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Was wurde eigentlich aus der Bergprinzessin? - Fräulein Flora

Ein Jahr ist es mittlerweile her, dass wir Silvia am Kapuzinerberg in ihrem Wehrtürmchen besucht haben. Jetzt haben wir sie wiedergetroffen.

„Bergmenschen" haben die Salzburger früher die Wohnungslosen genannt, die ihr Zuhause in den Wehranlagen am Kapuzinerberg eingerichtet haben. Bis die Stadt die Türme aus Sicherheitsgründen verschlossen und die Bergmenschen zurück ins Tal geschickt hat. Silvia war die letzte von ihnen. 17 Jahre lang hat sie dort gewohnt, wo Touristen, Sonntagsspaziergänger*innen und Jogger*innen in Scharen an ihr vorbeigezogen sind. Sie hat oft stundenlang vor ihrem Türmchen gesessen, den Menschen ihrer Zeit beim Vorbeiziehen zugeschaut. Für Silvia selbst stand die Zeit am Kapuzinerberg still. An einem Frühlingstag letzten Jahres habe ich sie in ihrem Reich besucht und mit ihr zusammen in den Regen geschaut, den das Wehrtürmchen nur notdürftig ausgesperrt hat. „Alle nennen mich hier die Bergprinzessin", hatte sie mir damals gesagt. „Dabei bin ich doch keine Prinzessin." Und jetzt, ungefähr ein Jahr später, treffe ich die letzte Bergprinzessin wieder.


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