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Gefangen im Schlamm - Missy Magazine

Mona Hatoum macht in ihrer Kunst Erfahrungen von Migration, Exil und Staatsmacht körperlich fühlbar.

Von Yuki Schubert

Wie fühlt es sich an, wenn selbst ein Ort wie die Küche das eigene Leben bedroht? Ausgerechnet der Ort, der für vielemit Geborgenheit oder Austausch durch das gemeinsame Essen assoziiert wird? Diese Frage stellt die palästinensisch-britische Künstlerin Mona Hatoum in ihrem Werk „Home" von 1999 in den Mittelpunkt. Auf einem Tisch sind dafürauf den ersten Blick harmlose metallene Küchenhelfer, wie etwa Sieb, Fleischklopfer, Schere oder Gemüsehobel, fein säuberlich drapiert. Durch ein Stromkabel werden die Gegenstände verbunden, unter manchen sorgt eine Glühbirnefür Licht. Dadurch entsteht ein nicht einschätzbares Konglomerat aus Eisen. Aufgespannte

Metalldrähte halten dieZuschauer*innen davon fern. Geräusche von elektrischen Funken verstärken die Aussage: „Halt, stopp, hier könntedir Böses drohen!" Damit versetzt sie durch audiovisuelle Reize sowie die Koexistenz konträrer Gefühle - Behütetseinund Gefahr - den Körper der Betrachter*innen in Alarmbereitschaft: ein stilprägendes Mittel Hatoums.

Mona Hatoum, die 1952 in Beirut geboren wurde, gilt als eine der einflussreichsten Künstler*innen ihrer Zeit. Ihr Œuvre aus Performances, Videos, Skulpturen, Installationen und Fotografien setzt sich mit Vertreibung, Marginalisierung und staatlicher Gewalt auseinander. Diese Themen wurzeln in ihrer eigenen Biografie. Denn obwohl der Libanon ihr Geburtsland ist, konnten ihre palästinensischen Eltern dort nie libanesische Pässe beantragen. „Es war eine Methode, sie zu entmutigen, eine Integration in das libanesische Leben zu wagen", sagte Hatoum 1998 dem „BOMB Magazine". Als sie 1975 für einen Kurztr...

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