wohl riecht, möchte ich mir allerdings nicht vorstellen. Wir biegen um die Ecke, mein Blick geht in die nächste Tonne: Trockene Blätter, Erde, es riecht recht neutral, nach Pflanze nunmal. Auf der Karthause, wo es viele Gärten gibt, sind die Biotonnen in der Pflanzzeit im Frühling, aber auch im Herbst randvoll mit Grünschnitt, hat Jörg Böndgen beobachtet. Es gibt also durchaus Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen und ihrem Müll.
Allerdings schaut man als Müllmann nicht jedes Mal in die Tonnen hinein, nur, wenn offensichtlich etwas nicht hineingehört. Hineingreifen dürfen die Kollegen sowieso nicht: Es besteht Verletzungsgefahr. Dann schießen die Männer ein Beweisfoto und stellen die Tonne zurück, sie wird dann nicht geleert. Hier im Rauental wird vieles in die Biomülltonne geworfen, was offensichtlich nicht hineingehört: Kleidung und jede Menge Plastiktüten mit ungewissem Inhalt.
Im Sommer ist der Geruch des Biomülls penetranterKurze Zigarettenpause: Das orangefarbene Fahrzeug brummt so laut, dass die Unterhaltung mühsam ist. Jörg Böndgen macht den Motor kurz aus. Er stellt sich an den Straßenrand, damit er niemandem im Weg steht. Gerade in so engen Straßen wie im Rauental sind die Autofahrer besonders ungeduldig, wenn sie hinter einem Müllfahrzeug warten müssen. Dass die Fahrer gereizt reagieren und die Müllmänner teilweise sogar beschimpfen, lassen die Kollegen in Orange an sich abprallen: "Da stehen wir drüber", sagt der 51-jährige Böndgen.
Meine "Schicht", die nicht annähernd so lange ging wie die der Kollegen, ist zu Ende. An diesem Tag habe ich Bekanntschaft mit unangenehmen Gerüchen gemacht, aber so richtig geekelt habe ich mich nicht. Ich bin dennoch froh, mich in mein geruchsneutrales Redaktionsbüro zurückziehen zu können. Gut, dass ich nicht im Sommer da war.
Koblenz. 150 Liter Kaffee trinkt der deutsche Bundesbürger im Schnitt pro Jahr. Das macht etwas weniger als einen halben Liter des Wachmachers am Tag. Kaffee ist immer noch eins der beliebtesten Getränke der Deutschen - es scheint, dass es wenige gibt, die zu einem Cappuccino Nein sagen würden.
Die Bandbreite der Aromen ist groß: Das kann man an den Regalen in der Rösterei Nero ablesen. An den Seiten türmen sich Behälter mit runden, länglichen oder ovalen Kaffeebohnen - einige sind blassbraun und erinnern an Milchkaffee, andere haben die Farbe von Haselnüssen oder einem kräftigen Mokka.
Nussig, fruchtig, schokoladig30 verschiedene Sorten verkaufen Roland Thurn und Hartmut Kutzias in ihrer Kaffeerösterei in der Koblenzer Innenstadt. Ob sie die alle mit der Nase auseinanderhalten können? Kaffee hat sehr viele Aromastoffe, wir können nur einen Bruchteil mit der Nase wahrnehmen, erklärt Roland Thurn. Geschmacklich könnte er seine Sorten auf jeden Fall auseinanderhalten, nur mit der Nase wird es schwierig. Es gibt einige Aromen, die Kaffeeliebhaber gut herausriechen und herausschmecken können. „Nussig, fruchtig, blumig und schokoladig kann man gut erkennen", sagt der Kaffeeröster.
Einige Menschen könnten sogar unterschiedliche Blütenaromen in ihrer Tasse Kaffee wahrnehmen, sagt Thurn. Wie ein Kaffee riecht, hängt stark von der Verarbeitung ab. In einem blauen Schälchen auf der Ladentheke liegt eine Handvoll Bohnen. Es sind eindeutig Kaffeebohnen, doch sie sind blass, grünlich und riechen nach Heu. Roher Kaffee, erklärt der Unternehmer. Erst wenn die Bohnen in der Maschine geröstet werden, entfalten sie ihr Aroma. Natürlich prägt den Geruch und den Geschmack auch der Mahlgrad, wie fein oder grob die Bohnen gemahlen werden und die Zubereitung, wie lange man den Kaffee ziehen lässt.
Sinne arbeiten zusammenSowieso lassen sich sehr häufig Geschmack und Geruch nicht trennen: Die Sinne „arbeiten sehr stark zusammen", erklärt Roland Thurn. Nur, weil ein Kaffee toll riecht, heißt es nicht, dass er genauso toll schmeckt und umgekehrt, erläutert der Kaffeeröster. Die beiden Inhaber des Geschäfts arbeiten mit den Begriffen „Geruch", für das, was die Nase vom gemahlenen Kaffeemehl wahrnimmt, „Körper", wenn sie Fülle und Tiefe des Geschmacks bestimmen möchten, und „Aroma": Im Aroma vereinigen sich Geruch und Geschmack. Das ist das, was die Menschen mit Mund und Nase wahrnehmen.
Sehr wichtig ist die richtige Lagerung. Denn das Aroma ist eine kurzlebige Sache und verfliegt schnell. „Sauerstoff ist der größte Feind des Kaffees", betont Thurn. Daher: Pulver unbedingt in einem luftdichten Gefäß aufbewahren, rät der 43-Jährige - und schnell verbrauchen.
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