Bald kommt das Winterwetter: Wind, Regen, Schnee und Eis. Ein Grund, das Fahrrad in den kommenden Monaten im Keller zu parken? „Nein", sagt Ulrich Kalle (52), NRW-Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). „Wenn die Witterung nicht allzu extrem ist, gibt es keinen Grund, das Fahrrad stehen zu lassen." Der Experte vom ADFC sieht das Radfahren nicht als Sommersportart - sondern als alltägliche Art der Fortbewegung, die auch im Winter genutzt werden sollte. Und mit wenig Aufwand wird das Fahrrad fit für die Wintermonate.
ADFC-Experte Kalle rät zur Anschaffung eines Naben-Dynamos: „Der klassische Seitenläufer-Dynamo hat eigentlich ausgedient." Für die Umrüstung beim Fachhändler müsse man mit etwa 100 Euro rechnen. Vorteile: Geringerer Widerstand beim Fahren und Schnee und Eis haben weniger Angriffsfläche.
Wer im Sommer viel mit dem Rad unterwegs war, sollte spätestens jetzt einen Blick auf Bremszüge und Bremsbeläge werfen. Sind die Gummis noch in Ordnung? Packen die Bremsen kraftvoll zu? Wenn nicht, nacharbeiten. Und beim Fahren? „Auf rutschigem Grund gilt: Finger weg von der kraftvollen Vorderradbremse", sagt Kalle.
Ansonsten: Abstand halten, Tempo reduzieren und bei fester Schneedecke oder Glätte in Kurven weder treten noch bremsen. Auf Eis: ausrollen lassen.
Im Winter leidet die Kette - sofern sie nicht regelmäßig gepflegt wird. Reinigen und Schmieren sind das A und O. Wo Öl ist, kann kein Wasser eindringen. Tipp: Synthetisches Kettenöl, das ab etwa fünf Euro im Fachhandel verkauft wird. Finger weg von Nähmaschinenöl oder dem Standard-Öl aus dem Werkzeugkeller. Beim Fetten gilt: Weniger ist mehr. Das Öl nicht direkt auf die Kette auftragen, sondern sparsam auf einen Lappen träufeln und verteilen. Achtung: Tropft Öl auf die Außenfläche der Felgen, greifen die Bremsen nicht mehr.
Im Winter ist eine Schaltung, die nicht zuverlässig reagiert, ein Sicherheitsrisiko. Wechselt das Fahrrad nicht reibungslos in den gewünschten Gang, kann die Fahrt schnell kippelig werden. Daher: Schmutz runter, Öl drauf. Dabei die Schalthebel, die Schaltzüge und den Umwerfer nicht vergessen. Falls es dann immer noch hakt, sollte ein Fachmann gefragt werden.
Bei Schnee kann es durchaus Sinn machen, den Reifendruck etwas zu reduzieren, um die Auflagefläche des Rads zu vergrößern. Jedoch sollte niemals der auf der Reifenseite angegebene Minimum-Druck unterschritten werden. Zur Druck-Prüfung empfiehlt sich eine Fahrradpumpe mit eingebautem Manometer, gute Modelle gibt es für etwa 25 Euro.
Wenn die Straßen vereist sind, sollte man das Rad stehen lassen. Reifen mit kleinen Stacheln, so genannten „Spikes", lohnen sich nur in schneereichen Regionen oder bei häufigen Ausfahrten im verschneiten Gelände.
Streusalz und Split setzen dem Material zu. Rost und Kratzer verkürzen die Lebensdauer eines jeden Fahrrads. Nach jeder Tour muss das Rad daher gereinigt werden. „Das kostet zwar zunächst etwas Zeit", sagt ADFC-Experte Kalle, „spart aber auch Geld, weil der Verschleiß reduziert wird". Grober Schmutz wird mit einem Handfeger oder einem Malerpinsel abgebürstet. Feinen Schmutz entfernt man mit lauwarmem Wasser und Lappen. Scharfe Reiniger meiden. Im Handel gibt es spezielle Fahrrad-Shampoos, die Preise liegen bei fünf bis zehn Euro. Ein absolutes Tabu beim Rad-Putz sind Hochdruckreiniger und Dampfreiniger. Solche Geräte „schießen" den Schmutz in kleinste Hohlräume - und genau da will man den Dreck sicher nicht haben.
Wer keine hat, sollte welche anbringen. Sie halten Rad und Fahrer sauber, verhindern Steinschlag und schonen so das Material. Preise beginnen bei etwa 15 bis 20 Euro.
Ebenso wie das Auto regelmäßig zur Inspektion in die Werkstatt kommt, kann auch ein Fachmann die Fahrradpflege übernehmen. Viele Bike-Shops bieten „Winter-Checks" für Drahtesel an. Das spart Zeit, kostet aber Geld.
Tobias Appelt