Elvira Wermuth holt aus ihrem Kofferraum ein neues Grablicht und zündet es mit ein wenig Mühe an. Der Wind ist doch recht stark und das Feuerzeug ist widerspenstig. Dann wird schnell das alte Grablicht gegen das neue ausgetauscht, ein drittes steht da und brennt in den letzten Zügen. Seit nun über 70 Jahren geht die Dame mit dem akkuraten Kurzhaarschnitt und den frisch manikürten Fingernägeln in der Weihnachtszeit zu dem Marterl am Wald. Früher war es ein längerer Spaziergang, seit ein paar Jahren hat sie eine Sondererlaubnis vom Förster und darf das Auto nehmen. Das Marterl ist inzwischen kein Holzkreuz mehr sondern ein Stein mit Inschrift: „Eugenia Lebedev, Elfriede Schäferlein verunglückt am 25.12.1945“. Eugenia Lebedev ist Elvira Wermuths kleine Schwester....
Zum Original