In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie monatlich auf die Seite legen. Hier berichtet Lea Zellner*, 25, die als Rechtsreferendarin arbeitet.
Beruf: Seitdem ich Anfang des Jahres mein Jurastudium mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen habe, arbeite ich nun seit April als Rechtsreferendarin. Das zweijährige Referendariat folgt auf das Studium und besteht aus einem theoretischen Teil in Kleinklassen und aus verschiedenen Praxisstationen in Kanzleien und an Gerichten. Ich bin aber keine Studentin, sondern fest beim Staat angestellt. Im Theorieteil geht es vor allem um das prozessuale Recht, das man in den typischen juristischen Berufsbildern anwendet. In der ersten Station als Referendarin wird man einem Zivilrichter am Amtsgericht oder einer Richterin am Landgericht zugeordnet. Dort übernehme ich nun Teile der Arbeit und schreibe Urteile, besuche Verhandlungen und kann auch mal eine Zeugenbefragung übernehmen.
Ich bin aktuell in der zweiten Station. Die verbringt man bei der Staatsanwaltschaft oder, wie in meinem Fall, bei einer Strafrichterin. Anschließend arbeitet man vier Monate in der Verwaltung und zum Abschluss ist man in einer Anwaltskanzlei beschäftigt. Nach den Abschlussprüfungen bin ich dann Volljuristin. Ich bin noch unsicher, was ich danach machen werde, kann mir aber vorstellen, in einer Kanzlei anzufangen.
Nebenbei arbeite ich neun Stunden pro Woche in einer Kanzlei in als wissenschaftliche Mitarbeiterin und übernehme vor allem Rechercheaufgaben. Wenn also während der Arbeit der Anwältinnen und Anwälte eine Rechtsfrage aufkommt, suche ich nach juristischer Literatur und passender Rechtsprechung, um Lösungen zu finden.
Ausbildung: Nach dem Abitur habe ich mit 18 Jahren angefangen, in München Jura zu studieren. Mich hat in der Schule schon das Fach Wirtschaft und Recht interessiert, deshalb habe ich mich dafür entschieden. Ein weiterer Grund war, dass Jura ein Bereich ist, in dem man vom Berufsfeld nach dem Studium ziemlich offen ist. Für mich war das die richtige Wahl, weil ich das Jurastudium sehr interessant fand, deshalb habe ich es auch bis zum Staatsexamen durchgezogen. Das Studium ist auf viereinhalb Jahre angelegt. Viele Jurastudierende nehmen sich aber ein halbes Jahr mehr Zeit, um für die Prüfungen zu lernen. Das habe ich auch gemacht und zudem ein Erasmus-Jahr in Großbritannien verbracht, deshalb ich insgesamt sechs Jahre für mein Studium gebraucht.
Arbeitszeit: Das Referendariat ist als Fulltime-Job angelegt, also mit 40 Arbeitsstunden pro Woche. Durch die Kombination aus Praxis und Theoriestunden kann es aber sein, dass man auch am Wochenende lernen muss. In anderen Wochen, wenn gerade weniger Lernstoff durchgearbeitet wird, habe ich auch unter der Woche mehr Freizeit. Zudem spielt die Menge an Aufgaben in den Praxisstationen hierbei eine Rolle. Deshalb kann die Belastung zu bestimmten Zeiten sehr hoch sein. Es ist das Wesen des Referendariats, dass es sehr abwechslungsreich ist und dadurch aber auch die Arbeitszeiten schwanken. Referendare brauchen deshalb eine Genehmigung vom Oberlandesgericht, um einen Nebenjob auszuüben. Das dürfen maximal 14 Wochenstunden sein, die man mit einer juristischen Tätigkeit verbringt. In meinem Fall sind es neun Stunden in der Woche, die ich in einer Kanzlei arbeite. Wenn ich besonders viel im Referendariat zu tun habe, kann ich diese Stundenzahl reduzieren. Dadurch komme ich durchschnittlich auf ungefähr 45 Arbeitsstunden pro Woche.
Bruttoeinkommen: Brutto verdiene ich als Referendarin 1452,08 Euro. Obendrauf bekomme ich vom Staat einen Zuschuss zu meinem Gehalt in Höhe von 13,29 Euro, der in vermögenswirksame Leistungen, in meinem Fall in einen ETF, investiert wird. Von meinem Bruttogehalt werden dann aber monatlich 25 Euro investiert, ich zahle also einen Eigenanteil in Höhe von 11,71 Euro. Dieses fließt in einen Mix verschiedener ETFs aus Industrie- und Schwellenländern, von denen etwa die Hälfte nach nachhaltigen Kriterien investieren. Zu meinem Referendarinnengehalt kommen 450 Euro durch meinen Nebenjob. Insgesamt lande ich also bei 1915,37 Euro.
Nettoeinkommen: Netto bleiben mir von meinem Gehalt als Referendarin 1222,78 Euro übrig, plus die steuerfreien 450 Euro aus meinem Nebenjob. Zusammen sind das 1672,78 Euro. Nach dem Referendariat könnte ich bei einer Kanzlei in den ersten Jahren 70.000 bis maximal 125.000 Euro im Jahr verdienen - Bonuszahlungen kommen da noch dazu. Das ist abhängig von der jeweiligen Kanzlei.
Miete: Ich wohne zusammen mit zwei Freunden in einer WG in der Münchner Innenstadt. Für mein Zimmer dort zahle ich 619 Euro, Nebenkosten wie Strom und Wasser sind darin aber schon enthalten.
Versicherungen: Hier fällt mir nur meine Haftpflichtversicherung ein, für die ich pro Jahr 50 Euro zahle. Das sind auf den Monat heruntergebrochen also knapp 4,20 Euro. Sonst habe ich weder Brillen- noch Hausrats- oder Schlüsselversicherung, zu so was habe ich mich bisher noch nicht durchringen können.
Lebensmittel: Für Lebensmitteleinkäufe im Supermarkt gebe ich etwa 150 Euro monatlich aus. Dabei schaue ich schon oft auf Bio-Labels und gute Qualität, ich kaufe aber nicht in besonders teuren Läden ein. Das kann ich mir aktuell noch nicht leisten, wenn am Ende des Monats noch Geld übrig sein soll. Da ich viel im Homeoffice arbeite, esse ich meist zu Hause. Das senkt die Ausgaben. Und auch im Büro nehme ich mir oft etwas von zu Hause mit. Meine Kosten für Restaurantbesuche oder Drinks mit Freundinnen und Freunden schwanken, je nach Zeit, die ich mit dem Lernen verbringe. Durchschnittlich würde ich noch einmal 120 Euro dazurechnen. Dafür gehe ich dann doch mal Mittagessen oder treffe mich abends in einer Bar. Zusammen sind das also ungefähr 270 Euro pro Monat.
Kleidung: Ich schätze, dass ich für Kleidung 300 Euro pro Jahr ausgebe. Bis auf ein neues Paar Schuhe und einen neuen Blazer fürs Büro habe ich in den vergangenen Monaten kaum etwas ausgegeben. Das war zwar die Corona-Zeit, ich gebe aber generell nicht viel Geld für Klamotten aus. Pro Monat wären das rund 25 Euro.
Hygieneprodukte: Für meinen Friseurbesuch alle drei Monate und die alltäglichen Hygieneprodukte von Shampoo über Gesichtscremes bis zur Zahnpasta schätze ich, dass ich monatlich 15 Euro ausgebe. Auch hier bin ich aktuell im Sparmodus.
Telefon und Internet: In meiner WG zahle ich zwölf Euro fürs Internet. Die Kosten für mein Handy laufen dagegen noch über eine Partnerkarte mit meiner Mutter, das heißt alle hier anfallenden Kosten für Telefonate und das Datenvolumen übernimmt aktuell sie.
Abonnements: Ich habe eigentlich nur zwei Abos: Bei Spotify teile ich mir den Familientarif für 14,99 Euro, für mich bleiben deshalb 7,50 Euro übrig. Und für meinen Speicherplatz mit 50 GB bei Apple iCloud zahle ich 99 Cent im Monat. Über einen Stipendienanbieter für Jurastudierende kann ich das ZEIT-E-Paper kostenfrei lesen, das E-Paper des Spiegel lese ich gelegentlich über das Abonnement meiner Eltern. Allerdings habe ich noch ein berufliches Abo: Referendarinnen und Referendare müssen sich für den Unterricht und die Prüfungen drei verschiedene Gesetzessammlungen zulegen. Für diese habe ich ein Abo, über das mir der Verlag Ergänzungslieferungen mit den aktuellen Gesetzesänderungen schickt. Das sind ungefähr 25 Euro im Monat, die ich hierfür ausgebe. Insgesamt zahle ich monatlich also 33,50 Euro für Abos.
Transport: Die meisten Wege in München fahre ich mit dem Fahrrad, bei Wind und Wetter. Solange ich nicht top gestylt aussehen muss, wenn ich ankomme, ist das kein Problem. Für die Wege, die ich doch mit dem ÖPNV in München zurücklege, reicht eine Streifenkarte pro Monat. Das sind dann 14,60 Euro. Gelegentlich nutze ich auch das Auto meiner Eltern, dafür muss ich aber nichts zahlen. Wenn ich das mit der Fahrradreparatur im vergangenen Jahr zusammenrechne, für die ich 50 Euro gezahlt habe, lande ich bei monatlichen Kosten in Höhe von ungefähr 19 Euro.
Freizeit:
Wenn ich Sport mache, ist das meistens sehr günstig. Ich gehe einmal
pro Woche joggen, meistens mit Freundinnen und Freunden im Park. Seit
einiger Zeit gehe ich einmal pro Woche schwimmen, hierfür zahle ungefähr
20 Euro im Monat. Außerdem mache ich zwei- bis dreimal in der Woche
Workouts zu Hause. YouTube bietet mittlerweile eine große Auswahl an
Übungen, die man nachmachen kann. Dafür spare ich mir die Kosten fürs
Fitnessstudio. Neben dem Sport lese ich gerne. Rechne ich die Kosten für
private Bücher und diejenigen, die ich für meine Ausbildung brauche,
zusammen, komme ich auf Kosten in Höhe von 30 Euro pro Monat. Wenn
Corona es zulässt, gehe ich gerne tanzen. Dann besuche ich stundenweise
Kurse, sei es Ballett oder für andere Tänze. Pro Kurs zahlt man zehn
Euro, das habe ich aber schon länger nicht mehr gemacht. Zusammen komme
ich also auf durchschnittlich 50, maximal 55 Euro im Monat, die ich für
meine Freizeitbeschäftigungen ausgebe.
Reisen: In diesem Jahr habe ich bisher zwei Wochen Urlaub gemacht: Eine Woche habe ich mit meiner Familie in Südeuropa in einem Hotel verbracht. Dafür habe ich aber selbst nichts gezahlt, ich wurde eingeladen. Außerdem war ich eine Woche lang mit Freunden in einer europäischen Großstadt unterwegs. Für unser Airbnb, die Verpflegung und die Reisekosten habe ich 550 Euro ausgegeben. Außerdem habe ich für ein Wochenende eine Freundin in Berlin besucht. Für diesen Trip habe ich gesamt 200 Euro gezahlt. Alle zwei Monate fahre ich außerdem von München nach Hause zu meiner Familie, dann übernehmen aber meine Eltern meist die Kosten für das Benzin oder die Zugtickets. Deshalb komme ich ungefähr auf Reisekosten in Höhe von 750 Euro im Jahr, also im Monat 62,50 Euro.
Altersvorsorge: Fürs Alter investiere ich 50 Euro monatlich in einen ETF. Dafür habe ich einen Sparplan bei einem Onlinebroker. Insgesamt habe ich bisher 1.700 Euro investiert. Das ist nicht viel, aber für den Einstieg okay. Mein Ziel ist es, in den ersten Berufsjahren nach dem Referendariat gut zu verdienen und das Geld gut anzulegen, damit sich das dann weiter aufbaut.
Das bleibt am Ende übrig: Es variiert natürlich, wie viel Geld ich am Ende des Monats übrig habe.
Rechnet man alle Kosten und mein Nettogehalt gegen, bleiben mir ungefähr
500 Euro. Meine Strategie mit diesem Geld ist folgende: Am Monatsanfang
schätze ich meine voraussichtlichen Kosten ab. Abhängig davon, was ich
an Ausgaben erwarte, verschiebe ich davon, sobald mein Gehalt überwiesen
wurde, 300 bis 500 Euro von meinem Girokonto auf mein Tagesgeldkonto.
Dadurch habe ich mir einen Puffer in Höhe von rund 8.000 Euro angespart.