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Vincent Suppé

freier Journalist

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Interview

Zahnarzt: "Ich zahle mir etwa 11.000 Euro im Monat aus"

Symbolbild

Als Thaddäus die Zahnarztpraxis übernahm, schlief er nur drei Stunden in der Nacht. Heute ist der ehemalige Hauptschüler stolz: Er ist Chef von zehn Angestellten. 

In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben – und wie viel sie monatlich auf die Seite legen. Hier berichtet Thaddäus*, 36 Jahre alt, aus München.

Mein Job

Beruf: Ich bin ein klassischer Zahnarzt, also ohne spezielles Fachgebiet. Bereits am ersten Tag nach meiner Assistenzarztzeit habe ich mich selbstständig gemacht und die Praxis eines Kollegen übernommen. Heute bin ich Chef von neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In meiner Praxis biete ich das gesamte Portfolio an: Ich implantiere, mache Wurzelkanalbehandlungen und Zahnersatz. Weil ich den Zahnersatz zunehmend selbst anfertige, bin ich eigentlich Zahnarzt und Zahntechniker in einem.

Ausbildung: Ich habe fünfeinhalb Jahre lang Zahnmedizin studiert und dann mein Staatsexamen gemacht. Danach war ich zwei Jahre lang Assistenzarzt. Dabei war meine Schullaufbahn mehr als holprig: Als Jugendlicher saß ich stundenlang vor dem PC, war zwischendrin an der Hauptschule und habe mehrmals die Schule wechseln müssen. Als ich in die neunte Klasse kam, war ich schon 18 Jahre alt. Erst spät hat es bei mir Klick gemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Ich habe dann die mittlere Reife und das Abitur über den zweiten Bildungsweg nachgeholt. Und schließlich Zahnmedizin studiert. 

"Als ich die Praxis übernommen habe, habe ich drei Stunden pro Nacht geschlafen."

Wöchentliche Arbeitszeit: Als selbstständiger Zahnarzt ist meine Arbeitszeit immer unterschiedlich: Reine Behandlungszeit habe ich 34 Stunden in der Woche. Pro Tag fällt eine halbe Stunde für Vor- und Nachbereitung an. Als Praxisleiter kommen natürlich noch andere Punkte dazu: Gerade baue ich um, da gibt es Wochen, in denen ich mit Sicherheit 60 bis 70 Stunden arbeite. Aber der Normalfall sind wohl 45 Stunden. Dazu muss man sagen, dass ich nicht einfach nach Hause gehen und abschalten kann. Als ich die Praxis übernommen habe, habe ich drei Stunden pro Nacht geschlafen, weil ich aufgewacht bin und mir über Personalmanagement, Zukunftsplanungen und die hohen Kredite Gedanken gemacht habe. Abschalten gibt es auch heute kaum noch. Mein Kardiologe sagt, dass ich Bluthochdruck und Schlafstörungen habe. Man zahlt die finanziellen Gewinne zu einem gewissen Prozentsatz mit seiner Gesundheit.

Meine Einnahmen

Bruttoeinkommen: Die Einnahmen meiner Praxis lagen letztes Jahr bei etwa 868.000 Euro, das sind rund 72.000 Euro im Monat. Klingt erst mal viel, davon gehen aber viele Kosten ab: beispielsweise für Personal, Raum, Ausstattung, Energie, Versicherung, Laborbedarf und Reparaturen. Ein großer Posten sind Arbeiten, die von anderen zahntechnischen Laboren hergestellt werden. Außerdem zahle ich Steuern und Kredite für teure Geräte ab. Beispielsweise habe ich mir Anfang 2018 ein Gerät zur digitalen Rekonstruktion von Zahnersatz gekauft. Das hat mich in etwa 65.000 Euro gekostet, eine Investition, die sich gelohnt hat. Seitdem mache Brücken und Kronen fast ausschließlich selbst,  statt sie von einem externen Zahntechniker herstellen zu lassen. Meine Einnahmen konnte ich dadurch deutlich erhöhen. Mein eigenes Gehalt beträgt etwa 11.000 Euro im Monat, das zahle ich mir aus. Den Rest des Geldes lasse ich auf dem Geschäftskonto, als Puffer, falls mal plötzliche Reparaturen anstehen. 

Nettoeinkommen: Insgesamt bleiben mir persönlich rund 6.000 Euro netto im Monat.

Meine Ausgaben

Miete: Ich zahle wenig Miete, weil ich in die Wohnung meiner Frau gezogen bin. Sie wohnt seit vielen Jahren da und hat einen alten Mietvertrag. Deshalb zahlen wir zusammen nur 890 Euro für 67 Quadratmeter warm. Das ist für München der absolute Knaller. Für die Praxis zahle ich 2.800 Euro Miete.

Lebensmittel und Restaurantbesuche: Ich gehe fast jeden zweiten Tag essen: Im Durchschnitt würde ich 60 Euro pro Restaurantbesuch sagen, damit komme ich für mich allein auf 900 im Monat. In den Mittagspausen esse ich fast nie, ich frühstücke auch nicht – das ist deswegen relativ preiswert. Insofern würde ich insgesamt 1.000 Euro im Monat für Lebensmittel veranschlagen.

"Mein einziges privates Abo ist mein 'World of Warcraft'-Account"


Transportmittel: Die zehn Kilometer zur Praxis fahre ich bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad. Bei größeren Reparaturen bringe ich das Rad in die Werkstatt. Einen neuen Schlauch einbauen kann ich aber selbst. Außerdem habe ich mit meiner Frau ein gemeinsames Auto. Dafür fallen dann natürlich Versicherung, Werkstattkosten und Sprit an – wir fahren auch recht viel. Wenn ich das für mich durchrechne, komme ich mit den Fahrradkosten auf etwa 300 Euro im Monat.

Versicherungen: Das kann ich genau sagen: 775 Euro im Monat. 580 Euro davon sind meine Krankenversicherung, der Rest geht beispielsweise für Berufsunfähigkeitsversicherung, Brand- und Einbruchsschutz drauf.

Kredite: Ich habe nur berufliche Kredite – aktuell in Höhe von 250.000 Euro, und gerade kamen noch einmal 110.000 Euro obendrauf. Das macht zusammen 360.000 Euro. Die Praxis – also vor allem Geräte und den Patientenstamm – habe ich für 320.000 Euro erworben. Ein Teil davon ist bereits getilgt. 60.000 Euro sind in die Zahnersatzmaschine geflossen und 70.000 in ein neues  Röntgengerät. Und ich will bald noch eine weitere Patientenliege kaufen, die kostet mich dann nochmal 40.0000 Euro. 

"Etwa 150 Euro fallen jeden Monat für Handyverträge und Internet an"

Private Altersvorsorge: Null. Ärzte zahlen nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Sie haben stattdessen ihr eigenes kleines Süppchen gekocht, eine eigene Altersvorsorge nur für Ärzte, was ich übel finde, weil man sich so aus dem Solidarsystem verabschiedet. Trotzdem profitiere ich von der Bayerischen Ärzteversorgung, in die ich einzahle. 30.000 Euro waren das letztes Jahr. Dadurch kriege ich später mehr raus als bei der gesetzlichen Rente. 

Telefon und Internet: Etwa 150 Euro fallen jeden Monat für Handyverträge und Internet an, privat und beruflich.

Abos: Ich habe kaum Abos, nur eine Clubmitgliedschaft bei einem Softwareanbieter – damit bekomme ich bestimmte Softwareupdates für die Praxis. Das macht 3.000 Euro im Monat. Mein einziges privates Abo ist mein World-of-Warcraft-Account, für 12 Euro im Monat. 

Sport: Ich spiele in einer Fußballmannschaft und kicke manchmal in der Halle – wobei ich das wegen meinem Knie fast nicht mehr machen kann. Seit Neuestem spiele ich außerdem Tennis, inklusive Trainer. Zusammen zahle ich dafür 400 Euro im Monat. Dazu kommt ein weiteres, durchaus kostspieliges Hobby: Skifahren. In der Saison komme ich etwa auf 20 Skitage, meistens in Kitzbühel. Dort kostet der Skipass alleine 60 Euro am Tag. Macht also rund 1.200 Euro im Jahr, nur für den Skipass. 

"Aufs Jahr gerecht komme ich auf 5.000 bis 6.000 Euro an Reisekosten für mich allein"

Kleidung: Nur wenn ich wirklich etwas brauche, kaufe ich es. Und dann schaue ich auch nicht auf das Preisschild und gönne mir auch mal einen teuren Wintermantel. Ich schätze, ich gebe rund 100 Euro im Monat für Kleidung aus.

Körperpflege: Hier rechne ich die üblichen Pflegeartikel und Friseurbesuche mit ein. Auch gehe ich sehr häufig zur Massage, weil die Rückenbelastung bei Zahnärzten ziemlich hoch ist. Dadurch habe ich eigentlich ununterbrochen Rückenschmerzen, mal mehr und mal weniger. Grob geschätzt bin ich dann sicherlich bei 100 bis 150 Euro im Monat.

Freizeit: Dazu zähle ich Kino, Bowling, Billard, Paintball. Ich schätze mal, das sind 150 bis 200 Euro im Monat. Aber ganz ehrlich: Ich achte nicht darauf, was das kostet, weil ich mir ums Geld in meiner Freizeit keine Gedanken machen will. Durch die Praxis habe ich sehr wenig Freizeit – und die, die ich habe, will ich möglichst sorgenlos verbringen.

Reisen: Ich reise gern, ein recht teures Vergnügen: Im letzten Urlaub waren wir auf Mauritius. Solche größeren Reisen machen wir ein- oder zweimal im Jahr. Hinzu kommen gelegentliche Kurztrips. Aufs Jahr gerecht komme ich auf 5.000 bis 6.000 Euro an Reisekosten für mich allein, also monatlich auf ungefähr 500 Euro.

So viel bleibt am Ende übrig:

Ich habe 6.000 Euro netto im Monat und gebe davon 4.000 aus. Die restlichen 2.000 Euro lege ich auf die Seite. Mit dem Ersparten will ich mir vielleicht irgendwann mal ein Haus in der Gegend kaufen. 


Wenn Sie uns auch verraten wollen, was Sie beruflich machen, wie viel Geld Sie verdienen und wie Sie es ausgeben: Schreiben Sie uns an kontoauszug@zeit.de.

*Name von der Redaktion geändert           

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Erstellt am 26.01.2020
Bearbeitet am 26.01.2020

Quelle
https://www.zeit.de/arbeit/2020-01/...

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