In der griechischen Mythologie zeichnen das Sternzeichen Steinbock ein Ziegenoberkörper und ein Fischschwanz als Unterleib aus. Land und Wasser vereinen sich organisch, lassen aber erkennen, dass zwei verschiedene Seiten die Figur antreiben. Von diesem Bildnis geleitet verbindet die Londoner Produzentin und DJ Teisha Matthews alias TSHA auf ihrem Debüt „Capricorn Sun" in den zwölf Tracks immer wieder Dinge, die zunächst zu konträr oder zu komplex wirken - doch ungezwungen gibt sie den Storys Raum. Da ist etwa „Dancing In The Shadows", das mit Clementine Douglas' verletz- licher Stimme und klassischem Four-to-the- Floor-Disco-Beat Popgelüste erfüllt. Doch statt sich den Träumen wie The xx in ihrer Hochphase hinzugeben, baut sich durch Bässe eine dringliche House-Kulisse auf. Die von Bonobo inspirierte Musikerin mit jamaikanischen Wurzeln schafft mit „Water" einen fließenden Afro-House-Track, der die Leichtigkeit von Füßen im Sand transportiert. Gleichzeitig wollen Hörer*innen der dunklen Klangfarbe des Gesangs folgen, der von der malischen Feministin Oumou Sangaré stammt. Sangarés dreißigjähriges Bestreben, Autonomie für Frauen in Westafrika zu fordern, bringt TSHA nahtlos auf eine inklusiv klingende Tanzfläche wie auch ihre Beziehungsprobleme mit Partner Mafro („Giving Up") oder eine zarte Reflexion über Familienbande („Sister"). Yuki Schubert
TSHA „Capricorn Sun" ( Ninja Tune )