Wer davon singt, bewaffnet mit einem Hammer Türen einzutreten, kann die eigene Wut kaum im Zaum halten, schreit womöglich laut zu harten Gitarrenriffs - würde man meinen. Doch wenn die 29-jährige Produzentin, DJ und Sängerin Kathy Yaeji Lee alias Yaeji auf ihrem Debüt „With A Hammer" ebenjenes Szenario beschreibt („Michin"), dann wie auf einer Wolke sitzend mit wippendem Beat, der aus dem Super-Mario-Universum stammen könnte. Dabei geht es um mächtige Emotionen, die schon eine Weile weggesperrt wurden: Wut und Frustration sind Leitgedanken der 13 neuen Tracks, die wie schon bei den Singles „Drink I'm Sippin On" und „Raingurl" (beide 2017) zwischen englischer und koreanischer Sprache sowie Elektro und HipHop oszillieren. Und so verliert Zerstörungswut durch magische Flötensounds („1 Thing To Smash") zwar etwas an Aggression, aber durch Wiederholungen bleibt die Intention sehr klar. Die in New York geborene Yaeji, die bereits für Dua Lipa remixte, bringt Songs auf den Dancefloor, die den Blick ins Innere suchen. Auf „With A Hammer" entstehen zwischen Drum'n'Bass-Elementen und Videospielstimme persönlich klingende Gedankenspiele. „Done (Let's Get It)" etwa besingt eine Wehmut, familiäre Verhaltensmuster verinnerlicht zu haben, doch „Happy" verzeiht das und verspricht mit der Zeit Selbstliebe. Yuki Schubert