Verena Fücker

freie Journalistin & Redakteurin, München

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Wie JU und Jusos Jungwähler zurückgewinnen wollen

Vor allem bei den Jungwählern konnten CDU und SPD nicht punkten. Die entschieden sich für die Grünen oder kleinere Parteien. Die Wahlklatsche: Ein Weckruf? Wie soll man Jungwähler zurückholen? Tipps von den Jugendorganisationen JU und Jusos. © BR

Vor allem bei den Jungwählern konnten CDU und SPD nicht punkten. Die entschieden sich für die Grünen oder kleinere Parteien. Die Wahlklatsche: Ein Weckruf? Wie soll man Jungwähler zurückholen? Tipps von den Jugendorganisationen JU und Jusos.


Die Grünen sind der große Gewinner der Europawahl - auch und vor allem bei jungen Wählern. Union und SPD indes haben in dieser Altersgruppe harte Verluste hinnehmen müssen - und müssen sich nun überlegen, wie sie junge Leute wieder erreichen wollen.

Eigentlich ist die Junge Union Erlangen zufrieden mit dem Ergebnis der CSU bei der Europawahl: Bayernweit hat sie 40,7 Prozent der Stimmen bekommen. Allerdings: Bei jungen Wählern kommen die Christsozialen nur auf 16 Prozent.


Nicolas Bucher von der JU Erlangen macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: Dass so viele junge Wähler abgewandert sind, sei gerade für jemanden, der sich in der JU engagiert frustrierend, "weil man eben für junge Leute Politik machen möchte."


CSU verliert nicht nur junge Wähler

Doch nicht nur weniger junge Wähler entscheiden sich für die CSU. Die junge Union selbst hat auch immer weniger Mitglieder: Waren in den 80er-Jahren noch gut 55.000 Mitglieder in der JU aktiv, sind es heute 22.500 - Tendenz sinkend.


Dass die Partei bei den jungen Wählern bei der Europawahl so schlecht abgeschnitten hat, das liegt nach Meinung Buchners nicht nur am Video des YouTubers Rezo.


"Den Trend hatten wir ja schon mehrere Monate vor dem Rezo-Video gesehen, das war fridays for future, das hat in Bayern auch mit dem Polizeiaufgabengesetz angefangen. Ich glaube, dass wir es nicht geschafft haben, einfach die jungen Leute mitzunehmen." Nicolas Bucher, JU Erlangen

Die Grünen sind der große Gewinner bei der Europawahl - auch und vor allem bei jungen Wählern. CSU und SPD dagegen haben in dieser Altersgruppe harte Verluste hingenommen - und müssen sich jetzt überlegen, wie sie junge Leute wieder erreichen wollen.


In Kontakt kommen: on- und offline

Thematisch habe man im Wahlkampf wohl zu wenig auf den Klimaschutz gesetzt, räumt die Junge Union Erlangen ein. Das soll sich in Zukunft genauso ändern wie ihr Auftritt in sozialen Medien. Die Nachwuchspolitiker sind sich einig, dass sie vor allem über Facebook und Instagram potenzielle Wähler erreichen können.


Aber auch offline will die JU mit Leuten in Kontakt kommen, die bisher wenig mit der CSU zu tun haben. Zum Beispiel mit Info-Ständen und Bierbänken, die sie abends vor Clubs oder Bars aufbauen. "Da haben sie mehr Zeit als am Nachmittag", erklärt Alexandra Breun von der JU Erlangen. Und da komme man auch ganz anders ins Gespräch. "Dann diskutieren die auch, und dann sind die gar nicht so abgeneigt, gegenüber uns, gegenüber der CSU."


Die Jusos haben ähnliche Probleme

Viele wüssten gar nicht, wofür die CSU thematisch überhaupt steht, sagt die Junge Union in Erlangen. So ähnlich geht es auch den Jusos in Passau - dem SPD-Nachwuchs. Die Sozialdemokraten haben von den jungen Wählern in Bayern bei der Europawahl nur fünf Prozent der Stimmen bekommen.


Theresa Heumader von den Jusos in Passau hält es für ein Problem, dass es die SPD immer allen recht machen wolle. Man dürfe auch ruhig einmal ein bisschen frecher werden, so Heumader. Als Beispiel nennt sie den Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert: "der dann auch mal zu seinem Wort steht und auch mal eine Diskussion aufbringt, die mal ein bisschen kontroverser ist."


Auch die Jusos in Passau glauben, junge Wähler erreicht man am Besten über Social Media - und besonders über YouTube. Politikverdrossenheit schließt Heumader als Grund für den Stimmverlust auf jeden Fall aus.


"Man merkt schon auch, die jungen Leute, die sind politisch interessiert. Ich hab den Eindruck, jetzt viel mehr als es vor ein paar Jahren noch der Fall war und ich glaub, das müssen wir auch aufgreifen." Theresa Heumader, Jusos Passau

Die Jugendorganisation der beiden großen Volksparteien haben also noch einiges aufzuholen - online und offline.


Die Jugend hat Union und SPD bei der Europawahl abgestraft. Die Regierungsparteien tun sich nicht nur schwer mit Themen, die junge Menschen bewegen, sondern auch damit, authentisch und glaubwürdig zu sein.

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