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Independiente - Racing Club 4:0

Elf­meter, Rote Karte und ein Hat­trick von ​„Mara­donna Jr.“ – Das Derby von Buenos Aires hatte so ziem­lich alles zu bieten, was Fuß­ball her­gibt. Süd­ame­rika, so lieben wir dich…
11. September 2005

Werner Hansch würde von einem ​„weiten Abschlag“ faseln, andere von einem ​„Kat­zen­sprung“, aber beim ​„Clá­sico“ zwi­schen Inde­pen­diente und Racing im Süden von Buenos Aires ist die Rede von einem ​„Stein­wurf“ wahr­schein­lich ange­brachter. Die Sta­dien der beiden riva­li­sie­renden Klubs aus der Arbei­ter­vor­stadt Avel­la­neda, wahr­lich nicht die Vor­zei­ge­ge­gend der Metro­pole mit zwölf Mil­lionen Ein­woh­nern, liegen näm­lich gerade mal 300 Meter aus­ein­ander.


Schon vor dem frühen Anpfiff am Sonn­tag­morgen um elf Uhr sorgen beide Fan­gruppen für ein Spek­takel auf der ​„Doble Visera“, der ältesten Beton­tri­büne Süd­ame­rikas. Wäh­rend die gast­ge­benden ​„Roten Teufel“ ein Fes­tival der Pyro­technik feiern, haben die Fans von Racing zumin­dest einen Idioten im Block, der die von der Begrü­ßung der Mann­schaften liegen geblie­benen Papier­schnipsel anzündet.


Der fri­sche Früh­lings­wind ent­facht schnell einen Flä­chen­brand auf der mit 10 000 Fans gefüllten Gäs­te­tri­büne, und bei der hek­ti­schen Mas­sen­flucht ist es zum Glück nur einer, der sich beim Sprung über eine Absper­rung ein Bein bricht. Das Spiel beginnt dar­aufhin mit einer Vier­tel­stunde Ver­spä­tung, um nach fünf Minuten noch mal unter­bro­chen zu werden: Es brennt jetzt hinter dem anderen Tor, und der diesmal schleu­nigst her­bei­ge­holte Feu­er­wehr­schlauch bildet für ein paar Minuten eine groß­zü­gige Hypo­te­nuse zur Eck­fahne. Wenn bei so einem Spiel ein 17-Jäh­riger für die Gast­geber mit der Last und Ehre der ​„10“ auf­läuft, muss er ein ganz beson­derer Spieler sein. Vor allem in Argen­ti­nien.


Sergio Agüero war gerade mal 15 Jahre alt bei seinem ersten Liga­spiel für den Rekord­sieger der Copa Libertadores und ist damit der jüngste Debü­tant des argen­ti­ni­schen Fuß­balls. Angeb­lich war der HSV schon vor einem Jahr an ihm inter­es­siert und im wahr­schein­lich wich­tigsten Spiel der Saison zeigt Agüero, genannt ​„Kun“, warum er für ​„die Roten“ schon jetzt so wichtig ist. In der 33. Minute schlägt er eine Ecke scharf in den Straf­raum von Racing und nach dem kräf­tigen Kopf­ball von Méndez ist es Racings Abwehr­spieler Torres, der auf der Linie mit der Hand rettet.


Die Rote Karte und der von Frutos sicher ver­wan­delte Elf­meter deuten die Rich­tung, in die der Ball heute läuft. ​„El Rojo“ hat Racing im Griff und kurz nach der Pause erhöht erneut der Blond­schopf Frutos zum 2:0. Eine Vier­tel­stunde vor Schluss ist der Knabe Agüero wieder nur mit einem Foul zu stoppen, und mit dem zweiten fäl­ligen Straf­stoß kom­plet­tiert Frutos seinen Hat­trick.


Das Sta­dion steht Kopf, und noch einmal schnappt sich Sergio Agüero das Leder, tanzt auf dem Weg zum Tor Ex-Natio­nal­spieler Diego Simeone, der immerhin sein Vater sein könnte, und drei wei­tere Spieler von Racing aus und krönt seine Top­leis­tung mit einem Traumtor. Seine Aus­wechs­lung begleiten Stan­ding Ova­tions. Mal wieder schallt ein lang­ge­zo­genes ​„Agüeeeero“ durch Avel­la­neda und Inde­pen­diente kann im Jahr des 100. Klub­ju­bi­läums den höchsten Der­by­sieg seit 28 Jahren feiern.


Quelle: www.11freunde.de



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