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Rechtsanwalt: "Ich verdiene 11.000 Euro im Monat"

In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie in Zeiten hoher Inflation zurücklegen können. Hier berichtet Peter Müller*, 40, der als Anwalt in München arbeitet.


Mein Job

Beruf: Ich arbeite als Rechtsanwalt in einer Wirtschaftskanzlei. Meine Bereiche sind IT- und Datenschutzrecht. Ich verteidige also keine Verkehrssünder vor Gericht, sondern berate ausschließlich Unternehmen. Dann geht es beispielsweise darum, wie Unternehmen personenbezogene Daten datenschutzkonform verarbeiten können, ob die Daten auch in Länder wie etwa die USA übermittelt werden dürfen oder was Unternehmen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten beachten müssen. Datenschutzrecht als Rechtsgebiet gibt es vergleichsweise noch nicht sehr lange, aber es wird immer relevanter. Mittlerweile kennen sicher auch die meisten Internetnutzerinnen und -nutzer diese Themen, etwa von den Cookie-Bannern, die auf Websites aufploppen. Mit meinen Mandantinnen und Mandanten habe ich vor allem Kontakt per Videochat, Telefon und E-Mail. Tatsächlich macht das Beantworten von E-Mails geschätzt 70 Prozent meiner Tätigkeit aus. Die Mandanten stellen ihre Fragen per E-Mail, was ausreicht, weil die wenigsten einen komplizierten Schriftsatz wollen. Dass ich einen Vertrag verhandele oder ein langes Gutachten schreibe, ist eher die Ausnahme.


Ausbildung: 2003 habe ich Abitur gemacht und anschließend begonnen, Jura zu studieren – aus persönlicher Überzeugung heraus: Ich wollte ein Streiter für individuelle Freiheit sein und den Einzelnen vor dem übergriffigen Staat beschützen. Zu Beginn meiner Ausbildung hatte ich noch überlegt, ob ich es mir einfach mache und in die Kanzlei meines Vaters einsteigen soll. Allerdings war mir das dann doch zu unsicher: Als selbstständiger Anwalt wäre mir das wirtschaftliche Risiko und die finanzielle Unsicherheit gerade am Anfang zu groß gewesen. Außerhalb der großen Wirtschaftskanzleien sind die Gehälter teilweise auch so niedrig, dass man sich fragen kann, warum man dafür so lange studiert hat. In die Kanzlei meines Vaters einzusteigen, war deshalb keine Option für mich.

Nach dem Examen wollte ich nicht direkt arbeiten und habe daher 2012 eine Promotion angeschlossen. Thematisch hatte die mit meiner jetzigen Arbeit sehr wenig zu tun. Ich wollte ursprünglich in die Strafverteidigung, fragte mich aber nach Abschluss meiner Promotion, ob ich das wirklich kann. Und ob es mir gelingen würde, auch mal von meiner Arbeit abzuschalten. Außerdem wurde mir bewusst, dass ich manche Fälle – auch aus persönlicher Überzeugung heraus – vielleicht gar nicht hätte übernehmen können oder wollen. Und wieder dachte ich übers Geld nach. Ich befürchtete, gerade am Anfang, viele Fälle für wenig Geld abarbeiten zu müssen. IT- und Datenschutzrecht waren dann Rechtsgebiete, die mich interessiert haben und die mir zugleich die Sicherheit zu bieten schienen, die ich beruflich gesucht habe.


2015 hatte ich dann meine erste Stelle in einer Kanzlei, kurz darauf hat der Europäische Gerichtshof in einem Urteil das Safe-Harbour-Abkommen gekippt und dadurch das Thema Datenschutz relevanter gemacht. Spätestens die Datenschutz-Grundverordnung, die das Datenschutzrecht gesamteuropäisch vereinheitlicht hat, hat das Thema schließlich zu dem gemacht, was es heute ist. Und weil die EU zunehmend versucht, große Konzerne wie Amazon, Google oder Meta zu regulieren, dürfte mir die Arbeit auch in Zukunft nicht ausgehen. Die Rechtsunsicherheit im Bereich des Datenschutzrechts und der Digitalisierung im Allgemeinen sichert letztlich auch ein Stück weit meinen Arbeitsplatz.


Arbeitszeit: In der Regel arbeite ich zwischen acht und 19 Uhr. Ich arbeite etwas mehr als die Hälfte der Zeit im Homeoffice, weil wir ein kleines Kind haben und ich versuche, mich so gut es geht an der Sorgearbeit zu beteiligen. Wenn ich doch ins Büro fahre, versuche ich trotzdem außerhalb dieser Kernzeiten bei meiner Familie zu sein. Eine Wochenarbeitszeit ist in meinem Arbeitsvertrag nicht angegeben. In Wirtschaftskanzleien wird aber regelmäßig zwischen abrechenbaren und nicht abrechenbaren Stunden unterschieden, das bedeutet: die Arbeitszeit, für die Mandantinnen und Mandanten bezahlen, und jene, die nicht in Rechnung gestellt werden kann. Für beides gibt es interne Vorgaben, die je nach Kanzlei stark schwanken. Rechne ich beide Bereiche zusammen, komme ich auf rund 45 bis 50 Stunden pro Woche. Damit bin ich sehr zufrieden.


Meine Einnahmen

Bruttogehalt: Monatlich verdiene ich 10.833 Euro brutto. Hinzu kommen Zuschüsse für eine Berufshaftpflichtversicherung und den Kindergarten, sodass ich ein Gesamtbrutto in Höhe von 11.140 Euro bekomme. Auch erhalte ich einen Bonus, der von den Einnahmen der Kanzlei abhängt. In guten Jahren können das noch einmal bis zu 10.000 Euro pro Jahr sein. Da das aber keine fixe Zahlung ist, würde ich sie nicht zum Bruttoeinkommen zählen.

Nettogehalt: Wenn ich alle sonstigen Abzüge herausrechne, komme ich auf ein Nettogehalt von 6.211 Euro im Monat.

Sonstige Einnahmen: Wir bekommen den Kinderzuschuss in Bayern und Kindergeld. Zusammengerechnet sind das sonstige Einnahmen in Höhe von 500 Euro, sodass unser aktuelles Haushaltseinkommen bei 6.711 Euro liegt.

Wie mich die Inflation betrifft: Bei uns ist die Inflation bisher kein großes Thema. Da seit einer Weile vor allem meine Frau einkaufen geht, bekomme ich wenig davon mit. Wo ich es schon merke, ist der Wochenmarkt bei uns um die Ecke. Dort gehen wir regelmäßig einkaufen. Weil man dort nur bar zahlen kann, merke ich deutlich, dass die Preise gestiegen sind. Beim dortigen Metzger zahle ich zum Beispiel mehr als noch vor ein paar Monaten. Das ist für mich aber in Ordnung. Fleisch sollte teuer sein.


Meine Ausgaben

Wohnen: Meine Frau bereitet sich gerade auf ihre Abschlussprüfung vor und hat deswegen aktuell kein Einkommen. Vorher hat sie in Teilzeit gearbeitet und ein Nettogehalt von circa 2.000 Euro gehabt. Das fällt jetzt weg. Wir haben ein gemeinsames Konto, von dem die meisten Ausgaben abgehen. Dort läuft mein Gehalt ein. Außerdem hat meine Frau ein zweites Konto, von dem sie vor allem ihre persönlichen Ausgaben bezahlt. Wir wohnen in einer Dreizimmerwohnung mit 68 Quadratmetern und zwei Balkonen zur Miete, das macht 1.128 Euro kalt. Inklusive Nebenkosten kommen wir auf rund 1.300 Euro. Das geht vollständig von unserem Familienkonto ab. Für Münchner Verhältnisse wohnen wir sehr günstig, weil wir seit zehn Jahren in derselben Wohnung leben. Außerdem ist die Kirche unser Vermieter, die sehr zurückhaltend ist mit Mieterhöhungen.

Mit dem Kind und unserem Hund wird es nun allerdings eng. Gerne würden wir eine Immobilie erwerben, aber das ist im Großraum München nicht realistisch. In eine andere Wohnung umziehen kommt aktuell auch nicht infrage, da wir dann den Kitaplatz verlieren würden, den wir mühsam ergattert haben. Ohne ihn müsste meine Frau in Vollzeit die Kinderbetreuung übernehmen. Wenn meine Frau mit ihrer Ausbildung fertig ist, werden wir aber nach einer größeren Wohnung suchen. 

Lebensmittel: Wir kaufen fast nur Biolebensmittel, das erhöht unsere Ausgaben. Zudem gehen wir, wie bereits beschrieben, auf dem Wochenmarkt einkaufen. Für den Wochenmarkt gehen sicherlich 80 Euro in der Woche drauf. Hier sehe ich aber auch meine Verantwortung als Konsument: Wenn ich es mir leisten kann, möchte ich auch möglichst nachhaltig und regional einkaufen. Wenn ich als Großverdiener meine Lebensmittel im Discounter einkaufe, ist etwas faul. Allerdings kaufe ich mir als Snack fürs Büro mittlerweile fast nur noch Eiweißriegel, die entsprechend teuer sind, wenn sie bio oder vegan sind. Dafür gehen wir kaum essen. Vielleicht einmal im Monat holen wir uns eine Pizza, das war's aber auch. Trotzdem geben wir für Lebensmittel rund 750 Euro im Monat aus.

Kind: Allein die Kitagebühren in München sind hoch, dafür zahlen wir 612 Euro im Monat für 30 Stunden Betreuung. Allerdings bekomme ich eben einen Zuschuss vom Arbeitgeber in Höhe von 280 Euro monatlich, unser Anteil beträgt also 332 Euro, das passt dann wiederum. Dazu kommt, was man für ein kleines Kind eben so braucht: Kleidung, Spielzeug, Bücher und Babybedarf wie Windeln. Dafür würde ich noch einmal 250 Euro im Monat veranschlagen. Meine Frau besucht diverse Kurse mit unserem Sohn, das sind dann circa 65 Euro im Monat. Zusammengerechnet sind das also rund 630 Euro und damit ein gutes Stück mehr als das Geld, das der Staat fürs Kind dazugibt.

Hygieneprodukte: Ich kaufe auch meine Kosmetikartikel im Biomarkt. Für festes Shampoo oder feste Seife zahlt man dort etwas mehr. Plus die üblichen Sachen wie Klopapier, Zahnbürsten, Rasierschaum. Zusammen kommen wir so auf Kosten in Höhe von rund 150 Euro. Außerdem geht meine Frau einmal im Monat zur Kosmetik, das sind noch einmal 80 Euro. Zusammen macht das dann 230 Euro im Monat.

Kleidung: Früher habe ich häufiger Anzüge besorgt, die hängen seit Corona aber nur noch im Schrank. Für mich kaufe ich fast nur noch Outdoorklamotten. Die sind zwar teuer, wenn man darauf achtet, dass sie nicht aus China stammen oder möglichst nachhaltig produziert werden. Gleichzeitig hat man aber irgendwann auch alles, was man braucht, weil sie lange halten und manchmal auch repariert werden können. Heruntergebrochen auf den Monat komme ich dann auf circa 100 Euro.

Telefon und Internet: Für Festnetz, Internet und Fernsehen zusammen zahlen wir 55 Euro. Für meinen Mobilfunkvertrag kommen noch einmal 25 Euro dazu. Hier sind es also 80 Euro monatlich.

Abonnements: 13 Euro zahle ich für das Duoabo bei Spotify, 7,50 Euro im Schnitt für Disney+ und noch einmal so viel für Amazon Prime. Den Rundfunkbeitrag begleicht meine Frau, sodass ich allein auf 28 Euro monatlich für Abos komme. 

Transport/Mobilität: Wir besitzen zwei Autos. Ich habe meinen alten Firmenwagen aus dem Leasingvertrag herausgekauft, zusätzlich haben wir noch einen kleinen Wagen, mit dem vor allem meine Frau fährt. Das Benzin dafür trägt aber auch sie. Für den Kraftstoff für das andere Auto zahle ich rund 100 Euro pro Monat. Hinzu kommt ein Wartungsvertrag, den meine Frau für ihren Wagen abgeschlossen hat. Das sind noch einmal 50 Euro im Monat.

Die Versicherung für beide Autos zusammen kostet im Monat rund 85 Euro und noch einmal zehn Euro monatlich für den ADAC. Weil mein Auto ein Mercedes ist und die Servicegebühren dort sehr teuer sind, kommen noch einmal rund 100 Euro dazu. Mittlerweile habe ich auch das Deutschlandticket, weil ich das unterstützenswert finde. Für den ÖPNV habe ich aber auch vorher rund 50 Euro im Monat ausgegeben, jetzt ist es aber komfortabler und ich kann so oft fahren, wie ich will. Aufaddiert ergibt das Mobilitätskosten in Höhe von rund 400 Euro pro Monat.

Freizeit: Einen Großteil geben für unseren Hund aus. Seine Krankenversicherung kostet 50 Euro pro Monat. Weil auch unser Hund Biofutter bekommt, zahlen wir dafür um die 200 Euro im Monat. Noch einmal 100 Euro kostet der Besuch der Hundeschule. Das allein sind 350 Euro im Monat, die Tierhaftpflicht zahlt meine Frau.

Gerne fahren wir in die Berge, deshalb sind wir als Familie Mitglied im Alpenverein: 130 Euro kostet das jährlich. Für ein Playstation-Plus-Abo zahle ich noch einmal circa fünf Euro im Monat. Kino oder Konzertbesuche sind mit Kind eher schwierig. Ich habe über meinen Arbeitgeber eine Mitgliedschaft im Urban Sports Club für 20 Euro monatlich, um im Fitnessstudio zu trainieren. Die Gesamtkosten liegen bei 385 Euro.

Reisen: Für die gesamte Familie schätze ich unsere Reisekosten auf rund 3.000 Euro pro Jahr beziehungsweise 250 Euro im Monat ein. Mit dem Hund wollen wir nicht fliegen, deshalb verreisen wir ausschließlich mit dem Auto. Letztes Jahr waren wir an der Nordsee, diesen Sommer wollen wir nach Südtirol. Meist sind wir drei Wochen im Jahr irgendwo unterwegs.

Versicherungen: Ich habe eine Zahnzusatzversicherung für 28 Euro im Monat. Weil ich früher mal einen Rechtsstreit hatte, habe ich eine relativ teure Rechtsschutzversicherung abgeschlossen. Das sind 22 Euro. Für meine Haftpflicht zahle ich monatlich acht Euro und noch einmal zehn Euro für meine Reiserücktrittversicherung, circa ein Euro im Monat für eine Auslandszusatzversicherung. Zusätzlich habe ich für mein Kind eine Unfallversicherung abgeschlossen, die noch einmal 50 Euro kostet.

Sparen und Investitionen: Pro Monat investiere ich für mein Kind 100 Euro in ETFs. Auch ich selbst habe ein ETF-Depot, auf das ich pro Monat rund 1.200 Euro überweise. Dort liegen aktuell rund 110.000 Euro. Das ist als unsere Altersvorsorge gedacht.

Außerdem plane ich, bald jeden Monat 500 bis 1.000 Euro auf ein Tagesgeldkonto zu überweisen. In ein paar Jahren möchte ich davon ein Wohnmobil kaufen. Wenn Hund und Kind etwas älter sind, können wir damit bequem in den Urlaub fahren.

Sonstiges: Mit 100 Euro im Monat unterstütze ich meine Mutter. Dieses Geld fließt in eine Haushaltshilfe und einen Krankendienst. Außerdem bin ich als Anwalt Mitglied in verschiedenen beruflichen Vereinigungen, das macht noch einmal 25 Euro pro Monat. Und für rund 30 Euro im Monat spielen wir Lotto – vielleicht finanziert uns das einmal das eigene Haus. Zusammengerechnet sind das 155 Euro im Monat.

Das bleibt übrig: Wie viel am Monatsende übrig bleibt, kann ich nicht genau sagen, weil ich nicht gut mit Zahlen bin und selten auf meinen Kontostand schaue. Ich merke aber, dass zunehmend weniger übrig bleibt, weil der Betrag auf dem Girokonto nicht mehr so stark wie früher wächst. Insbesondere Kind und Hund wirken sich dort aus, außerdem gab es einige größere Investitionen. In diesem Monat bleiben rund 500 Euro übrig. Wenn meine Frau wieder arbeitet, wird das aber auch wieder entspannter und wir legen monatlich ja auch circa 1.500 Euro zur Seite.


*Der Name des Protagonisten wurde geändert, weil er berufliche Nachteile vermeiden möchte. Der Name ist der Redaktion bekannt.

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