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Bayern-Frauen besiegen Wolfsburg: Plötzlich die Gejagten

Die Fußballerinnen des FC Bayern München feierten den Sieg gegen den VfL Wolfsburg. © Matthias Balk/dpa

München - Fast hätte man denken können, auf dem Oktoberfest statt auf dem FC-Bayern-Campus zu sein. So laut schallte die Volksmusik aus der Kabine nach dem Spiel.

Ausgelassener hätte die Stimmung nach dem 1:0 im Topspiel über den bisherigen Tabellenführer Wolfsburg nicht sein können, während draußen vor der Tür dutzende Fans die Siegerinnen bejubelten und warteten, dass sie nach draußen traten. Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil machte das Kabinen-Selfie: Stürmerin Lea Schüller auf dem Tisch kniend, hinter ihr der wild gewordene Rest der Mannschaft, alle mit offenen Mündern und hochgerissenen Armen. Ein seltener Anblick, der beweist, wie enorm wichtig der Sieg gegen Wolfsburg ist. Bayern-Coach Alexander Straus war schier aus dem Häuschen.


"Das Spiel war beste Werbung für den deutschen Frauen-Fußball. Es war eine tolle Show", sagte der Norweger. Lina Magull lenkte den Blick umgehend auf die Wertigkeit des Erfolgs, der möglicherweise die Entscheidung im Titelkampf herbeigeführt hat. "Der Sieg hat eine sehr hohe Bedeutung für uns", sagte die Nationalspielerin: "Zum einen, weil wir die letzten Spiele gegen Wolfsburg verloren haben und zum anderen, weil wir im Meisterschaftsrennen wieder alles in der eigenen Hand haben."


 Bayern erstmals seit dem 7. Spieltag wieder Spitzenreiter


Der letzte Sieg gegen den ewigen Liga-Primus liegt zweieinhalb Jahre zurück (ein 4:1 im November 2020), die Dominanz der Wölfinnen ist seitdem unheimlich. Vergangenes Jahr blieben sie komplett ungeschlagen, nun aber kassierte der VfL schon die zweite Niederlage innerhalb weniger Wochen.Die Bayern-Frauen träumen wieder - mehr noch: Sie haben berechtigte Hoffnung auf den Titel, wenn sie sich selber keinen Ausrutscher mehr erlauben. Die Chancen seien nun "sehr viel besser", stimmte Straus nach dem Duell zu: "Hätte Wolfsburg gewonnen, wäre es vorbei gewesen."


So aber heißt der neue Tabellenführer FC Bayern. Ganz oben standen sie zuletzt am siebten Spieltag der vorigen Saison, dann begann die beeindruckende Wolfsburger Serie. "Jetzt sind wir die Jäger", erkannte deren Trainer Tommy Stroot und versuchte gleich mit einer kleinen Drohung den Druck etwas zu erhöhen: "Wir werden unsere Hausaufgaben machen."

Sechs Spiele stehen noch auf dem Plan, härtester Gegner der Bayern-Frauen ist die TSG Hoffenheim, gegen die sie am 13. Mai daheim spielen. Wolfsburg muss noch zur Frankfurter Eintracht. Ein ähnliches Restprogramm. Und für Bayern gilt laut Matchwinnerin Georgia Stanway, die in der 84. Minute einen Elfmeter zum Siegtor verwandelte, die Devise: "Wir müssen genau so weitermachen." Nicht nachlassen, keine Punkte mehr hergeben.


Keeperin Merle Frohms verhindert eine noch deutlichere Niederlage


Auch Trainer Straus stellt sich auf harte Wochen ein. "Ich bin mir sicher, dass Wolfsburg alles daransetzen wird, uns den ersten Platz in den letzten Spielen streitig zu machen." Fast die gesamten 90 Minuten hatten die Münchnerinnen den bisherigen Spitzenreiter dominiert. Dass die Gäste das Spiel dem Ergebnis nach lange offen gestalten konnten, hatten sie ihrer glänzend aufgelegten Torhüterin Merle Frohms zu verdanken.


"Wir hatten eine sehr große Dominanz im Spiel", befand Bayern-Spielerin Klara Bühl.So konnte die Münchner Party auch unmittelbar nach dem Schlusspfiff beginnen. Die Ersatzspielerinnen legten einen Sprint zum Mittelkreis hin und fielen Torschützin Stanway, im letzten Sommer Europameisterin mit England, in die Arme. Die Ausgangslage in der heißen Saisonendphase ist für den FC Bayern nun so gut wie lange nicht. Der Titel ist zum Greifen nah.

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