Thomas Fritz

Freier Sportjournalist und Texter (Print, Online), Leipzig

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Champions League: Bayern München gegen FC Arsenal vor Härtetest

In der Allianz-Arena in München wird das Rückspiel gegen den FC Arsenal ausgetragen. Foto: Miasanrot

Mit Arsenal London wartet in der Champions League heute Abend im dritten Gruppenspiel der erste Härtetest auf den FC Bayern. Trainer Pep Guardiola sieht das Team um die Weltmeister Mesut Özil und Per Mertesacker sogar im Vorteil. Halb Fußball-Deutschland hofft, dass die Roten endlich mal wieder verlieren.

Von Thomas Fritz

Wie fühlt sich eigentlich eine Niederlage an? Beim FC Bayern müssen sie bei dieser Frage lange nachdenken. Ganz lange. In der Spielzeit 2015/16 hat der deutsche Rekordmeister jedes seiner Spiele gewonnen - neun in der Bundesliga, eins im DFB-Pokal und zwei in der Champions League.

Das könnte sich heute Abend ändern: Beim FC Arsenal, dem Tabellenzweiten der englischen Premier League, wird der Bundesliga-Primus vermutlich etwas mehr Schweiß als zuletzt vergießen müssen, um seine Weiße Weste zu wahren und einen großen Schritt Richtung Achtelfinale zu machen.

Die Gunners brannten zuletzt gegen Leicester City (5:2) sowie gegen Manchester United und den FC Watford (jeweils 3:0) ein Offensivfeuerwerk ab. In der Champions League steht ihr Punktekonto dagegen noch auf null. "Arsenal muss gewinnen. Deswegen haben sie sogar einen Vorteil. Wir müssen dagegen ankämpfen. Wir müssen sehr intelligent spielen", warnte Pep Guardiola im Vorfeld. Der Gegner von der Insel habe "eine große Qualität mit technisch starken Spielern" und sei in "Topform".

Mesut Özil von Siegchance überzeugt

Arsenals Erfolgsaussichten gegen die dominanten Bayern steigen erheblich, wenn Spielmacher Mesut Özil seine Form der letzten zwei Wochen konservieren kann. Mit einem Tor und drei Vorlagen zeigte er in den vergangenen beiden Spielen seine ganze Klasse. Gegen Manchester führten die Londoner im heimischen Emirates Stadium nach 20 Minuten mit 3:0.

"Wenn wir so spielen und es zu 100 Prozent wollen, dann können wir auch Bayern schlagen", sagte Özil der "FAZ". Ähnlich sieht es Arsenal-Trainer Arsène Wenger. Um eine Chance zu haben, müsse man "wieder dieses Level erreichen", befand der 65-Jährige. Dafür darf sich seine zuletzt solide Defensive um Weltmeister Per Mertesacker keinen Fehler gegen die brandgefährlichen Angreifer Robert Lewandowski und Thomas Müller erlauben.

Der Schlendrian wird kommen

Auf den ersten Dämpfer der aktuellen Saison hofft nicht nur das französische Trainer-Urgestein, sondern auch halb Fußball-Deutschland. Ein Stottern im Bayern-Motor, das könnte vor allem der Bundesliga nur gut tun. Dort hatten die Münchner mit dem für ihre Verhältnisse fast mageren 1:0 gegen Werder Bremen am Wochenende den neunten Sieg hintereinander eingefahren - ein neuer Startrekord. Ihre Torbilanz von 29:4 erscheint wie aus einem Videospiel.

Doch die Wahrscheinlichkeit besagt, dass der Schlendrian irgendwann einziehen wird, dass die erste Pleite nur eine Frage des Wann ist. Ist der Zeitpunkt nun in der englischen Millionen-Metropole London gekommen?

„Arsenals Offensive ist nach wie vor exzellent besetzt und könnte der bisher größte Test für Bayerns Defensive in dieser Saison werden“, sagt Steffen Meyer vom Bayern-Blog „Miasanrot“. Entscheidend ist für ihn, ob Kettenhund Arturo Vidal Özil, der derzeit fast fünf Großchancen pro Partie vorbereitet, den Spaß am Spiel nehmen kann. Gelingt das nicht, könnten die Münchner Probleme bekommen.

Dass ein Dämpfer gut für die Spannung wäre, steht außer Frage. Dass er gut für den FCB wäre, bezweifelt Meyer allerdings. „Durch den großen Konkurrenzkampf im Kader, der durch die anstehende Rückkehr von Arjen Robben wieder etwas verschärft wird, kann die Spannung trotz der anhaltenden Siegesserie hoch gehalten werden. Ich mache mir wenig Sorgen, dass es in der Mannschaft aktuell zu ruhig ist.“ Trotzdem warnt Thomas Müller: "Das wird kein Spaziergang."

Wie fühlt sich eigentlich eine Niederlage an? Vielleicht müssen die Bayern-Kicker bei dieser Frage heute Abend doch nur ganz kurz überlegen.


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