5 Abos und 0 Abonnenten
Artikel

Künstlerselfie #52 Leah Schrager

Das Bild ist laut Künstlerin SFSM: Safe for Social Media

Selfie - ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Fotografien durch den Kopf gehen. „I love selfies, because unlike many forms of photography, the model has control and ownership of their image. This infinity selfie reiterates the same naked image until it becomes safe to put on social media, so it's „SFSM" (safe for social media)."

Direkter Blick in die Kamera, die Schenkel weit geöffnet - mit ihrem Schmollmund liegt sie schamlos auf dem Rücken. Nur ihr linker Arm lässt darauf schließen, dass sie eine Kamera hält, mit der sie das Selfie gemacht hat. Das Bild wird damit zur Selbst-Repräsentation, doch was repräsentiert Leah? Mein Blick wird automatisch auf die Mitte der Fotografie gelenkt. Meine Augen suchen, doch sie wandern nur immer tiefer in das Foto hinein, ohne irgend etwas erkennen zu können. Vielleicht ist es genau das, was das Foto zeigen soll: ein Verlangen, das nicht befriedigt werden kann, weil nur die Fotografin die Kontrolle darüber hat, was ich sehen kann und was nicht.

In dem ganzen Werk von Leah Schrager setzt sie sich mit ihrer eigenen Nacktheit und der Wahrnehmung in Sozialen Medien auseinander. So heißt die Fotoserie, zu der das gezeigte Bild auch gehört: „SFSM" (Safe for social media). Ein weiteres derzeitiges Projekt, das noch bis 2020 läuft ist ONA, gleich dem Namen ihrer Band.

Als Künstlerin inszeniert sie sich dafür auf sozialen Medien als „Fake-Promi", mit Webseite und zwei verschiedenen Instagram Accounts: Onamania und Onaartist. Auf letzterem ist die Grenze zwischen dem „Celebrity" und dem Pornostar nicht mehr erkennbar, selbst der Playboy hat sie als „Sexy Sängerin" abgedruckt, klar, und verkennt, dass es sich um ein Kunstprojekt handelt.

Bis 2012 stand Schrager als Modell vor der Kamera männlicher Fotografen, dies änderte sich mit ihren Selfies, bei denen sie nun selbst die Rolle der Fotografin übernimmt. Dabei beschäftigt sie sich mit den Themen der Selbstdarstellung, der Kunst als Kommerz, „Slut-shaming" und Zensur, immer in Zusammenhang mit dem Internet und sozialen Medien. So stellt sie fest, dass ihre Bilder von Webseiten entfernt werden, obwohl sie den Richtlinien entsprechen, was für sie ein Verweis auf eine tiefer gehende Kontrolle darstellt.

Leah Schrager lebt in New York, aber als Künstlerin ist sie im Internet anzutreffen. Erst 2015 schloss sie ihren Master of Fine Arts an der Parsons New School in New York ab. Seitdem fotografiert und vermarktet sie sich selbst. Als sie Anfing stellte sie die Frage nach dem Besitz an ihrem Bild in den Vordergrund. Das Selfie ist für sie eine Art überladenes Selbstportrait, in dem sich Menschen selbst erkunden und das allein ihnen gehört und niemandem sonst.

Zum Original