Der damalige Vorsitzende der „Werteunion" Max Otte (Mitte) am 25. Januar 2022 bei einer Pressekonferenz in Berlin zusammen mit den AfD-Politikern Alice Weidel und Tino Chrupalla. Die AfD nominierte Otte für das Amt des Bundespräsidenten.
Viele frühe Mitglieder der „Werteunion" waren in der CDU tief verwurzelt, Gespräche mit der AfD wären für sie ein Verrat gewesen. Heute wollen einige mit ihr koalieren. Wie konnte es so weit kommen?
Als die „Werteunion" im Bundestagswahljahr 2017 gegründet wurde, war die Union in einer schwierigen Lage. Sie hatte in allen Landtagswahlen des Vorjahres herbe Verluste erlitten. Die AfD hingegen war in fünf Landesparlamente mit zweistelligem Wahlergebnis eingezogen.
Konservative aus der Union machten dafür Bundeskanzlerin Angela Merkel verantwortlich. Der Ausstieg aus der Kernenergie, umfangreiche Kredite zur Rettung Griechenlands und die Aufnahme Hunderttausender Flüchtlinge - das waren richtungsweisende Entscheidungen, die ganz und gar nicht im konservativen Sinne waren.
Und so versammelten sich im Februar jenes Jahres etwa siebzig Mitglieder der CDU und CSU hinter einem gemeinsamen Ziel: Die Unionsparteien sollten ihr konservatives Profil wieder schärfen, um die Hunderttausenden abgewanderten Wähler von der AfD zurückzuholen. Von der Basis aus wollten sie Druck auf die Parteiführung ausüben, organisiert in der „Werteunion".