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Corona im deutschen Team: Schüllers Pech und Popps Chance

Die Corona-Infektion von Lea Schüller... © Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Sie wirkten harmonisch, vertraut, wie langjährige Freundinnen, als sich Lea Schüller und Alexandra Popp am Spielfeldrand abklatschten. Schüller raus, Popp rein. Zwei Angreiferinnen, ein Ziel: der Sieg für das DFB-Team.


Es hätte der Schlüssel zum Erfolg werden können, doch der ist für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg unbrauchbar geworden. Lea Schüller ist positiv auf das Coronavirus getestet worden und wird beim zweiten Gruppenspiel gegen Spanien (Dienstag 21 Uhr, ARD & DAZN) nicht zum Einsatz kommen. Die 24-Jährige wird von der Mannschaft isoliert. Ob und wann sie zurückkehrt, ist noch nicht klar, wie der DFB mitteilte.


 Alexandra Popp feierte erst kürzlich ihr Comeback


Schüller, Stürmerin beim FC Bayern, ist die Nummer eins im Angriff für Voss-Tecklenburg, und die designierte Nachfolgerin von Popp, 31, Stürmerin beim VfL Wolfsburg, Kapitänin im Team.


Eine wie Popp braucht die Mannschaft, doch sie ist lange ausgefallen, wurde Anfang des Jahres am Knie operiert, feierte im Frühjahr ihr Comeback - und fiel in der Vorbereitung aufgrund einer Corona-Infektion erneut aus. Zwei Topstürmerinnen, doch das 4-3-3-System von Voss-Tecklenburg sieht nur Platz für eine vor.


Die Kapitänin, die Anspruch auf einen Startplatz erhebt, sagte noch am Freitag: "Natürlich will ich von Anfang an spielen, das ist klar. Von daher werde ich weiter in den Trainings-Einheiten das zeigen, was ich immer zeige. Am Ende entscheidet Martina." Diese Entscheidung wurde ihr jetzt abgenommen.


Eigentlich braucht die Bundestrainerin Schüller und Popp


Bei der 4:0-Gala gegen Dänemark zum Auftakt wechselte die Bundestrainerin nach 61 Minuten. Schüller startete, schoss das 2:0. Popp übernahm, traf per Flugkopfball zum 4:0 - und war überwältigt. "Da musste ich mich kurz verstecken", sagte sie lachend. "Das erste EM-Spiel mit einem Tor in alter Popp-Manier und so einem deutlichen Sieg zu krönen, es gibt nichts Besseres."


Der Plan hat funktioniert. Schüller beeindruckte mit ihrer Präsenz im Strafraum, ihrer Torgefahr. Popp mit ihrer Fähigkeit, die Mannschaft nach vorn zu pushen. Als sie auf den Platz kam, traf Deutschland noch zweimal. Zwei starke Spielerinnen, die Voss-Tecklenburg beide braucht. Eigentlich.


Voss-Tecklenburg muss gegen Spanien einen neuen Matchplan aufstellen

Von der Edeljokerin zur Torgarantin. Für den Kracher gegen Spanien muss Voss-Tecklenburg an einem neuen Erfolgsschlüssel feilen, einen neuen Matchplan aufstellen. Popp wird starten. Nach dem Dänemark-Spiel sagte die Bundestrainerin über sie: "Ich freue mich einfach, dass sie sich mit einem typischen Alex-Popp-Tor belohnt hat. Poppi hatte keinen einfachen Weg." Aufkommende Kritik und die Frage der Fitness hätten sie "sehr beschäftigt, sehr mitgenommen".


Für die 31-jährige Spielerin des VfL Wolfsburg ist es die erste EM. 2013 war es das Außenband, 2017 der Meniskus, die sie davon abhielten. Wäre die laufende EM nicht verschoben worden, hätte es wieder nicht geklappt. Im vergangenen Sommer war Popp verletzt.


Popp und Voss-Tecklenburg kennen sich schon lange. Die Bundestrainerin war 2008 Coach beim FCR Duisburg, als Popp dort Profi wurde. Sie weiß, dass der Platz im Sturm Popps Lieblingsposition ist. Das beachteten nicht alle Trainer, Voss-Tecklenburg schon. "Sie hat das Stürmer-Gen. Und das macht auch was bei den Gegnerinnen", sagte sie.


Voss-Tecklenburg: "Wir brauchen eine gewisse Widerstandsfähigkeit"


Die Kapitänin soll die Spanierinnen durch ihre bloße Präsenz auf dem Platz einschüchtern. "Ich bin der Überzeugung, dass du Turniere nur mit Typen gewinnen kannst", sagte die Bundestrainerin in der ARD. Insbesondere gegen die durch Alexia Putellas' Ausfall noch demonstrativ selbstbewussteren Spanierinnen entscheidend.


Laufleistung und Torgefahr werden für das DFB-Team nun über das Kollektiv wichtiger. "Wir werden weniger Ballbesitz haben, daher brauchen wir auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Wir wollen unsere Momente nutzen und unseren Fußball durchziehen", erklärte die Bundestrainerin vor dem Topduell. Zum Einwechseln steht übrigens die Dritte im Bunde, Laura Freigang, bereit.

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