Dm-Gründer Götz Werner ist einer der bekanntesten Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens. Wir sprachen mit ihm über persönliche Freiheit, unbeliebte Jobs und über das Grundeinkommen als Menschenrecht.
In vielen europäischen Ländern wird das bedingungslose Grundeinkommen diskutiert, Finnland testet es bereits, auf Länderebene soll es in Deutschland vielleicht bald in Schleswig-Holstein getestet werden.
Der Unternehmer Götz Werner gründete 1973 die Drogeriemarkt-Kette dm mit heute rund 3.500 Filialen in zwölf europäischen Ländern. Werner ist auch Gründer der Initiative „Unternimm die Zukunft", mit der er sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzt.
Götz Werner: Mit 1.000 Euro sollte man bescheiden, aber menschenwürdig im Sinne des Artikel I des Grundgesetzes leben können. Mit dem Grundeinkommen als Menschenrecht kommt jeden Monat Geld auf das Konto. Dann kann man Nein sagen. Nein zu allen Menschen, die Druck ausüben wollen. Man wäre freier.
Jean-Jacques Rousseau hat gesagt: „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will."
Götz Werner: Weil ich ein Mensch bin, habe ich ein ganz grundlegendes Menschenrecht. Mein Menschenrecht ist zu leben. Und erst wenn ich leben kann, kann ich auch arbeiten. Das Grundeinkommen ermöglicht die Arbeit. Das ist der entscheidende Punkt dabei. Mit einem BGE wird nicht die Arbeit bezahlt, sondern es ermöglicht sie erst.
Viele würden auf die Frage „Was ist gute Arbeit?" antworten: Gute Arbeit ist gut bezahlt. Nein! Arbeit können Sie nicht bezahlen. Was bezahlbar ist, ist, dass Sie leben können.
Nehmen wir als Beispiel dieses Interview. Es ist ein Irrtum zu meinen: Sie würden für das Interview bezahlt. Nein, Sie werden bezahlt, damit Sie leben können. Deshalb können Sie es sich leisten, dieses Interview zu führen.
Götz Werner: Anders als die Konsumsteuer greifen heute alle anderen Steuerarten erst, wenn die Leistung noch gar nicht erbracht ist. Ein Beispiel: Wir ernten und besteuern den Pfirsich zu einem Zeitpunkt, zu dem er noch nicht reif ist.
Schon heute sind alle Steuern auf kaum nachvollziehbare Weise in den Preisen verkalkuliert. Mit einer Konsumsteuer würde sich das ändern, denn sie greift erst, wenn das Produkt tatsächlich gekauft wird.
Götz Werner: Dann wird das Geld erst sichtbar. Letztendlich reduzieren alle Steuern, die keine Konsumsteuern sind, die Leistung. Das Einkommen entsteht aus der Leistung, die die Gemeinschaft erwirtschaftet. Genauso wie das bedingungslose Grundeinkommen.
Es finanziert sich durch die Leistungen, die wir erbringen.
(Auszug)
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