Vera Deleja-Hotko

Freie Journalistin, Wien/Berlin/London

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Auf der Münze vereint

Glänzender Optimismus: Das Weiße Haus hat für die anstehenden Friedensgespräche mit dem "Obersten Führer" Kim Jong-Un eine Gedenkmünze prägen lassen. (Foto: AFP)


  • Eigentlich wollten sich der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump am 12. Juni in Singapur treffen. Nun könnte das Treffen verschoben werden oder sogar platzen.
  •  Als Zeichen des Erfolges wurde trotzdem bereits eine "Challenge Coin" geprägt. Dabei handelt es sich um eine militärische Ehrenmünze. 
  •  Sie zeigt die beiden Machthaber mit Landessymbolen und Lorbeeren - sowie die Überschrift "Peace Talks".

Starr blicken Kim und Trump einander an. Im Hintergrund die Landesfahnen. Oben die Aufschrift "Peace Talks". Umkreist von Lorbeerblättern und Sternen stehen die politischen Bezeichnungen der beiden Machthaber: Donald Trump, der Präsident. Kim Jong-un, der "Supreme Leader" - der oberste Führer.


Die "White House Communication Agency" - eine militärische Einheit, die den Präsidenten informiert hält - ließ eine "Challenge Coin" der besonderen Art prägen. Der Anlass: ein Treffen, das noch gar nicht stattgefunden hat. Und vielleicht auch nicht stattfinden wird.

Es handelt sich um das Treffen zwischen dem nordkoreanischen Diktator Kim und dem US-Präsidenten Trump, das am 12. Juni 2018 in Singapur stattfinden soll - oder vielmehr: sollte. Nachdem es schon ausgemacht war, drohte Kim, das Treffen doch platzen zu lassen. Inzwischen hat auch Trump den Termin infrage gestellt und angedeutet, den historischen Gipfel verschieben zu wollen.


Die "Challenge" im Namen der Münze ist ein Militärbrauch

"Challenge Coins" sind Medaillen in Form von Münzen. Sie gelten als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung, vor allem im Militär. Kriterien, wer eine solche Prägemünze bekommt, gibt es keine. Seit der Amtszeit von Bill Clinton führen die amtierenden Präsidenten eigene Prägungen, die den Amtsantritt oder spezielle Ereignisse der Präsidentschaft zeigen und vom Präsidenten selbst überreicht werden.

Die "Challenge", die Herausforderung, nach der die Münze benannt wurde, ist ein militärischer Brauch, um zu überprüfen, ob die Soldaten die Auszeichnung auch bei sich tragen. Der Herausforder zeigt seine "Challenge Coin" in der Gruppe. Die anderen tun es ihm nach. Wer keine vorweisen kann, spendiert eine Runde Drinks. Hat jeder seine Münze dabei, zahlt der Herausforderer.


Die Münze wirkt wie ein Versuch, das Image wieder aufzubessern: Donald Trump, der Friedensstifter. In den letzten Wochen stand die US-amerikanische Außenpolitik stärker in der Kritik als bisher. Der Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran und die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem sind so folgenreiche wie umstrittene Entscheidungen.

Normalerweise werden Meilensteine der Amtszeit für die Prägung gewählt, die in der Vergangenheit liegen. Dass Donald Trump auf solche Vorgaben wenig Wert legt, hat er schon öfter gezeigt. Auch für die "Challenge Coin" zu seinem Amtsantritt ersetzte er den Wappenspruch der USA, den alle Präsidenten vor ihm genutzt hatten, "E Pluribus Unum", aus vielen eines, durch "Make America Great Again" - seinen Wahlspruch.

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