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DFB-Rekordspielerin Birgit Prinz: Der X-Faktor der deutschen Mannschaft bei der EM

Birgit Prinz arbeitet als Sportpsychologin, bei der TSG 1899 Hoffenheim und für den DFB. (Archivbild) © picture alliance/dpa/Sven Hoppe


Deutschlands ehemalige Topstürmerin Birgit Prinz hat sich seit ihrem Karriereende aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Weg ist sie aber nicht - im Gegenteil. Für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft spielt sie als Sportpsychologin für die Trainerin und die Spielerinnen eine besonders wichtige Rolle. Mehr aktuelle News zur EM 2022 finden Sie hier

Rekordnationalspielerin, Rekordtorschützin für Deutschland, dreifache Weltfußballerin, achtfache deutsche Fußballerin des Jahres: Die Liste der beeindruckenden Titel und Rekorde von Birgit Prinz ist lang. Im deutschen Fußball ist die ehemalige Stürmerin über viele Jahre das Aushängeschild gewesen. Seit ihrem Karriereende 2012 meidet sie das Rampenlicht, in dem sie vorher zwangsläufig stand.


Weniger wichtig ist sie deshalb aber nicht. Prinz arbeitet als Sportpsychologin, bei der TSG 1899 Hoffenheim und für den DFB. Mit der deutschen Nationalmannschaft bereitet sie sich aktuell auf die bevorstehende Europameisterschaft in England vor (6. bis 31. Juli). Dabei gibt sie Tipps für die Physis und die Psyche. Schon zu Beginn der Vorbereitung betonte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, wie wichtig es sei, "dass die Achse an Spielerinnen, die wir im Kopf haben, stabil und gesund ist." Dafür könnte Prinz der entscheidende Faktor werden.


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Die Bundestrainerin sieht Birgit Prinz als einen Teil ihres Trainerteams. Sie ist auch bei den Einheiten auf dem Platz dabei. Ihr Vorteil sei, dass sie sich als frühere Topstürmerin viel besser in die Spielerinnen hineinversetzen kann, sagt Voss-Tecklenburg. "Wir merken, dass unsere Stürmerinnen sehr offen dafür sind, mit Birgit das ein oder andere auf dem Platz zu machen", sagte sie auf der Pressekonferenz vor dem Testspiel gegen die Schweiz. Also taktische und spielerische Züge ausprobieren, Übungen am Ball zu absolvieren, das Spiel verbessern.


Neben den Stürmerinnen ist Prinz für die jüngeren Spielerinnen in der Mannschaft Vorbild und Hilfe, vor allem für diejenigen, die wenig bis keine Turniererfahrung haben.


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Neben ihrer sportlichen Expertise ist die 44-Jährige aber vor allem mit den DFB-Frauen unterwegs, um ihrem eigentlichen Job als Sportpsychologin nachzugehen. Denn parallel zu ihrer Fußballkarriere studierte Prinz von 2005 bis 2010 in Frankfurt Psychologie, schloss mit Diplom ab und arbeitet bei der TSG Hoffenheim als Sportpsychologin, wo sie auch ihre Spielerkarriere beendete. 2019 holte der DFB sie zurück. Voss-Tecklenburg will sie dort nicht missen, betont immer wieder, wie wichtig die mentale Stärkung der Mannschaft sei.

Dabei bespreche Prinz "grundsätzliche Themen", erklärt Voss-Tecklenburg, mit der ganzen Mannschaft und führe viele individuelle Gespräche - mit den Spielerinnen und auch mit den Trainerinnen. Die Cheftrainerin sagt: "Mit ihr kann ich auch mal Gespräche führen, die ich sonst mit niemand anderem führe." Was dabei besprochen wird, bleibt sicher, davon würden alle anderen nichts erfahren.


Stürmerin Klara Bühl, der beim 7:0 im Testspiel gegen die Schweiz ein Dreierpack gelang, nutzt die Hilfe der Sportpsychologin zur Motivation und Stressbewältigung. "Ich kann jederzeit zu ihr gehen und mit ihr über alles reden, Frust rauslassen oder mir ein gutes Wort abholen", sagte die 21-Jährige auf der Pressekonferenz.


Bei der EM 2017 und bei der WM 2019 war für die deutsche Nationalmannschaft jeweils schon im Viertelfinale Schluss. Ein bisschen mehr dürfte es für Voss-Tecklenburg und ihre Mannschaft in diesem Jahr gern sein - vielleicht ist das Zusammenspiel von Physis und Psyche dabei ja der entscheidende Faktor.

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