Thomas Fritz

Freier Sportjournalist und Texter (Print, Online), Leipzig

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65. Geburtstag der DHfK in Leipzig: Abwicklung ein „schwerer Fehler"

Frank Engel, der sportliche Leiter der Nachwuchsförderung des Deutschen Fußball-Bundes, war erstmals beim Ehemaligentreffen der DHfK-Mitarbeiter zugegen. Foto: Thomas Fritz

Zum 65. Geburtstag der DHfK trafen sich in Leipzig rund 60 ehemalige Mitarbeiter der 1990/91 abgewickelten Hochschule. Das Aus sei ein "schwerer Fehler" gewesen, sagte der letzte Rektor Gerhard Lehmann.

Von Thomas Fritz

Rund 16.000 Diplomsportlehrer, 600 Ärzte und Sportmediziner und zahlreiche Wissenschaftler erwarben an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig ihren Abschluss. Wie die Fußballtrainer Hans Meyer und Jörg Berger oder Petra Tzschoppe, DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung. In der DDR und weit über die Landesgrenzen hinaus genoss die DHfK einen exzellenten Ruf als Ausbildungsinstitut, im Dezember 1990 wickelte die sächsische CDU-Landesregierung die „Rote Hochschule" trotz vieler Proteste in Windeseile ab. Die offizielle Begründung: Dopingverstrickungen und politische Altlasten.

Zum 65. Geburtstag der DHfK kamen nun 60 Ehemalige im Ratskeller des Neuen Rathauses zusammen, die jüngsten Mitte 60, der älteste 90 Jahre alt. „Wir alle sind geprägt durch die DDR und die DHfK", rief Prof. Gerhard Lehmann (80), der letzte Hochschul-Rektor, beschwörend in die Runde. Frank Engel, der sportliche Leiter der Nachwuchsförderung des DFB, sagte: „Wenn man das Rotlicht vernachlässigt", gemeint ist die sozialistische Propaganda, „dann war das eine wahnsinnig gute Ausbildung. Das erzähle ich überall." Die Mischung aus Lehre, Forschung, Entwicklung und Praxis sei einzigartig gewesen.

Die 1993 gegründete sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig hat bis auf den Gebäudekomplex mit der DHfK kaum etwas gemein. Von rund 1050 Angestellten blieb nur ein Bruchteil übrig, das Lehrangebot wurde drastisch reduziert. Zugegen war von den aktuellen „Spowis" niemand.

"Öffnung für Neues war gut"

Einer der wenigen, der nach der Wende den Sprung schaffte, ist Sieghart Hofmann. Inklusive Studium verbrachte er bis zu seiner Pensionierung 2009 45 Jahre im Hochschuldienst, früher für „Eignung und Auswahl", später unter anderem für Personalfragen zuständig. Er hatte 1990/91 die bittere Aufgabe, 90 Prozent von 500 wissenschaftlichen Mitarbeitern zu erklären, dass sie keine berufliche Zukunft an der DHfK haben werden. „Das waren schwere Gespräche", erinnert sich Hofmann.

Und heute? Die Trainerausbildung sei zu wenig praxisorientiert, das Niveau sei nicht gehalten worden. Positiv bewertet Hofmann dagegen die Entwicklung des Rehasports oder neue Studiengänge wie Sportmanagement. „Die Öffnung für Neues war gut, das muss man anerkennen."

Einig waren sich alle, dass die Abwicklung der DHfK ein „schwerer Fehler" war. „Das haben viel zu spät auch Sportfunktionäre und Politiker erkannt", betont Gerhard Lehmann, der 1991 in Österreich eine neue Anstellung fand. Immerhin lebt der Name im SC DHfK oder im DHfK-Fasching weiter. Heute gibt es mit Köln nur eine gesamtdeutsche Sporthochschule. Die Konkurrenz zu den Rheinländern war wohl auch der Hauptgrund für das Aus. Die Dopingforschung fand tatsächlich am benachbarten, aber eigenständigen Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport (dem heutigen IAT) statt.

Und nein, Walter Ulbricht habe sich entgegen des Gerüchtes zur Grundsteinlegung den Hammer nicht auf den Daumen gehauen, hieß es übereinstimmend. Der große Hammer für die DHfK fiel erst 1990/91. Die Ehemaligen haben daran bis heute zu knabbern.


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