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Fahrradpanne: Eine Panne? Kein Problem

Egal ob auf dem Donauradweg oder auf dem täglichen Weg zur Arbeit: Fahrradpannen nerven. Erst kommt man mit ölig-schwarzen Händen zu spät ins Büro und später erklärt der Fahrradmechaniker, erst im nächsten Monat wieder einen Termin frei zu haben. Gerade im Sommer sind die Werkstätten oft überbucht. Doch es gibt Alternativen, die einem helfen, schnell wieder in die Pedale treten zu können.

Fahrradpannenhilfe des ADAC

Fürs Auto ist das Konzept altbekannt: Wer unterwegs ein Problem hat, ruft den ADAC. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen machen den Wagen wieder fit oder sorgen zumindest für sicheren Abtransport und Reparatur in einer Werkstatt. Seit Kurzem bietet der ADAC seinen Mitgliedern in Berlin und Brandenburg ein ähnliches Konzept fürs an. In dem Pilotprojekt unterstützt der Auto-Club Radfahrende, die nach einem Unfall oder einer Panne nicht mehr weiterkommen.

Egal ob Fahrradkette, Reifenprobleme oder ein leerer Akku im E-Bike: Ein Anruf soll genügen, schon rücken speziell geschulte Mechanikerinnen und Mechaniker an - rund um die Uhr. Ist der Schaden zu groß, um ihn vor Ort zu reparieren, transportieren Partner des das Rad samt Gepäck in eine Werkstatt oder nach Hause. Das neue Angebot kommt gut an: "Seit dem Start des Pilotprojekts haben jeden Tag mehrere Radfahrer unseren Dienst in Anspruch genommen", sagt ADAC-Sprecher Jürgen Grieving. Rund drei Viertel von ihnen hätten Reifenprobleme gehabt, die meist schnell behoben werden konnten.

Sollte sich das Konzept bewähren, könnte es im Laufe des nächsten Jahres auf ganz Deutschland ausgeweitet werden. Für ADAC-Mitglieder und ihre minderjährigen Kinder ist der Service kostenlos. Es fällt nur der reguläre Mitgliedsbeitrag (ab 54 Euro pro Jahr) an. Aufpassen sollte allerdings, wer mit einem Miet- oder Dienstfahrrad unterwegs ist. Hier greift der Service nicht. Und auch wer beim Mountainbiken mitten im Wald nicht weiterkommt, hat Pech: Die Mechaniker fahren nur an Orte, die mit dem ADAC-Einsatzfahrzeug erreichbar sind.

Pannendienst des ADFC

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, kurz ADFC, bietet seinen Mitgliedern schon seit 2016 Pannenhilfe an. Eingetragene Mitbewohnerinnen (Lebenspartner, Kinder, WG-Mitglieder) können das Angebot ebenso in Anspruch nehmen. Ausgenommen sind auch hier Miet- oder Diensträder sowie die besonders schnellen S-Pedelecs.

Mehreren Hundert Radfahrerinnen und Radfahrern pro Jahr hilft der Club mit seinem Angebot. Wer eine Fahrradpanne hat, schildert per Telefon den Defekt: Streikt die Schaltung, sind es die Reifen oder das Tretlager? Ist der Hersteller bekannt und sogar das Modell? Mit diesen Infos können mobile Pannenhelfer passende Ersatzteile und Spezialwerkzeug mitbringen. Sollte kein mobiler Mechaniker verfügbar oder eine Reparatur vor Ort nicht möglich sein, wird auch hier das Rad in eine der mehr als 400 Fahrradwerkstätten des ADFC-Netzwerks transportiert. Zudem unterstützt der ADFC-Pannendienst bei der Suche nach nahe gelegenen Unterkünften. Auch Leihfahrräder zur Weiterfahrt würden, so verfügbar, vermittelt. Wer also längere Radtouren unternimmt, für den passt das Angebot des Fahrrad-Clubs. Das hat sich rumgesprochen: Rund die Hälfte aller Pannenhilfen des ADFC entfällt auf Radreisende, erklärt Sprecherin Stephanie Krone.

Die Pannenhilfe ist für ADFC-Mitglieder kostenlos, der Jahresbeitrag kostet 56 Euro, für Familien 68 Euro. Wer weitere Angebote wie einen europaweiten Abschleppdienst oder die Übernahme der Kosten für Unterkunft während einer länger dauernden Reparatur in Anspruch nehmen möchte, kann die ADFC-Pannenhilfe Plus abschließen (ab 11,90 Euro zusätzlich).

Schutzbriefe und Mobilitätsgarantien

Wer weder Mitglied des ADAC noch des ADFC oder eines anderen Verkehrsclubs ist oder werden möchte, für den könnte sich ein sogenannter Schutzbrief lohnen. Für einen Jahresbeitrag versichert er im Pannenfall ähnliche Hilfeleistungen: 24-Stunden-Hotline, Werkstattvermittlung, Ersatzrad. Je nach Anbieter unterscheiden sich Leistung und Preis. Günstige Schutzbrief-Versicherungen kann man ab 20 Euro pro Jahr abschließen. Wichtig ist allerdings, auch das Kleingedruckte zu lesen: Reißt die Kette beispielsweise innerhalb eines Mindestradius um den Wohnort, setzt bei manchen Anbietern der Versicherungsschutz aus. Als Radler muss man sich dann selbst kümmern, trotz bezahlter Versicherung.

Wem das zu unsicher oder zu teuer ist, kann schon beim Fahrradkauf den Händler ansprechen. Manche Fahrradläden bieten nicht nur eine Garantie für Material- und Produktionsfehler, sondern auch eine Mobilitätsgarantie. Dann erhält man für die Dauer der Reparatur ein Ersatzrad. Viele Leasingfirmen bieten das ebenfalls an. Den Transport des Pannenrads in die Werkstatt muss man zwar selbst erledigen. Anschließend ist man aber schnell wieder mobil.

Bikesharing und Swapfiets

Wem es sowieso nicht so wichtig ist, ein eigenes Rad zu besitzen, für den stellt die wachsende Anzahl an Sharing-Anbietern eine Alternative dar. In vielen Großstädten lassen sich Räder spontan per App mieten. Geht eines kaputt, steht an der nächsten Ecke schon das nächste.

Einen Mittelweg geht das Unternehmen Swapfiets. Inzwischen nutzen 70.000 Menschen in Deutschland die Fahrräder mit den markanten türkis-blauen Vorderreifen. Das Konzept ist einfach: Gegen einen Monatsbeitrag (ab 16,90 Euro) und eine Einmalzahlung stellt Swapfiets das gewünschte Fahrrad- oder E-Bike-Modell zur individuellen Verfügung - inklusive Wartung und Pannenservice ohne Mehrkosten. Ist also doch mal was kaputt, kommt innerhalb von 48 Stunden ein Mechaniker zur Reparatur vorbei oder bringt Ersatz. Ein weiterer Vorteil: Wer sein Rad nicht mehr nutzt, hat keine Fahrradleiche im Keller stehen, sondern kann sein Rad-Abo einfach kündigen.

Für Radlerinnen, die viel unterwegs sind, aber nicht unbedingt das neuste Gravel Bike brauchen, haben Anbieter wie Swapfiets also klare Vorteile: Man muss nicht selber schrauben und braucht auch nicht wochenlang auf den Werkstatttermin zu warten. Wer dagegen nur selten mit dem Fahrrad fährt, kommt mit Bikesharing per App günstiger davon.

Selbsthilfewerkstatt

Passionierte Radfahrer haben oft einen ganzen Keller voll Werkzeug und Ersatzteile fürs eigene Rad. Doch auch mit wenig Vorwissen ist man im Pannenfall nicht gänzlich vom Terminkalender der Fahrradwerkstatt abhängig. Lokale Selbsthilfewerkstätten und Reparaturinitiativen unterstützen diejenigen, die keine Angst vor dreckigen Fingern haben, ein neues Ritzelpaket dann aber doch nicht alleine einbauen möchten. In den Werkstätten finden Interessierte meist das passende Werkzeug und kompetente Beratung. Ersatzteile müssen sie aber selbst besorgen und mitbringen. Auch eine Werkstattgebühr fällt meistens an. Und weil diesen Service Freiwillige anbieten, haben Selbsthilfewerkstätten oft nur abends oder am Wochenende geöffnet.

Man braucht also etwas Zeit und Geduld, eine Sofortlösung ist es nicht. Es hat aber auch seine Vorteile: Insgesamt ist die Reparatur oft kostengünstiger als in der Profiwerkstatt und im Idealfall kann man das Rad danach gleich wieder mit nach Hause nehmen. Ein weiterer Pluspunkt: Man lernt schrittweise dazu. Tritt auf der nächsten Fahrradreise ein ähnliches Problem auf, lässt sich das auch ohne Werkstatt lösen.

Fahrende Reparateure und Sonderaktionen

Mobile Fahrraddienste kommen mit Ersatzteilen und Arbeitsgeräten zu den Kundinnen und Kunden. Manche haben regelmäßige Standorte im Stadtviertel, andere kommen nach Vereinbarung vorbei. Mit etwas Glück klappt es mit dem schnellen Termin direkt am Pannenort.

In einigen Städten und an stark befahrenen Fahrradreiserouten gibt es zudem öffentliche Servicestationen mit Luftpumpen und einer kleinen Auswahl an Werkzeug. Stundenlang sein altes Rad wieder fit schrauben, kann man dort zwar nicht, aber um einen platten Reifen oder ein verbogenes Schutzblech zu richten, reicht das Angebot in der Regel.

Wer dagegen ein weniger akutes Problem hat und mit dem Achter im Laufrad oder dem knarzenden Tretlager noch etwas weiterfahren kann und will, kann sich nach anstehenden Sicherheitschecks und Sonderaktionen erkundigen, etwa beim ADFC oder in Fahrrad-Gruppen in den sozialen Netzwerken. Ohne Voranmeldung und meist auch kostenlos untersuchen Experten bei solchen Aktionen das eigene Rad und beheben einfache Probleme. Organisiert werden sie meist von Fahrrad-Clubs, größeren Händlern oder der Stadtverwaltung.

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