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Architekturprojekt - Zurück in die Sagenwelt

Bild: Josef Gallaun/Pixabay

Am Rosengarten in Südtirol sollte kürzlich eine Hütte abgerissen und neu gebaut werden. Moderne Architektur sollte an ihre Stelle treten, in Form eines Glaskristalles. Es entbrannte ein Streit zwischen Traditionalistinnen, Avantgardisten, Naturschützerinnen und Touristikern - wieder einmal.


Blickt man von Bozen ostwärts, erhebt sich ein hohes Felsmassiv aus den Wäldern. Einst befand sich hier der Rosengarten von Zwergenkönig Laurin, so erzählt es jedenfalls die Sage. Im hohlen Berg soll sein fleißiges Zwergenvolk nach Schätzen von unermesslichem Wert geschürft haben: Kristalle, Silber und Gold. Wie das so ist in der Welt der Sagen, werden irgendwann Königstöchter begehrt und geraubt, tapfere Recken in Kämpfe verwickelt und Tarnkappen ausgepackt. Und am Ende erstarrt jemand oder etwas zu Stein - in diesem Fall war es der Rosengarten. Nur in der Dämmerung erinnert das Alpenglühen an die Vergangenheit der Berggruppe als Lustgarten des Zwergenkönigs.

Die Laurin-Sage erhielt kürzlich ein weiteres zeitgenössisches Kapitel, als gewissermaßen einer der Kristalle aus der Sammlung des Zwergenkönigs an die Oberfläche befördert werden sollte: Um das Skigebiet Karersee beim Rosengarten aufzuwerten, reichte der Bergbahnbetreiber Carezza-Latemar ein Bauprojekt beim Land ein. Bei der Bergstation einer neuen Kabinenbahn am Rosengarten sollte ein 18 Meter hoher, gläserner Turm entstehen; inspiriert von Laurins Sagenwelt sollte er an einen Kristall erinnern. Besucherzentrum, Gastronomie und 360-Grad-Ausblick sollten es den Gästen ermöglichen, die Dolomiten zu berühren - nicht nur mit den Händen, sondern auch mit dem Herzen, wie der Architekt hinter dem Projekt, Werner Tscholl, im Gespräch mit Rai Südtirol verlautbaren ließ. Tscholl nannte sein Bauprojekt auf Englisch deshalb auch "Touch The Dolomites".


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