Thomas Hürner

Journalist und Autor, München

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Führungszeugnis schreckt nicht vor Traineramt ab

Seit einem Jahr müssen Jugendtrainer eine Bestätigung vorlegen. Dem Ehrenamt schadet das offenbar nicht. Beim TSV Aichach war der Aufwand besonders groß. Foto: Reinhold Radloff

Bereits im Jahr 2012 wurde das Kinderschutzgesetz geändert, um Kinder und Jugendliche vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Diese Reform traf auch die Sportvereine, die vor etwa einem Jahr darüber informiert wurden, dass von nun an jeder Jugendtrainer ein erweitertes Führungszeugnis (EFZ) vorlegen muss. Die Prozedur muss alle fünf Jahre wiederholt werden. Schnell äußerten Vereinsvertreter aus der Region Bedenken über den bürokratischen Aufwand, der damit verbunden sei. Sie befürchteten, dass es dadurch noch schwieriger würde, Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen.

Diese Sorge war laut Bernd Rickmann, Jugendamtsleiter im Landkreis Aichach-Friedberg, unbegründet: „Wir haben von keinem Verein gehört, dass er seither Schwierigkeiten bei der Suche nach Jugendtrainern hätte." Auch mit der Organisation ist er rückblickend sehr zufrieden. Er sagt: „In der Vorbereitung und Durchführung haben wir eng mit den Gemeinden zusammengearbeitet, das hat den Ausschlag gegeben." Bevor im März diesen Jahres damit begonnen wurde, die Vereinbarungen zu verschicken, seien die Betroffenen bei verschiedenen Veranstaltungen über die Prozedur informiert worden.

Das Aufgabengebiet im Jugendamt umfasst nicht nur Vereine aus dem Bereich des Sports, sondern auch Feuerwehren oder den Kreisjugendring. Heute gebe es nur noch wenige, die mit der Antwort auf sich warten lassen. Rickmann: „Mit der Rücklaufquote sind wir sehr zufrieden, bei den wenigen fehlenden werden wir demnächst ein Schreiben rausschicken und nachfassen."

Ähnliches berichtet die Kreisvorsitzende des Bayerischen Landessportverbands (BLSV), Brigitte Laske: „Von 116 Sportvereinen im Landkreis warten wir lediglich noch bei elf auf eine Antwort." Diese Zahl enthalte allerdings nicht die Schützenvereine, da diese gesondert erfasst würden. Die Vereine hätten zunächst einen größeren Aufwand befürchtet als es dann in der Praxis der Fall war. Laske stellt klar: „Das heißt aber natürlich nicht, dass ihnen der Schutz der Kinder nicht wichtig ist."

Ihr Ehemann Klaus Laske, Vorsitzender des TSV Aichach, hatte wohl den größten bürokratischen Aufwand im nördlichen Landkreis zu stemmen. Bei seinem TSV gab es 103 Antragsteller, lediglich bei vier von ihnen stehe die Bestätigung noch aus. „Die Hauptsache ist, dass bei keinem Übungsleiter Negativmeldungen ans Tageslicht kamen", sagt Laske und fügt hinzu: „Ich bin zuversichtlich, dass wir es bald geschafft haben." Ihn störe es nicht, dass die Prozedur bei jedem neuen Übungsleiter wiederholt werden muss. Laske habe lediglich Bedenken gehabt, als er den großes Papierstapel sah, den sein Verein im Frühjahr abzuarbeiten hatte.

Ein besonderes Lob hat Laske für die TSV-Trainer, da es ja auch sie waren, die zusätzlichen Aufwand betreiben mussten: „Es lag ja an ihnen, innerhalb der Öffnungszeiten alles zu erledigen." So mussten die Übungsleiter mit einem Schreiben des Vereins zum Einwohnermeldeamt, um das erweiterte Führungszeugnis zu beantragen. Das Zeugnis wird dann dem Antragsteller zugeschickt und der Verein erhält eine Bestätigung darüber, dass das Führungszeugnis einwandfrei ist.

Laske ist froh, dass er die Original-Führungszeugnisse nicht entgegennehmen muss. „Uns reicht eine Bestätigung darüber, dass alles sauber ist", sagt er. „Die Originale bei uns zu haben, halte ich für zu gefährlich." Für Laske sei das Wichtigste, dass sich alle Vereine bemühen, den Schutz der Kinder und Jugendlichen weiter voranzutreiben. Obwohl ein Führungszeugnis nur einen Blick in die Vergangenheit und nicht in die Zukunft zulässt, ist für Laske eines klar: „Wenn dadurch auch nur ein Übergriff an einem Kind verhindert werden kann, dann hat sich das schon bewährt."

Von Thomas Hürner


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