In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie monatlich auf die Seite legen. Hier berichtet der 33-jährige Erik Weiser*, der für eine Logistikfirma Arbeitsabläufe optimiert.
Beruf: Ich leite bei einem Logistikunternehmen ein Team, das Prozesse verbessern soll. Das heißt, wir kümmern uns um den Warenein- und -ausgang und sorgen dafür, dass die Lieferungen so schnell wie möglich verarbeitet werden und in bestmöglicher Qualität zum Kunden kommen. Wenn das irgendwo nicht so funktioniert, wie es sollte, ist es unsere Aufgabe, die Ursache zu analysieren und eine Lösung zu finden - zum Beispiel wenn einer unserer Standortleiter feststellt, dass seine Leute weniger produktiv arbeiten als das Team an einem anderen Ort, etwa wenn Lieferungen dort weniger schnell das Lager verlassen als anderswo. Ein Grund dafür könnte zum Beispiel sein, dass sich die Arbeitsabläufe unterscheiden; oder dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger Erfahrung haben. Wir finden heraus, woran es liegt und schlagen vor, was man dagegen tun kann.
Mein Team ist international besetzt, alle arbeiten an unterschiedlichen Standorten in Europa. Ein Großteil der Arbeit findet also digital und in englischer Sprache statt. Ich besuche auch regelmäßig andere Unternehmensstandorte, um mir die Lager dort anzusehen. Dieser Kontakt zur Praxis ist mir wichtig, gerade weil die Arbeit meines Teams natürlich weniger praktisch ist. Jedes Teammitglied hat bei mir seinen Verantwortungsbereich, den es weitestgehend eigenständig bearbeitet, also etwa die Datenanalyse oder den Warenausgang. Diese Freiheit wertschätzen meine Mitarbeiter auch. Ich selbst bin vor allem für Strategie und Verwaltung zuständig.
Ausbildung: Ich hatte extreme Probleme in der Schule: Zweimal bin ich sitzengeblieben und fast von der Schule geflogen. Das Abitur habe ich trotzdem mit einem ganz passablen Schnitt geschafft - und dann gemerkt, wie sehr ich mich für Motoren und Autos interessiere. Ich habe auch selbst immer gerne geschraubt. Deshalb habe ich dann ein duales Maschinenbaustudium absolviert: Schweißen, Bohren, Drehen - das habe ich alles gelernt. Und festgestellt, dass das genau die Sachen sind, die ich nicht mein Leben lang machen möchte. Es war mir einfach zu langweilig. Das Studium habe ich bis zum Bachelorabschluss durchgezogen und dann geschaut, was ich sonst machen könnte, ohne bei einem Autobauer mein Leben lang Schrauben zu designen.
Vor einigen Jahren habe ich bei einem großen Unternehmen ein Managementtraineeship angefangen und dort gelernt, wie man Teams führt und Arbeitsprozesse optimiert. Das liegt mir sehr viel mehr. Kurz danach habe ich angefangen, bei meinem jetzigen Arbeitgeber zu arbeiten. Ich schraube und bastle immer noch - aber nur noch privat.
Arbeitszeit: Angefangen habe ich mit einer klassischen 40-Stunden-Stelle. Seit ich befördert wurde, arbeite ich nicht mehr Vollzeit, sondern auf 80 Prozent. Ich habe also einen Werktag in der Woche frei und bin dann auch wirklich nicht erreichbar. Genauso wenig erwarte ich von meinem Team, dass sie E-Mails am Wochenende beantworten. Mir ist es wichtiger, dass die Leute unter der Woche konzentriert arbeiten, als eine übermüdete Truppe ohne Privatleben zu haben. In meinem Unternehmen ist das zwar unüblich, aber man vertraut mir, solange die Resultate stimmen.
Bruttoeinkommen: Mit meiner 80-Prozent-Stelle verdiene ich pro Jahr etwas über 100.000 Euro brutto, im Monat sind es rund 8.400 Euro. Das ist etwas mehr als vor der Beförderung, nur arbeite ich jetzt eben weniger. In Vollzeit würde ich rund 120.000 Euro verdienen.
Nettoeinkommen: Netto bleiben mir
davon im Schnitt etwa 4.500 Euro monatlich. Meine Freundin arbeitet in
einer Rehaeinrichtung und zusätzlich als Coach, sie verdient in etwa
2.500 Euro netto im Monat. Wir teilen uns die Ausgaben, auch wenn ich
den größeren Anteil übernehme.
Meine Ausgaben
Wohnen: Aktuell wohne ich zusammen mit meiner Freundin in ihrer alten Studentenwohnung in einer großen Stadt im Westen Deutschlands. Die ist günstig: Wir teilen uns 36 Quadratmeter für eine Warmmiete von 255 Euro. Hier teilen wir die Kosten der Einfachheit halber 50/50 auf. Inklusive GEZ liegt mein Anteil bei circa 145 Euro.
Weil wir hier aber sehr wenig Platz haben und ich oft von zu Hause arbeite, ziehen wir demnächst um – in unsere eigene 130-Quadratmeter-Wohnung, die wir in diesem Jahr gekauft haben. Im entkernten Ist-Zustand hat sie 215.000 Euro gekostet, noch mal so viel fällt für den Ausbau an. Dafür haben wir einen Kredit aufgenommen, den wir mit 1.100 Euro im Monat abzahlen. Auch diese Kosten teilen wir hälftig. Zusammen haben wir knapp 70.000 Euro Eigenkapital eingebracht, davon habe ich 40.000 Euro übernommen.
Idealerweise können wir in einem Jahr in unsere eigene Wohnung ziehen. Bis dahin zahle ich für Miete und Kredit 710 Euro. Weil wir nicht genau abschätzen können, wie lange der Ausbau dauert, werden wir in der Zwischenzeit bald wohl in eine andere Mietwohnung umziehen, um mehr Platz zu haben, schön wären um die 80 Quadratmeter. Da haben wir aber nichts Konkretes in Aussicht – ich kann also nicht sagen, wie teuer das wird.
Lebensmittel: Zusammen mit meiner Freundin habe ich ein gemeinsames Haushaltskonto: Wir überweisen beide 300 Euro pro Monat und bezahlen davon unsere Ausgaben. Dabei achten wir darauf, hochwertige Lebensmittel zu kaufen. Wir essen wenig Fleisch, aber wenn wir das tun, achten wir auf Qualität, Frische und auch Nachhaltigkeit: Wenn möglich, kaufen wir im Unverpacktladen ein, auch Spül- und Waschmittel. Hinzu kommen für mich noch einmal 200 Euro an dazu, um in Restaurants zu essen oder Pizza zu bestellen. Bei meiner Freundin wäre das wahrscheinlich weniger, weil ich der Faulere von uns bin und gelegentlich einfach essen gehe, statt zu kochen. Meine Gesamtkosten liegen hier also bei 500 Euro.
Hund: Für den Hund zahle ich 180 Euro pro Jahr an Hundesteuer. Beim Futter ist es wie bei unseren Lebensmitteln: Hier kaufe ich möglichst die beste Nahrung, damit es dem Hund gut geht. Dadurch komme ich auf etwa 100 Euro pro Monat. Der Hund macht eine Ausbildung zum Rettungshund, die ist aber kostenlos. Allerdings zahle ich 100 Euro pro Jahr an Mitgliedsbeiträgen für den "Bundesverband Rettungshunde". Außerdem ist er für 80 Euro pro Jahr haftpflichtversichert und hat eine Krankenversicherung, die 15 Euro monatlich kostet. Zusammengerechnet lande ich bei monatlichen Kosten in Höhe von 145 Euro.
Mobilität: Wir haben ein günstiges Auto, das aber fast nur ich nutze. Deshalb trage ich dafür auch rund 70 Prozent der Kosten. Den Wagen haben wir fast ausschließlich wegen des Hundes: Ihn fahre ich am Wochenende zum Trainingszentrum und transportiere Material dorthin. Dabei geht es vor allem um unterschiedliches Spielzeug, Futterbelohnung sowie diverse Leinen und Geschirre für das Training. Vorher hatten wir jahrelang kein Auto, weil wir in der Innenstadt wohnen und es einfach nicht gebraucht haben. Wege zum Einkaufen oder zu Freunden legen wir fast ausschließlich mit dem Fahrrad zurück. Den öffentlichen Nahverkehr versuche ich weitestgehend zu meiden, weil das hier in der Stadt eine Katastrophe ist. Innerstädtisch steige ich viel lieber aufs Rad. Meine Mobilitätskosten sind deshalb überschaubar: Rechne ich Fahrradersatzteile auf den Monat runter, komme ich vielleicht auf 10 Euro. Montieren kann ich sie selbst. Beim Auto teilen wir uns die Kosten für Steuer und Versicherung, dafür zahle ich 50 Euro monatlich. Hinzu kommen 100 Euro für Benzin, die ich übernehme. Zusammengerechnet ergibt das Kosten in Höhe von 160 Euro pro Monat.
Handy/Internet: Festnetz haben wir nicht. Für unser Internet zu Hause zahlen wir rund 30 Euro, mein Anteil liegt bei der Hälfte. Mein Handyvertrag kostet 7,99 Euro im Monat. Aufaddiert sind das 23 Euro.
Körperpflege: Seit Corona ersetzt eine Haarschneidemaschine den Friseur. Ansonsten kaufe ich meine Hygieneprodukte im Unverpacktladen, wenn möglich: ein trockenes Deo, Shampoo, Seife. Rechnet man noch Zahnpflegeprodukte dazu, lande ich durchschnittlich bei 15 Euro im Monat. Zweimal im Jahr gehen wir in die Sauna, dann komme ich auf 20 Euro monatlich.
Kleidung: Ich kaufe wenig Kleidung. Aber wenn, dann achte ich auf gute Qualität und faire Herstellungsbedingungen. Deshalb kaufe ich nicht in Billigläden ein. Dafür trage ich diese Klamotten dann so lange, bis die Nähte aufgehen. Manchmal schmeißt meine Freundin Dinge aus meinem Kleiderschrank weg, weil sie sagt, sie könne das nicht mehr sehen. Meine Sporthose habe ich seit dem Abitur. Ich schätze, dass ich für Schuhe, T-Shirts, Hosen und so weiter pro Jahr 1.200 Euro ausgebe. Das sind 100 Euro im Monat.
Reisen: Vor Corona sind wir häufiger verreist, aktuell macht das mit Maske im Flugzeug wenig Spaß. Trotzdem wird das demnächst wohl wieder losgehen. Das Reisen ist der Luxus, den wir uns gönnen. Meistens machen wir einen größeren Urlaub pro Jahr, dann fahren wir nach Marokko, Namibia oder Kuba. Dort gönnen wir uns auch ein schönes Hotel. Die Zeit, als ich im Hostel geschlafen habe, ist vorbei. Um abseits der üblichen Routen etwas von den Ländern zu erleben, mieten wir uns manchmal ein Fahrrad und schauen, was wir so entdecken – eine Mischung aus Abenteuer und Erholung. Zusätzlich unternehmen wir hin und wieder kleinere Reisen und verbringen dann zum Beispiel ein Wochenende in Österreich. Zusammen kommen wir auf Ausgaben von circa 10.000 Euro im Jahr. Für mich allein sind das also 5.000 Euro oder rund 417 Euro im Monat.
Freizeit:
Ich gehe mehrmals pro Woche schwimmen. Der Eintritt kostet 3,40 Euro,
auf den Monat gerechnet sind das also etwa 35 Euro. Sonst fahre ich
Fahrrad oder mache Übungen in einem Outdoorsportbereich, das kostet
beides nichts. Außerdem gehe ich gerne auf Konzerte, dafür gebe ich
ungefähr 150 Euro im Jahr oder 12,50 Euro monatlich aus. Hinzu kommen
noch ein paar Kinobesuche für 20 Euro und mein Spotify-Abo für 9,99
Euro. Zeitungsabos haben wir keine, nur Bücher kaufe ich gelegentlich.
Im Monat gebe ich dafür noch mal 10 Euro aus. So komme ich insgesamt auf
knapp 90 Euro.
Versicherungen: Über meinen Arbeitgeber habe ich eine Kranken- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Deshalb bleiben nur meine private Haftpflichtversicherung, für die ich 60 Euro im Jahr zahle, und meine Auslandskrankenversicherung für 12 Euro. Im Monatsdurchschnitt sind das zusammengerechnet 6 Euro.
Sparen und Investments: Ich habe Geld in Aktien und Fonds investiert, zudem halte ich einige Mitarbeiteraktien. Außerdem besitzen wir die Wohnung als Investment: Wenn sie fertig ist, dürfte der Wert bei 550.000 Euro liegen. Das Aktiendepot ist jetzt in etwa 40.000 Euro wert. Außerdem habe ich 15.000 Euro in Kryptowährungen angelegt. Damit habe ich während der Corona-Pandemie angefangen. In die Aktien und die Währungen investiere ich aber nicht regelmäßig – nur wenn Geld übrig ist und die Kurse gerade günstig sind. Und dann warte ich auch wieder länger. Das schwankt also von Jahr zu Jahr, aber vielleicht kann ich circa 750 Euro als monatlichen Durchschnitt angeben.
Was am Ende übrig bleibt
In einem normalen Monat, wenn ich keine Investments tätige oder keine teuren Ausgaben habe, bleiben mir zwischen 1.000 und 2.000 Euro übrig. Oft landet dieses Geld einfach auf meinem Tagesgeldkonto, das sind aktuell rund 14.000 Euro. Ich will von dem Geld, das ich erarbeite, auch etwas haben und nicht alles bis zum letzten Cent sparen.
Wenn ich Lust habe, zu kündigen und nach Indien zu fahren, dann kann ich das machen. Oder ich kaufe mir Dinge, auf die ich einfach Bock habe: Zum Beispiel habe ich mir vor einiger Zeit einen Geländewagen mit einer Wohnkabine drauf gekauft. Die Anschaffung war zwar ziemlich sinnfrei, aber das wollte ich haben. Kostenpunkt waren 34.000 Euro. Seitdem steht er meistens rum, aber ich freue mich trotzdem drüber. Es verliert nicht an Wert und weil es als Wohnmobil versichert ist, kostet es nur 580 Euro im Jahr inklusive Steuern. Irgendwann wollen wir damit eine längere Reise machen.
*Der Name des Protagonisten wurde geändert, weil er berufliche Nachteile vermeiden möchte. Sein Name ist der Redaktion aber bekannt.
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