Zweiteiliges Feature von Tim Schleinitz und Constantin Hühn zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus.
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Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano hat mit der Forderung für
Furore gesorgt, dass der 8. Mai zu einem Feiertag erklärt werden solle.
Dieser Tag ist seit dem Kriegsende das Terrain von geschichtspolitischen
Deutungskämpfen.
Die extreme Rechte konnte nie mehr darin sehen, als
einen «Tag der Schande», Bundespräsident Heuss sah die Deutschen «erlöst
und vernichtet in einem» und schließlich entwickelte Richard von
Weizsäcker eine Perspektive von Befreiung, die Eingang in den Kanon der
Erinnerungskultur gefunden hat. Doch auch nach dieser bahnbrechenden
Rede und dem Anschluss der DDR gingen die geschichtspolitischen
Auseinandersetzungen weiter.
Seit den 1990er Jahren entzündeten sich
neuen Debatten um «die Deutschen als Opfer» von Vertreibungen,
Bombenkrieg und alliierter Besatzung und stellten die Erinnerungskultur.
Es wurde sich an dem Mythos abgearbeitet, dass es eine Tabuisierung
dieser Themen gegeben hätte. Der 8. Mai steht im Spiegel der Zeit für
eine lebhafte und kontroverse Debatte um den Umgang mit dem
präzedenzlosen Menschheitsverbrechen des NS-Regimes und seiner zweiten
Geschichte – der geschichtlichen Einordnung.
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