1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Ich habe aufgehört, meine Beine zu rasieren - Fräulein Flora

Jahrelang habe ich versucht, haarlose Frauenbeine zu meinem Naturzustand zu machen. Seit drei Monaten ist das vorbei und da wo früher Kahlschlag war, sprießt jetzt wilder Wald. Das fühlt sich fremd und richtig zugleich an und zeigt: Wir sollten ehrlicher mit uns selbst sein, wenn es um Schönheitsideale geht.


Dass ich plötzlich keinen Rasierer mehr an meinen Beinen anlegen wollte, lag eigentlich an schnödem Pragmatismus und Resignation. In meinem Leben habe ich es noch nie geschafft, die Beinrasur in meine Morgenroutine einzubauen. Im Gegenteil - Im Laufe der Jahre habe ich meine Zeit im Bad am Morgen auf ein Minimum reduziert, um lästigen Stress vor dem ersten Kaffee zu vermeiden: Dusche, Zähne, Haare, bisschen Schminke für die Augen. Was natürlich zur Folge hatte, dass ich meistens kurz vor spontanen Unternehmungen noch ins Bad hechtete, um die Drei-Tage-Stoppeln auf den Beinen zu entfernen. Meist war der aufladbare Elektrorasierer leer, und ich schabte mit dem Nassrasierer über die trockene Haut. Meine Beine waren zwar dann voller roter Punkte, aber immerhin haarlos. Und das gehörte sich so für eine Frau, hatte mir vor vielen Jahren meine zwölfjährige Mitschülerin mit angewidertem Blick auf meinen präpubertären blonden Flaum auf den dünnen Mädchenbeinen eingebläut. Du musst die Göttin in dir erwecken, und die ist nun mal glatt.


Zum Original