Tobias Kurakin

Student/ freier Journalist , Graz

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Artikel

Financial Fairplay: Die Doppelmoral der UEFA

Die Schattenseite des Scheinwerfer-Sports

Der AC Milan darf kommende Saison trotz direkter Qualifikation nicht an der Europa League teilnehmen. Die UEFA sperrte den Klub wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay. Aber die Doppelmoral ist unübersehbar.

Financial Fair Play - Lichtblick für mehr Gerechtigkeit oder Schatten der Korruption? © AP

Es war wahrlich schon angenehmer, dem AC Milan die Daumen zu drücken. Erst beschlossen die Rossoneri den Abriss des altehrwürdigen San Siro-Stadions und nun folgte der Ausschluss vom Europapokal wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play. Nachdem man sich vor zwei jahren noch erfolgreich in die Europa League geklagt hatte, akzeptierten diesmal die Miländer die Sperre in einem Ausgleich mit dem Europäischen Sportgerichtshof (CAS) und der UEFA.

Der AC Mailand ist längst nicht der erste Verein, der unter den Folgen des Verstoßes gegen das FFP leidet. Erst letzte Saison musste der FC Sion auf eine Teilnahme an der Europa League verzichten. Die Schweizer wurden damals bestraft, da sie die Transfersumme für Ishmael Yartey vom französischen Zweitligisten FC Sochaux verspätet gezahlt hatten. Auch FK Ertis Pawlodar (Kasachstan), der KF Tirana (Albanien) und der FK Vojvodina (Serbien) wurden von der UEFA mit Sperren und Bußgeldern belegt.

Großklubs bleiben verschont

Größere Vereine blieben aber bisher von härteren Konsequenzen verrschont. Immer wieder tauchten Namen von Topklubs Manchester City oder Paris St. Germain auf, die angeblich kurz vor einer Sperre stehen würden, dazu gekommen ist es jedoch noch nie. Der deutsche Sportanwalt Paul Lambertz übt an der Vorgehensweise der UEFA Kritik: "Bis jetzt konnte man den Eindruck gewinnen, dass die UEFA ihre FFP-Regeln nicht einheitlich anwendet. Frei nach dem Motto die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen."

Die französische Tageszeitung L'Equipe berichtete bereits 2014, dass PSG Gehälter und Transfers in den folgenden zwei Jahren begrenzen sollte, sofern man Konsequenzen entgehen will. Fünf Jahre später feiern die Pariser ihren sechsten Meistertitel innerhalb der letzten sieben Jahre, und dies bei einem Minus von 426 Millionen Euro. Eine Geldstrafe oder gar den Ausschluss aus der Champions League müssen Mbappe und Co. freilich nicht befürchten.

Tatsächlich fällt es den großen Klubs offenbar leichter, die UEFA hinters Licht zu führen. Die offiziellen Angaben stimmen häufig mit den tatsächlichen Summen nicht überein. Sponsoren-Gelder werden künstlich auffrisiert, um die Einnahmeseite vermeintlich zu stärken. Rechtlich ist die Situation für Lambertz klar. "Jeder Verein muss an den gleichen Maßstäben gemessen werden - egal, welche nationale Stellung er innehat oder wie wichtig er für das Merchandising bzw. die TV-Quote ist."

Keine Kontrolle

Neben den zwielichtigen Methoden fehlt vor allem eine unabhängige Kontrollinstanz. Nasser Al-Khelaifi, der Präsident von PSG und hauptverantwortlich für den Neymar-Deal, ist Mitglied der Europäischen Clubvereinigung ECA. Diese haben wiederum zwei Sitze im UEFA-Exekutivkomitee und hat dabei ein gewichtiges Wort in Sachen Financial Fair Play mitzureden.

Ob Großklubs in Zukunft mehr zu befürchten haben, wird sich weisen. Lambertz äußert sich vorsichtig optimistisch: "Der Ausschluss eines großen Vereins wie Milan ist aus meiner Sicht ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn es zeigt mir, dass auch größere Klubs nun zittern müssen."

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