Thomas Hürner

Journalist und Autor, München

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Stark - ohne Zusätze

Mit 40 Jahren sind Athleten beim Bodybuilding meistens in Höchstform, Philipp Klaus ist 25. Sein Körper und auch sein Alltag haben sich deutlich verändert, seit er mit dem Kraftsport begonnen hat. Vier Mal pro Woche trainiert er im Fitnesstudio.

Der Aichacher Philipp Klaus ist Bodybuilder, künstliche Substanzen zum Muskelaufbau lehnt er ab. Durch den Sport hält er auch im Alltag länger durch. Von Thomas Hürner

Ein Bodybuilder ist nie zufrieden mit seinem Körper. Immer findet sich irgendwas, das besser aussehen könnte. Noch breitere Schultern, ein wenig mehr Trizeps. Und nicht zu vergessen: Der Körperfettanteil, bitte so gering wie möglich. Um dem illusorischen Ziel des perfekten Körpers zumindest nahe zu kommen, sind in der Szene die Einnahme von Substanzen wie Anabolika oder Steroide Alltag. Sie verfälschen allerdings nicht nur das Ergebnis des harten Trainings, sondern schaden langfristig der Gesundheit.

Dass es auch anders geht, zeigt Philipp Klaus aus Aichach. Die Frage, ob er schon einmal verbotene Substanzen zu sich genommen hat, beantwortet er mit einem klaren „Nein". Ihm würde durch Betrügereien die Motivation verloren gehen, sagt er. Der 25-Jährige sieht sich zwar auch als Bodybuilder, er betreibt diesen Sport allerdings komplett „natural". „ Klaus begann im Alter von 21 Jahren mit dem Krafttraining, damals noch sehr spontan und unprofessionell. „Ich habe mit dem Rauchen aufgehört und wollte dem Mythos entgegenwirken, dass man dann dick wird", erzählt er und fügt hinzu: „Meine ersten Übungen machte ich mit gefüllten Wasserflaschen, richtige Gewichte kaufte ich mir erst später."

Der Sport hat auch Auswirkungen auf Philipps Berufsleben

Schnell merkte Klaus, dass er etwas gefunden hat, das ihn auch abseits des Sports bereichert. Er habe sich durch das Krafttraining nicht nur Motivation und Disziplin angeeignet, sondern auch zu einem gesünderen Lebensstil gefunden. Er sagt: „Man sieht, dass sich durch harte Arbeit Erfolge einstellen. Das habe ich auf andere Lebensbereiche übertragen." In den vier Jahren, in denen Klaus diesen nun Sport betreibt, hat sich in seinem Leben viel verändert. Aus einem meist faulen Studenten der Wirtschaftsinformatik wurde ein Produktmanager bei einem Start-up-Unternehmen in München, der trotz der anstrengenden Arbeitswoche etwa vier Mal den Weg ins Fitnessstudio findet. „Ich habe gelernt, meinen inneren Schweinehund zu überwinden", so Klaus. „Etwas mit Leidenschaft zu tun, führte bei mir zu einer höheren Belastbarkeit."

Seither ist im Alltag des 25-Jährigen vieles dem Kraftsport gewidmet. So machte er im vergangenen Jahr seine B-Lizenz als Fitnesstrainer, bei der er eine theoretische und praktische Prüfung ablegen musste. „Ich dachte das wäre nützlich, um mein Wissen und meine Kompetenzen zu erweitern", sagt er. Neben dem Studium arbeitete er dann auch als Personal Trainer, in diesem Jahr startete er seinen Internet-Blog „getfitbyphil.com". Hier möchte Klaus seine Erfahrungen mit anderen teilen: „Wir haben in Deutschland wenig Bewusstsein für Gesundheit und gute Ernährung. Da will ich ansetzen und Menschen Alternativen aufzeigen."

Doping lehnt der 25-Jährige ab

Zum weiteren Angebot des 25-Jährigen gehören Trainingstipps. Klaus weiß genau, warum das wichtig ist: „Bei einem Gang durch Fitnessstudios sieht man genug Leute, die ihrem Körper durch falsch ausgeführte Übungen oder zu hohe Gewichte mehr schaden, als helfen." Deshalb empfehle er, dass sich Anfänger bei den ersten beiden Trainings von einem professionellen Fitnesstrainer beraten lassen. Klaus hat aber auch noch weitere Ziele, die er erreichen möchte. Im nächsten Jahr möchte er auf die Bühne und an Bodybuilding-Wettbewerben teilnehmen. Damit er dann nicht mit Athleten konkurrieren muss, die sich mit unerlaubten Substanzen einen Vorteil verschaffen, gibt es die German Natural Bodybuilding & Fitness Federation (GNBF). Der eingetragene Verein führt nicht nur vor und nach Wettkämpfen Doping-Tests durch, sondern auch stichprobenartig während des Jahres. Klaus: „Nur so ist ein fairer sportlicher Wettbewerb sichergestellt."

Klaus konnte bereits viel an seinem Körper verändern und sich einen gesünderen Lebensstil aneignen. Der Weg eines Natural Bodybuilders ist aber lang und steinig. „In Höchstform sind Athleten meist mit etwa 40 Jahren", erzählt er. „Ohne unerlaubte Substanzen ist der Muskelaufbau ein Prozess, der lange Zeit in Anspruch nimmt." Das sei allerdings kein Problem für ihn, immerhin feile der Sport ja parallel am eigenen Durchhaltevermögen.

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