Dawn Richard widmet das Album „Second Line" der größten Kämpferin ihres Lebens: Mama.
Interview: Yuki Schubert
Wenn es nach Dawn Richard geht, soll das Image ihrer Heimatstadt New Orleans mit ihrem gerade erschienenen ersten Album für das Indie-Label Merge Records, „Second Line", generalüberholt werden: Von der ersten Assoziation als 1920er- Jahre-Wiege des Jazz hin zu einem Mardi Gras im Jahr 3045. Ihr postapokalyptisches Setting aus Sci-Fi-Klassikern wie „Blade Runner" bewegt sich fort von rein urbanen Assoziationen. Stattdessen treffen Roboter auf kulturelle Einflüsse aus Afrika, Mittel- und Südamerika, Frankreich - und Louisiana. Musikalisch übersetzt bedeutet das eine Mischung elektronischer Stimmen mit karibischen Trommeln, dass Disco-Vibes mit Indie-Synthesizern koexistieren oder harte
Bässe mit lässiger Dirty-South-Rhythmik gepaart werden. Die 37-Jährige ist forsch in ihrem Streben nach aufregenden Hörerlebnissen, gleichzeitig lässt sie Genres derart sanft ineinanderfließen, dass der Körper sich immer weiterbewegt - keine weitere Verständigung ist nötig. Ihr Lebenslauf ist repräsentativ fürs Neudenken. Als Teil der Girlgroup Danity Kane und der Electropop-Band Dirty Money machte sie Musik für die Massen. Nach dem Abnabelungsprozess suchte Richard ihren Platz und ihr Publikum als Electro-Independent-Künstlerin. Was als Rückwärtsbewegung interpretiert werden könnte, ist für sie erst der Startpunkt, um rassistische Stereotype mithilfe ihres Werkes zu bekämpfen.
Deine Karriere startete in den...