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Neue Impfstoffe gegen Viren und Krebs: Vom Labor in die klinische Prüfung

Joachim-Siebeneicher-Stiftung weitet Förderung am Universitätsklinikum Heidelberg aus: Stiftungsprofessur auf unbegrenzte Zeit verlängert und großzügige Unterstützung bei der Modernisierung des Speziallabors


Die Forschungsergebnisse überzeugten: In den vergangenen drei Jahren entwickelte das Team um Professor Dr. Michael Schmitt, seit 2011 "Siebeneicher-Stiftungsprofessor" für Zell- und Immuntherapie an der Universitätsklinik für Hämatologie, Onkologie, Rheumatologie Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Anthony D. Ho), Prototypen für Impfstoffe gegen bestimmte Hirntumoren sowie gegen Viren, die besonders für Patienten nach einer Stammzelltransplantation gefährlich werden können. Auch eine neu­artige Therapiestrategie, die verhindert, dass nach einer Nierentransplantation das fremde Organ abgestoßen wird, konnten die Ärzte und Wissenschaftler im Rahmen klinischer Studien erproben. Grund genug für die Joachim-Siebeneicher-Stiftung, ihre langjährige Förderung der Klinik im Bereich Stammzell- und Immuntherapien weiter aufzustocken. So verlängerte sie die Finanzierung der Stiftungsprofessur, die ursprünglich auf fünf Jahre ausgelegt war, auf unbegrenzte Zeit. Zusätzlich übernimmt die Heidelberger Stiftung die Hälfte der anfallenden Modernisierungskosten von 250.000 Euro des für die Herstellung von Impfstoffen und Zellprodukten nötigen Speziallabors.

 

Bei einem Besuch der Stiftungsvorstände Norbert Mahlke und Robert Schilling bedankte sich Professor Dr. Anthony D. Ho nicht nur für die aktuelle, sondern ganz besonders für die kontinuierliche Förderung über inzwischen mehr als zwölf Jahre: "Ihre Hilfe hat erfreuliche und vielversprechende Fortschritte in der Immuntherapie, in den letzten Jahren auch in der Stammzellforschung, möglich gemacht." So unterstützte die Stiftung z.B. mit einer Million Euro die Vorarbeiten zu dem erfolgreichen Sonderforschungsbereich (SFB 873) "Selbsterneuerung und Differenzierung von Stammzellen" unter Heidelberger Federführung, der aktuell von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine zweite Förderperiode bewilligt bekam.

 

Erste Sicherheitsstudien zu neuen Therapien sollen 2015 starten

 

Im Bereich der Immuntherapien kann Professor Schmitt gleich mehrere Fortschritte verzeichnen: So entwickelte er mit seinem Team einen möglichen Impfstoff gegen bestimmte Hirntumoren. Als Impfstoff-Kandidat dient ein markantes, speziell aufgearbeitetes Eiweiß aus den aggressiven Tumoren. Die Idee: Wird das Immunsystem mit diesen Eiweißen konfrontiert, erkennt es anschließend die Tumorzellen als Eindringlinge und kann diese gezielt und daher effektiver bekämpfen als zuvor.

 

Ebenfalls für 2015 ist eine erste klinische Studie mit einem von Schmitt entwickelten möglichen Impfstoff gegen das so genannte Cytomegalie-Virus (CMV), das den Erfolg einer Transplantation gefährden kann, geplant. Infektionen mit CMV verursachen bei gesunden Menschen keine Krankheitssymptome und werden meist gar nicht bemerkt. Ist das Immunsystem aber z.B. nach einer Transplantation geschwächt, können die Viren lebensgefährliche Organentzündungen hervorrufen. Im Tierversuch verbesserte der Impfstoff aus dem Heidelberger Labor die körpereigene Virenabwehr: Das Immunsystem war nach der Impfung in der Lage, die Viren vollständig zu vernichten.  

 

Abwehrreaktion gegen Spenderorgan gezielt unterdrücken

 

Zudem haben die Wissenschaftler ein neues Therapiekonzept entwickelt, das der Abstoßung von Nierentransplantaten aus Lebendspenden vorbeugen soll. Dazu werden dem Nierenspender bestimmte Immunzellen entnommen und im Labor einer speziellen Behandlung unterzogen. Sie entwickeln sich daraufhin in so genannte regulatorische Zellen, die überschießende Immunreaktionen eindämmen können. Werden diese Zellen anschließend dem Organempfänger übertragen, unterdrücken sie gezielt nur die Abwehrreaktionen gegen das Spenderorgan, die restlichen Funktionen des Immunsystems bleiben unangetastet. "In den letzten drei Jahren sind wir mit unseren Kooperationspartnern innerhalb des Universitätsklinikums, aus Nierenzentrum und Deutschem Krebsforschungszentrum - und dank der Unterstützung durch die Joachim-Siebeneicher-Stiftung - enorm weit gekommen", resümiert Prof. Schmitt.